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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte
Autoren: Heinz G. Konsalik
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afrikanischen Sitzkissen und breitete die Arme aus. Die Mädchen in der Halle winkten fröhlich. Huilsmann nahm ihnen die Regenmäntel ab. Darunter waren sie sehr sommerlich bekleidet, mit tief ausgeschnittenen Blusen, kurzen Röcken und wenig Unterwäsche. Schreibert sah es sofort mit seinem geschulten Blick und schnalzte mit der Zunge. »Hierher, ihr Süßen!« rief er. »Für Onkel Hermann ist blond immer gleichbedeutend mit Honig!« Er ging den Mädchen entgegen, umarmte jede und küßte sie ab. Erlanger knurrte leise wie ein zorniger Hund.
    »Man sollte meinen, er käme aus dem Urwald und hätte seit einem Jahr keine Frau mehr gesehen«, sagte er.
    Boltenstern zählte mit den Augen die Mädchen. »Vier –« Er schüttelte den Kopf. »Es müssen doch fünf sein!«
    »Willst du zwei haben?« fragte Erlanger sarkastisch. »Übernimm dich nicht, Alf.«
    »Die Direktrice fehlt.«
    Huilsmann kam ins Zimmer. Er hatte die Platinweiße und die Schwarze untergefaßt und führte sie zu Erlanger und Boltenstern. »Eine kleine Umdisposition!« rief er. »Die vier Hübschen sind allein gekommen, mit einem Personenwagen. Die Direktrice hat plötzlich Mandelentzündung bekommen.«
    »Wir werden ihr eine Karte schreiben.«
    Boltenstern schien wütend zu sein. »Und nun? Jemand von euch muß doch fahrfähig bleiben.«
    »Ich.« Das schwarzgelockte Mädchen blinzelte Boltenstern zu. »Ich bin Karin.«
    »Alf –«, sagte Boltenstern knapp.
    »Ich bin auch nüchtern eine fröhliche Natur. Du brauchst kein saures Gesicht zu ziehen, Schatzi! Laß dich überraschen.«
    »Musik!« brüllte Schreibert aus dem Hintergrund. Er saß bereits auf seinem afrikanischen Kissen, hatte die Blonde auf dem Schoß und herzte und küßte sie. »In einer Stimmung bin ich, Leute! Bei so viel jugendlicher, unverdorbener Schönheit fühle ich mich wie ein Seehund im Heringsschwarm!«
    Die Mädchen lachten. Huilsmann stellte die Stereoanlage an. Leise, zärtliche Musik wehte irgendwoher aus den Winkeln des riesigen Raumes. Sie füllte den Raum aus und war doch nicht greifbar.
    »Ich bin Beatrice«, sagte die Platinweiße zu Erlanger und hakte sich bei ihm ein. »Gib mir einen Schluck von deinem Kognak.«
    »Richard.« Erlanger hielt Beatrice sein Glas hin und beobachtete sie, wie sie trank. Wie ein Vögelchen, dachte er. Mit gespitzten Lippen, die einem Schnäbelchen gleichen.
    Huilsmann hatte die rote Mary untergefaßt und zog sie mit zur Küche. Boltenstern verteilte Gläser mit Sekt, Schreibert hielt der blonden Lola einen Vortrag über französische Unterwäsche.
    »Du bist so ernst, Richard«, sagte Beatrice zu Erlanger. »Komm, laß uns tanzen. Oder gefalle ich dir nicht?«
    »Doch, doch. Du bist ein bezauberndes Mädchen.« Erlanger drückte sie an sich, legte die Hand um ihre Hüfte und begann nach der unsichtbaren Musik zu tanzen. Ein Wiegen und Gleiten war es, ein gegenseitiges Streicheln der Körper, ein raffiniertes Spiel mit der inneren Spannung.
    Aber er tanzte etwas hölzern, und während Beatrice ihren Kopf an seine Schulter lehnte und die Arme um ihn schlang, sah er über ihre platingefärbten Haare hinweg auf die anderen.
    Huilsmann kam aus der Küche und balancierte einige Silbertabletts. Die rote Mary schob einen Servierwagen vor sich her. Sie hatte ihr Kleid bereits ausgezogen und trug über Höschen und Büstenhalter nur eine kleine Servierschürze mit gekräuselten Spitzen. Das sah entzückend aus. Huilsmanns Augen glänzten.
    Dann aßen sie. Hummercocktail, geräuchertes Forellenfilet, Wildpastete mit Jägersoße, Toast, und dazu tranken sie Sekt. Kurz vor dem Ende des Essens stand Boltenstern auf und ging hinaus. Er schloß die Badezimmertür und nahm seine Brieftasche heraus.
    Zwischen den beiden Plastikblättern lagen schmale Streifen Löschpapier, voneinander getrennt durch Aluminiumfolie. Vier Löschblätter hatten einen rosa Schimmer, die anderen vier glänzten weiß in dem kalten Licht der Neonröhren.
    Vorsichtig löste Boltenstern die Löschblätter von der Aluminiumfolie, hob sie an die Nase, schnupperte, schüttelte den Kopf, denn sie rochen nach gar nichts, nahm dann eins der Löschblätter heraus, hielt es gegen das Licht und schüttelte wieder den Kopf. Darauf packte er die Blättchen wieder in die Brieftasche zwischen die Plastikschützer, schob das Lederetui in seinen Anzug und verließ das Bad.
    In dem halbdunklen Riesenzimmer mit den matt leuchtenden Glaskästen der exotischen Pflanzen herrschte bereits ein
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