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Zug der Traeume

Zug der Traeume

Titel: Zug der Traeume
Autoren: Ruthie Knox
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Souvenirshop, wo es einen Eisenbahntisch gibt, den Josh über alles liebt.
    Wir kommen schon seit Monaten hierher. Wir haben eine Mitgliedschaft, was nicht so eine Verzweiflungstat ist, wie es sich anhört. Sie kostet nur fünfundzwanzig Piepen, zahlt sich also schon nach ein paar Besuchen aus.
    Josh tapst zum Tisch hinüber und fängt an, mit den Wagen auf den Schienen herumzufahren, über die Brücke, in den Lokschuppen. Die Züge haben merkwürdige graue Gesichter, die ich früher unheimlich und befremdlich fand. Sie haben aufgehört, mich zu stören. Ich finde es nicht mehr seltsam, Züge zu personifizieren. Für Kinder wird alles personifiziert.
    Josh hat seine eigenen Wörter für Thomas, Percy, Henry, Gordon. In der tiefen Stimme von Sir Topham Hatt, dem dicken Schaffner, sage ich zu ihm: »Sie haben Verwirrung gestiftet und den Zug aufgehalten«, und er kichert jedes Mal. Er ist total verrückt nach Sir Topham Hatt.
    Normalerweise spielen wir so etwa vierzig Minuten mit dem Eisenbahntisch und wandern dann durch die große Halle, wo die Innenzüge stehen. Josh klettert gern die steilen Eisentreppen hinauf, watschelt die mit Teppich ausgelegten Gänge entlang und fasst Sachen an, obwohl er es nicht soll.
    Ich denke gern an Tyler.
    Ich habe ihn noch nie hier gesehen, aber ich rechne immer mit der Möglichkeit. Jetzt, da ich weiß, was sein Job ist, weiß ich auch, welches sein Büro ist. Es liegt als einziges in dem Flur, der den Ausstellungsbereich mit den Innenzügen verbindet.
    Seine Bürotür ist geschlossen, als Josh und ich vorbeigehen. Wie immer.
    Wir gehen durch den Pullmanwagen und drücken auf den Multimediakonsolen vor dem Zug herum. Um die Ausstellungsstücke herum ist eine Messingabsperrung, und Josh duckt sich immer wieder darunter hindurch. Wenn ich versuche, ihn davon abzuhalten, läuft er kreischend davon.
    Ich weiß, ich sollte nicht zulassen, dass er es in ein Spiel verwandelt, denn er macht ja etwas, was er nicht soll, doch ich bin heute zu müde, um mich darum zu kümmern. Wenn ich ihn davon abhalte, schreit er, und ich muss ihn ordentlich zurechtweisen. Viel lieber würde ich meine Gedanken schweifen lassen, mit den Fingern über das kühle Messing fahren und in Erinnerungen an diesen Ort schwelgen. Und in der Vorfreude auf mein nächstes Date.
    Josh schlüpft unter der Absperrung durch, und ich greife halbherzig nach ihm, nur um ihn vor Lachen quietschen zu hören. Anstatt, wie sonst, wieder nach vorne und auf die Plattform gepest zu kommen, rennt er weg und fordert mich mit einem Blick über die Schulter auf, ihm nachzujagen.
    Ich tue ihm den Gefallen und laufe ihm nach, die ganze Big Boy entlang bis zum Geburtstagszug. Josh besteht jedes Mal darauf, dass wir da einsteigen. Er liebt die Luftschlangen darin und will, dass ich ihm davon erzähle, wie wir hier seinen zweiten Geburtstag feiern werden. Dass er Lisa einladen wird und seine beiden Babysitter und alle seine kleinen Freunde.
    Wenn wir wieder aussteigen, will er sich an das Metallgeländer an der Treppe hängen – noch etwas, was ich ihm dummerweise einmal habe durchgehen lassen. Es ist Monate her, aber er hat es nie vergessen. Ich passe gut auf, damit er nicht runterfällt und sich wehtut.
    Und da höre ich hinter mir Tyler sprechen.
    »Blöde Gören«, sagt er. Ich höre die Worte deutlich, allerdings nicht den Satz, in den sie eingebettet sind. Ich höre es, weil er »Gören« mit der Art von Gehässigkeit sagt, die Aufmerksamkeit erregt.
    Meine Hände schweben weiter über Joshs Hüfte, doch ich drehe den Kopf. Tyler beugt sich über einen Tisch und beseitigt zusammen mit einer Kollegin, die ich aus dem Souvenirshop kenne, offenbar die Reste einer Geburtstagsparty.
    »So schlimm sind die auch nicht«, meint sie.
    »Sie klauen die Spielzeugzüge und machen Dreck.«
    »Stimmt, aber für dieses Privileg zahlen sie ja auch.«
    »Nicht genug«, erwidert er. »Und von dem Geschrei kriege ich Kopfschmerzen.«
    Er ist dabei, Papierteller in einen Plastikmüllbeutel zu werfen, hält jedoch inne, um sich die Stelle zwischen den Augen zu reiben. Ich denke daran, dass Josh gerade eben geschrien hat. Er hat seine Cracker im Pullmanwagen verschüttet, und ich musste sie auf allen vieren wieder einsammeln. Ich bin sicher, dass mir ein paar durch die Lappen gegangen sind. Ich kriege nie irgendetwas wieder restlos sauber. Meine Jeans ist mit Glasur von dem Cupcake beschmiert, den ich Josh zum Mittagessen erlaubt habe.
    Josh gehört zu den
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