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Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)
Autoren: Daniela Herbst
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zu verlieren.
    Ihm wurde schwindelig und sein Kopf hämmerte. Die obligatorischen Nebenwirkungen seiner Glücklichmacher - die zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt ihre Wirkung entfalteten.
    »Ich habe Ihr Gesicht gesehen, Sie Arschloch! Letzte Woche im Spiegel! Und noch zweimal auf dem Flur. Sie waren es! Von Anfang an!«
    »Bullshit!«
    Als sie ihn erneut mit diesen abstrusen Anklagen konfrontierte, knickten ihm die Beine weg und er landete unsanft auf den Knien. Galle stieg ihm beißend die Kehle hoch und von Müdigkeit übermannt lehnte er sich an das nächstbeste Möbel.
    »Verdammt.« Ächzend wischte er sich kalten Schweiß von der Stirn. Tod durch eine Kugel, weil der Antidepressiva-verseuchte Körper schlappmachte; davon stand garantiert nichts im Beipackzettel ...
    »Was soll das werden?«, kreischte sie, die sauber manikürten Nägel gefährlich dicht am Abzug.
    »Ich schätze ein improvisierter Kreislaufkollaps.« Sein eigentlich sarkastisch angedachtes Grinsen verkam zu einer schmerzverzerrten Grimasse. »Falls es Ihnen nicht zu große Umstände bereitet, dass ich kurz zusammenklappe ...«
    Nervös stütze sie sich am Sofa ab. »Versuchen Sie keine Tricks mit mir.«
    Eine neuerliche Migränewelle malträtierte seinen Schädel.
    »Zum letzten Mal: Ich war seit dem Verkauf nie wieder in diesem Haus. Ich habe Ihnen nichts getan und dieser gottverdammte Spuk ist nicht auf meinem Mist gewachsen.« Er seufzte resigniert. »Aber egal. Zelebrieren Sie weiter Ihre charmanten Halluzinationen. Jagen Sie mir eine Kugel ins Herz oder meinetwegen einen Holzpflock; ich hänge nicht übertrieben am Leben. Bloß lassen Sie mich in Frieden!«
    Zu seiner eigenen Verblüffung merkte Stephan, dass er es auch tatsächlich so meinte. Glücklichmacher hin, Glücklichmacher her, dieser latente Wunsch sich endgültig von seinen Dämonen zu befreien, war nie gänzlich abgeklungen. Er hatte ihn verdrängt, betäubt. Sich vorgegaukelt, diese Nacht im Juni sei ein Zeichen gewesen. Eine holprige und spontane Kehrwendung. Ein Wink des Schicksals, sich aufzurappeln?
    Gott, dieser Tablettencocktail hätte ihn ins Jenseits befördern müssen. Sogar ein ausgewachsener afrikanischer Elefant wäre daran krepiert. Pures Gift zu weißen Pulverbriketts gepresst, aufgeweicht in hochprozentigem Wodka. Wer es nicht durch ungeplantes Kotzen versaute, läutete unweigerlich an Petrus´ Pforte.
    Doch nicht er. Er war nach seinem Nickerchen aufgewacht und munter vom ersten Stock in dieses Wohnzimmer spaziert.
    »Aufhören!«
     
    Laras schriller Schrei katapultierte ihn jäh in die Gegenwart zurück. Er blinzelte sie dämmrig an. Nackte Panik und Zorn lieferten sich einen Zweikampf auf ihrer Miene und er konnte ihren rasenden Puls am Hals ablesen. Sie balancierte am Rand der Hysterie - aber nicht aufgrund seiner Wenigkeit.
    Das hieß, irgendwie schon ...
    Unter dem Türbogen, der zur Küche führte, hatte sich eine flimmernde Gestalt materialisiert. Keine drei Meter von ihnen entfernt. Dort stand sie und lehnte offenbar fasziniert von dem Geplänkel im Rahmen. Und so sehr ihm sein Organismus auch zusetzen mochte, die Ähnlichkeit drängte sich seinem Hirn unleugbar auf.
    Nein, Ähnlichkeit traf es nicht. Dieser Kerl - dieses seltsame Etwas - war er! Eine milchige, halbtransparente Zwillingsausgabe seiner selbst. Dieselbe Statur, dasselbe Gesicht. Es imitierte sogar seine Mimik, seine Gesten, seine Haltung.
    »Ich sagte, Sie sollen aufhören!«
    »Ich bin das nicht«, flüsterte er; unschlüssig, ob sein Protest ihrem Geschrei oder der nebulösen Projektion galt. »Das ...«
    Ein scharfes Stechen zwischen den Rippen lähmte plötzlich seine Zunge. Zwei gewaltige Schauder scheuchten sämtliche Luft aus seiner Lunge und ein dumpfes Pochen überlagerte sein Trommelfell. Eine Wand aus Watte. Begleitet von einem ohrenbetäubenden Knall.
    »Nein. Bitte ... Das wollte ich nicht!«
    Er sah zu Lara, der die Pistole aus den Fingern fiel.
    »Oh bitte nein!« Sie schlug die Hände vor den Mund und rannte stolpernd zu ihm. »Es tut mir so leid …«
    Er sah zu der Geistererscheinung, die nun ein Glas vor sich hielt und ihm zuprostete, während sich gleichzeitig ein dunkler Schatten auf ihrer Brust ausbreitet.
    »Stephan? …«
    Die Welt um ihn herum färbte sich grau. Abgesehen von dem einen roten Fleck, der sein Hemd tränkte. Alles verdichtete sich zur Zeitlupe und parallel zum Zeitraffer: Lara, die Tücher auf seine Wunde drückt. Sein Alter Ego unterm Türstock,
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