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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft
Autoren: Susan Johnson
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von sich gestreckten Beinen in einen Sessel fallen, hob prostend das Glas und sagte lächelnd: »Auf einen günstigen Wind!«
    »Nach ein paar Glas davon wirkt Priscilla vielleicht interessanter«, bemerkte Saskia amüsiert.
    »Das trifft mit Sicherheit auch auf die Gräfin zu«, entgegnete er leise.
    »Diese Frau beschäftigt dich aber wirklich!«
    Er senkte die Lider und ließ den Kopf ganz leicht über dem Glas sinken. »Oh, ja ...«
    »Warum nur?«
    »Ich weiß es nicht. Sie ist sehr schön, glaube ich.«
    »Ist sie groß?« Sie wußte, daß Kit hochgewachsene Frauen bevorzugte.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ist sie charmant?«
    Er prustete. »Wohl kaum, Sie hat mich abblitzen lassen.«
    »Vielleicht bildet sie für dich eine Herausforderung?«
    Er zuckte mit den Achseln und schüttelte dann wieder den Kopf. »Nein, diesmal ist es kein Spielchen ... Es ist einfach ... anders«, sprach er langsam weiter. »Sie ist sehr klein ...«, fuhr er fort, als würde das etwas erklären.
    »Und blond ... hellblond ...« Seine Stimme verebbte, genau wie seine Aufmerksamkeit, und Saskia dachte über diese neue Entwicklung bei Kit Braddock nach. Vielleicht erfüllte sich schließlich doch ihr Wunsch hinsichtlich Priscillas. Sie haßte es, ihm bei der berechnenden Umwerbung des Pembroke-Mädchens zusehen zu müssen.
    »Wir haben also heute gewonnen«, sagte er, aus seinen Tagträumen erwachend und bewußt ein leichteres Thema anschneidend. »Hast du damit gerechnet?«
    »Natürlich.«
    Kit grinste. »Ich auch. Jetzt haben wir einen Tag frei.«
    »Abgesehen von deinen gesellschaftlichen Verpflichtungen beim Prinzen von Wales.«
    »Das sind nur noch eine oder zwei Wochen, und vielleicht verzichte ich anschließend auf die Jagd in Schottland.«
    Was bedeutet, daß er Priscilla vielleicht doch keinen Heiratsantrag machen wird, freute sie sich. Vor zwei Tagen noch hatte er geplant, an der Jagd teilzunehmen. »Und dann geht's nach New York?« fragte sie beiläufig.
    Er nickte. »Und anschließend nach Newport.«
    Hat er den Priscilla-Plan insgeheim bereits aufgegeben? fragte sie sich fröhlich und sah zu, wie er das Glas in einem Zug leerte. »Du hast keine Zeit für ein zweites Glas«, sagte sie, wieder seine Gedanken lesend. »Wenn du nicht bald mit dem Ankleiden fertig bist, kommst du zu spät.« Sie erhob sich vom Bett, trat zum Schrank und holte seinen schwarzen Frack heraus, den sie Kit mit einem schelmischen Grinsen entgegenstreckte. »Vergiß nicht, dich heute abend gut zu benehmen und auf deine Manieren zu achten.«
    Er stellte sein Glas ab und erhob sich seufzend aus seinem Sessel. »Ich hasse diese Komplikationen.«
    »Dann laß deine Angela in Frieden.«
    Einen Moment lang blieb er reglos stehen und schien nachzudenken. »Aber das will ich nicht«, murmelte er leise mit einem Schritt auf das ihm entgegengehaltene Jackett zu.
    »Das sehe ich«, erklärte sie gelassen. »Bonne chance, mon ami .« Ihr Lächeln für ihn, der sie aus den Docks von Surabaja gerettet hatte, strahlte große Wärme aus.
    Er grinste. »Heute abend brauche ich deine Segenswünsche«, meinte er und glitt in den Frack. »Mir ist zumute wie damals mit sechzehn.«
    »Das allein könnte die kultivierte Gräfin schon für dich einnehmen«, gab Saskia leichthin zurück und fegte ein Stäubchen von den Jackettschultern.
    Kit wandte sich um und berührte ihr Kinn mit einem Finger. »Während Priscilla lieber ältere Herren hat.«
    »Wie schade. Dann muß sie sich einen anderen suchen.«
    »Eine gute Idee, nicht wahr?«
    »Die erste, seit wir in England angekommen sind.«
    »Halt mit deinen Gefühlen nur nicht hinterm Berg«, scherzte er.
    »Seit du dich für dieses Heiratsabenteuer entschieden hast, bin ich eine Meisterin an Zurückhaltung und Beherrschung geblieben.«
    »Und das schätze ich sehr«, erwiderte Kit gelassen.
    »Geh jetzt«, befahl Saskia und schob ihn zur Tür. »Deine Gräfin wartet.«

4
    Das goldene Licht der Abenddämmerung und der sinkenden Sonne spiegelte sich in der großen Kinderstube in Eden House. Angela und ihre Tochter May saßen in dem Erkerfenster mit Blick auf den Hafen und lasen Mays Lieblingsgeschichte: Peter Rabbit wurde gerade von Mr. McGregor durch den Garten gejagt. 1 »Lauf schnell, Peter, lauf!« Mays große blaue Augen waren vor Aufregung weit aufgerissen. Sie griff nach der eselsohrigen Buchseite und wollte sie rasch wenden.
    »Meinst du, er schafft es?« flüsterte Angela.
    »Schnell, Mama!« rief das Kind bettelnd,
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