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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah
Autoren: Heidi Hassenmüller
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Mann wie er eine Frau wie sie geheiratet hatte — ein Mann wie er, aus gutem Hause — “meine Mutter legt großen Wert darauf, daß unser Blut einen leichten Blaustich hat, kannst du dir vorstellen, wie unwichtig ich das finde?” — , intelligent und gebildet, nicht umsonst gehörte er zum höheren Personal in seiner Firma, so unwahrscheinlich gutaussehend, gepflegt und dabei auch noch immer lieb und verständnisvoll. “Ich liebe dich, mein Liebling, ich liebe dich, wie nie eine Frau zuvor.” — “Was liebst du an mir?” bohrte sie weiter. “Habe ich irgend etwas Besonderes?” Seine schmalen Hände griffen zärtlich in ihre langen Haare. “Die liebe ich. Du hast wunderschöne Haare. Du darfst sie nie abschneiden lassen.” — “Ich kann doch nicht noch als Oma mit Haaren bis zu den Hüften herumlaufen”, protestierte sie schwach. “Ich warne dich”, scherzte er, “wenn du die Haare abschneidest, liebe ich dich nicht mehr.”
    Es war wunderbar mit ihm, alles, jede Minute des Tages, die sie in seiner Gegenwart verbringen durfte. Wie er ihr den Wein bei Tisch einschenkte, wie er ihr umsichtig in der Küche zur Hand ging, wie er ihr in den Mantel half, wie er auf der Straße den Arm um ihre Schultern legte, sie fühlte sich so unendlich geborgen. Und nachts entdeckte sie, daß seine Liebe ihren Körper verwandelte. Es war, als brächte er endlich die Saiten zum erklingen, die bisher nur schrille Dissonanzen hervorgebracht hatten. Sie lernte sich zu entspannen, zu vertrauen und zu genießen. Manchmal glaubte sie, daß es solche Gefühle gar nicht geben konnte. Dann bedeckte sie sein Gesicht, seinen Hals, seinen Köper mit unzähligen kleinen Küssen. “Wie kann es nur so schön sein”, murmelte sie erstickt an seinem Herzen. “Das ist doch nicht das, was man Sex nennt. Das ist so anders, so vollständig, ohne Makel.” — “Mein Liebes”, er streichelte über ihren warmen Rücken. “Du bist wunderbar. Und darum ist es so wunderbar. Ich habe das noch mit keiner Frau so erlebt. Ich will alles nur noch mit dir erleben. Mein ganzes Leben lang.”
    Gab es so ein Glück? Dafür hatte es sich gelohnt zu kämpfen, zu überleben. In all den dunklen Stunden in ihrem früheren Leben hatte sie gehofft, davon geträumt, daß jemand so etwas zu ihr sagen würde. Jemand, der sie liebte und beschützte und dem sie vertrauen konnte. Ohne Vertrauen konnte es keine Liebe geben, dann war die Liebe wie ein Haus ohne Dach, ein Haus, in dem es nie warm wurde.
    “Wärme mich”, hatte ihre Mutter vor ihrem Tod gemurmelt. “Ich habe es so kalt. Ich habe es immer so kalt gehabt.” Den Blick schon in eine ungewisse Feme gerichtet, forderte sie dann das Versprechen von ihr. “Kümmere dich um Pappi. Er wird ja auch anders. Er wird alt. Und kümmere dich um deinen Bruder.” Sie hatte es ihr versprochen. Und es eines Tages nicht mehr halten können...
    Jetzt war das alles nicht mehr wichtig. Nur die Gegenwart zählte noch. Seine Liebe, seine sie umhüllende Fürsorge, seine Geduld. Die Carpenters sangen: “On the top of the world”, und sie freute sich darauf, wenn sie von dem siebten Himmel wieder herabsteigen würde und mit ihm den Alltag erleben durfte.
    Der Absturz kam jäh und unerwartet. Später, den Rest ihres Lebens, würde Gaby sagen, daß sie zwei Monate, zwanzig Tage und zehn Stunden geglaubt hatte, glücklich zu sein.
    “Unser erstes gemeinsames Weihnachtsfest in unserem Heim”, hatte sie am Morgen desselben Tages gesagt. “Ich weiß nicht, wie ich all das in mich aufnehmen kann. Soviel Glück!”
    Unter dem Tannenbaum hatte die Bluse gelegen, die ihr beim gemeinsamen Bummel durch die festlich beleuchteten Straßen zu teuer erschienen war. Natalie saß schon den ganzen Tag zufrieden im Sessel und las “Das verlorene Mädchen “ von Lawrence, und Manfred baute mit dem Fischer-Price-Kasten elektronische Meisterwerke.
    Mit hochrotem Gesicht begoß Gaby in der Küche die Weihnachtsgans und rührte den Rotkohl um. “Meine Mutter fügt dem Kohl immer etwas Gänseschmalz hinzu”, sagte Hubert und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. “Du hast doch auch Äpfel mitgekocht?” Gaby nickte und versuchte das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. Sie hatte noch ein besonderes Geschenk für ihn. Seine Freude über den Sammelband von Wilhelm Busch war groß gewesen. Das andere war etwas für heute abend, wenn die Gäste wieder gegangen waren. Ehemalige Nachbarn hatte er zu ihrem ersten Weihnachtsessen
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