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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten
Autoren: Mary Hooper
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sehr bewundert«, warf sie ein. »Alle Galane lassen Bemerkungen darÜber fallen.«
    »Hier gibt es keine Galane«, sagte Mrs. Black trocken. Sie warf uns einen letzten Blick zu und strich ein Blatt von Sarahs Rock. Dann klopfte sie sacht an die Tür und führte uns in den Raum.
    Ich musste mich anstrengen, dass mir der Mund nicht offen stehen blieb bei dem Anblick, der sich mir bot. In der Tat könnte ich nicht in allen Einzelheiten beschreiben, was sich in dem Raum befand, doch ich weiß, dass es lange lila Samtvorhänge gab und viele mit Kristalltröpfchen verzierte Spiegel, die von Kerzen angeleuchtet wurden (weil es bereits dunkel war), und dass alles ganz strahlend, hell und prächtig aussah. Von der Decke hingen drei goldene Vogelkäfige herab, in denen jeweils mehrere leuchtend bunte Vögel saßen.
    Inmitten all dieser Pracht saß Lady Jane an einem kleinen Tisch und spielte mit drei anderen Damen Karten. Alle vier trugen sie hohe, glänzende Perücken und waren in die allerschönsten Gewänder aus edlen Stoffen gekleidet. Lady Jane selbst trug steifen Goldbrokat Über Goldmoire, eine ihrer Gefährtinnen war in glänzend grüne Seide gekleidet, die mit Silber abgesetzt war, und die übrigen beiden Damen trugen Rottöne: die eine Tiefrot, die andere ganz zartes Rosa. Alle vier zusammen sahen so reich und vornehm aus, als wären sie aus einem Gemälde.
    Sie legten ihre Karten zur Seite und blickten uns an, so dass Sarah und ich unwillkürlich so tief knicksten, als stünden wir vor dem König von England.
    Lady Jane würdigte uns keines Blickes. Sie erhob sich, steuerte direkt auf ihre Nichte zu und nahm sie Mrs. Black ab. Doch sie griff zu plötzlich nach ihr, und Grace fing sofort an zu weinen.
    »Sei still, du dummes Ding!«, sagte sie und versuchte ohne jeden Erfolg, Grace zu beruhigen, indem sie sie hochhob und hin und her wiegte.
    »Das mag sie nicht!«, platzte ich heraus und hätte ihr Grace wieder abgenommen, wenn mich nicht die Blicke von Mrs. Black und meiner Schwester zurückgehalten hätten.
    »Dann nehmt sie bitte, Mrs. Black!«, sagte Lady Jane, ohne weiteres Interesse an Grace zu zeigen. »Ich weiß, dass Ihr ihre Kinderstube bereits hergerichtet habt.«
    Mylady Übergab Grace Mrs. Black und setzte sich wieder an den Kartentisch. Es schien, als seien wir entlassen (und als hätten wir ebenso viel Wert wie Flöhe auf einer Überdecke, wie ich später zu Sarah sagte). Mrs. Black zögerte unseren Abgang jedoch mit einem bedeutungsvollen Nicken hinaus.
    »Oh! Vielen Dank, dass Ihr so freundlich seid, uns hier in Eurem Haus aufzunehmen«, sagte Sarah.
    Ihre Ladyschaft nickte, und da sie mich ansah, fragte ich: »Und was sollen wir jetzt tun?«
    Mrs. Black hickste und warf mir einen bösen Blick zu, also fügte ich hinzu: »Eure Ladyschaft. Bitte.«
    »Ihr werdet natürlich beide hier bleiben, bis die Pest von London ablässt«, sagte Lady Jane, nahm ihre Karten wieder in die Hand und vertiefte sich in ihr Blatt. »Und dann wird Carter Euch mit der Kutsche zurückbringen.«
    »Aber wie werden wir erfahren, wann wir ohne Gefahr zurückkehren können?«
    Lady Jane winkte abwehrend ab und sagte: »Wir bekommen jede Woche Nachrichten. Es kommen wieder Zeitungen und Briefe aus London - wir werden es mitbekommen, wenn man ohne Gefahr zurückkehren kann.« Sie wandte sich von uns ab und wieder ihrem Blatt zu, und da Mrs. Black und Sarah in der Tür standen und beide mich mit großen Augen ansahen, zog ich mich zurück.
    »Lady Jane darf von Euresgleichen nicht belästigt werden«, tadelte Mrs. Black hicksend, als wir das
    Zimmer verlassen hatten. »Sie hat ganz andere Sorgen.«
    »Wie wir gesehen haben«, murmelte ich, doch wegen Graces Gebrüll hörte mich Mrs. Black nicht.
    Mit der schreienden Grace auf dem Arm führte Mrs. Black uns weitere Gänge entlang zu dem Flügel, in dem die Kinderstuben lagen, und wo, wie sie uns erklärte, Lady Janes Kinder mit ihrem Personal lebten und unterrichtet wurden. Nachdem sie uns erzählt hatte, dass Grace ein eigenes Zimmer bekäme sowie ein Kindermädchen, das sich um sie kümmern würde, betraten wir ein kleines, weiß getünchtes Zimmer, in dem ein vielleicht vierzehn Jahre altes Mädchen ein paar Kohlen auf dem Rost anblies, um ein Feuer anzufachen. Dies war offensichtlich Graces Kinderstube, denn außer einem schmalen Bett standen hier noch eine kräftige Holzwiege, ein Tisch und ein Stuhl sowie ein hölzernes Schaukelpferd. Letzteres sah aus, als sei es von Lady
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