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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah
Autoren: Heidi Hassenmüller
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eingeladen. “Ich habe den beiden, besonders aber Patty, viel zu danken. In der Zeit nach meiner Scheidung konnte ich immer bei Piet und Patty anklopfen. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich ihnen zeige, wie festlich man in Deutschland Weihnachten feiert? Da kannst du dich so richtig in der Küche ausleben.”
    Gaby wünschte, daß Mutti sie so hätte sehen können. Wie sie die frische Champignonsuppe mit Sahne abschmeckte, den Aal auf kleinen Toastschnitten anrichtete, garniert mit einigen Blättern frischem Eichblattsalat, Kartoffelbrei stampfte, Rotkohl mit Äpfeln kochte und natürlich, wie sie die wunderbar duftende Gans alle Viertelstunde mit hellem Bier begoß.
    Sie erinnerte sich daran, daß sie Mutti, als sich der Kontakt nach ihrem dramatischen Abgang von zu Hause langsam wieder belebte, in den Keller ihrer ersten Wohnung geführt hatte. Reihen voll Eingemachtes standen da, in Reih und Glied, erfolgreiche Zeugen einer Küchenschlacht. “Auch Mixed Pickles, die ißt du doch so gerne!” Mutti hatte mit ungläubigem Gesicht ein Glas in die Hand genommen. “Hast du die eingelegt?” Gaby hatte genickt. “Ich koche auch alles Gemüse ein. Robbie meint, das ist viel gesünder.” Das war gelogen, denn es war Robbie vollkommen egal, woher das Gemüse kam, solange die Fleischportion seinen Wünschen entsprach. Aber eine gute Hausfrau war doch besorgt, daß gesundes Essen auf den Tisch kam! Und selbst Eingekochtes, das zeigte, daß sie eine gute Hausfrau war! Gut und pflichtbewußt.
    Hubert wußte das zu würdigen. Gutes Essen war für ihn sehr wichtig. Jedes Essen wurde zum Festmahl mit ihm. “Weißt du, ich bin das von zu Hause so gewöhnt. Essen hat in erster Linie etwas mit Kultur zu tun. Und meine Mutter ist eine hervorragende Köchin.” So brannte auch jetzt immer eine Kerze in dem glänzend geputzten alten Messingleuchter — ein Erbstück aus seinem elterlichen Haus — die Serviette aus feinem Leinen mußte genau neben der silbernen Gabel liegen. Das Glas für den Kornbranntwein mußte beschlagen, wenn der Schnaps richtig gekühlt war. Man aß langsam und mit Genuß. “Mindestens dreißigmal kauen”, ermahnte er die Kinder, “dann hat der Magen ein leichtes Spiel.”

    Das Weihnachtsessen war gelungen. Es schmeckte allen ausgezeichnet, und es durfte sogar bei Tisch deutsch gesprochen werden. “Vorzüglich, die Gans, so knusprig, wie bekommst du das nur hin?” Patty zupfte anmutig etwas Haut mit ihren lackierten Fingernägeln von einem Gänseflügel. “Ich bin noch nie eine gute Köchin gewesen.” — “Du hast halt andere Qualitäten”, brummte Piet und hob sein Glas. “Darf ich auf die Hausfrau trinken?” Ich hätte meine Nägel noch lackieren sollen, dachte Gaby und erwiderte lächelnd den Toast.
    Später, als die Kinder im Bett lagen, legte sich auch Piet etwas hin. “Zuviel Gänsebraten”, sagte er. “Ein Viertelstündchen auf eurem Gästebett wird mir guttun.” — “Ich räume die Küche schon auf’, Gaby schob Hubert zur Tür hinaus. “Kümmere du dich um Patty. Sie kann doch nicht alleine im Wohnzimmer sitzen.” Sie war froh, ein wenig alleine in der Küche zu sein. Die aufkommende Übelkeit beim Anblick all der fettigen Überreste bekämpfte sie mit einem tiefen Atemzug. Eine starke Seifenlauge und ran an den Feind, ermunterte sie sich selbst. Sauber mußte alles sein, appetitlich und frisch. In einer halben Stunde war alles fertig. Zufrieden trocknete sie ihre Hände ab. Jetzt noch die Abfälle zur Mülltonne nach hinten in den Garten bringen, und dann konnte sie mit den anderen ein Glas Martini trinken. So, wie Hubert ihn immer servierte, mit zwei Stückchen Eis und einer Scheibe Zitrone. Als sie von dem Ascheimer zurück aufs Haus zulief, sah sie ins Wohnzimmer. Die Gardinen zum Garten waren nicht zugezogen. Patty lag auf der Couch. Ihr enger Rock war bis zur Hüfte hochgeschoben. Hubert lag schräg auf ihr, eine Hand auf ihrem halb entblößten Rücken, die andere unter ihrem Rock. Die elektrischen Weihnachtskerzen flackerten.

    Irgendwie hatte sie es fertiggebracht, ins Wohnzimmer zu gehen. “Mir ist nicht gut”, hatte sie zu Hubert gesagt und Patty nicht angesehen. “Ich möchte, daß sie geht. Sag Piet bitte Bescheid.” Und mit einem Blick zu dem dunklen Gartenfenster: “Zieh das nächstemal die Gardinen zu. Die Nachbarn hätten euch sehen können.” Sie ging zurück in die Küche, ihre Beine schienen in hölzerne Stelzen verwandelt zu sein. Leise schloß sie
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