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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche
Autoren: Martin Edwards
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mit deiner prüden Polizistin nie so gefühlt? Dich nie danach gesehnt, dich deinen mächtigsten und lüsternsten Instinkten ganz hinzugeben? Nie danach gelechzt, dich in die dunkelsten Begierden von Leben und Tod fallen zu lassen?«
    »Worauf willst du ... hinaus?«, murmelte er.
    Trotz seiner aufgestauten Begierde und seiner Angst spürte er, wie er abdriftete. Er hing an seinem Bewusstsein wie ein verzweifelter Mensch, der sich mit den Fingerspitzen an der Fensterbank eines Hochhauses festkrallt und nicht wagt, hinunter auf die belebte Straße zu blicken.
    »Früher dachte ich, dass ich jemanden besitzen wollte, aber das stimmte nicht. Bethany war ein fehlgeschlagenes Experiment. Es ist viel schöner, besessen zu werden. Oh, Marc, hast du denn immer noch nicht begriffen? Und das, obwohl du dich mit all dieser Weisheit und so vielen Büchern umgibst?« Noch einmal drückte sie seine Finger, dann ließ sie sie fallen wie ein Stück Abfall. »Was bist du nur für ein Mensch? Ich spreche von Mord. Als eine schöne Kunst betrachtet.«
    Während Fern Donna über Denstone alias Seeton unterrichtete, schloss sich Hannah in ihr Büro ein und bereitete sich darauf vor, mit Marc zu sprechen. Natürlich musste sie behutsam vorgehen, weil sie selbst in gewisser Weise mit betroffen war. Cassie würde zu ihrer Beziehung zu Bethany Friend befragt werden müssen - eine Aufgabe, für die Maggie in Frage kam. Allerdings war es an Hannah, den Boden vorzubereiten. Den Fall zu lösen konnte sich durchaus als Pyrrhussieg herausstellen, denn er besaß das Potenzial, ihr Zusammenleben mit Marc zu beenden.
    Judith kam ans Telefon. Nach ein wenig Geplänkel über das schreckliche Wetter und den umgehenden Virus sagte sie, sie vermute, dass Hannah Marc sprechen wolle.
    »Nur wenn er nicht zu beschäftigt ist.«
    »Er hat angerufen und uns gesagt, er käme heute nicht ins Geschäft. Er ist hinter einer Sammlung von Olaf-Stapledon-Manuskripten her, die irgendeinem Kerl in Keswick gehört.«
    »Okay.« Hannah machte eine kurze Pause. »Könnte ich dann bitte mit Cassie sprechen?«
    Zögerte Judith mit ihrer Antwort, oder bildete sie sich das nur ein?
    »Cassie ist heute auch nicht da.«
    Hannah verdaute den Satz schweigend. Die Wendung, die ihre Gedanken nahmen, gefiel ihr nicht.
    »Der Nebel?«
    »Ich nehme es an.«
    »Ich glaube, man kann niemandem einen Vorwurf machen, wenn er bei diesem Wetter nicht vor die Tür gehen will. Schön, dass wenigstens Sie gekommen sind.«
    »Ich wohne gleich an einer Bushaltestelle. Ich habe gerade mal fünf Minuten länger gebraucht als sonst.«
    »Wissen Sie, ob Cassie mit dem Auto kommt? Ich frage aus reiner Neugier. Oder fährt sie auch mit dem Bus?«
    »Nein, sie kommt mit dem Auto.«
    »Richtig - wo Sie es sagen! Ich glaube, ich habe ihr Auto schon einmal im Hof stehen sehen.«
    Das stimmte zwar nicht, aber was bedeutete es schon?
    »Na ja, das Ding ist ja wohl nicht zu übersehen.« Judith wollte offenbar eine kleine Gemeinheit loswerden, wusste aber nicht, wie weit sie bei der Lebensgefährtin ihres Arbeitgebers gehen durfte. »Also ganz unter uns - die Farbe ist wirklich nicht mein Ding. Viel zu grell. Ich würde mir nie im Leben ein violettes Auto kaufen.«
    Der Impuls! Jede Ermittlung brauchte einen Impuls, und endlich hatten sie ihn. Typisch - da wartete man Ewigkeiten auf den richtigen Verdächtigen, und dann tauchten gleich zwei auf. Die große Herausforderung bestand nun darin, sie auch zu finden. Cassie Weston wohnte außerhalb von Kendal, Arlo Denstone in Grasmere. Während Mitglieder der beiden vereinigten Teams abgestellt wurden, die beiden Verdächtigen aufzusuchen und zu verhören, schrieb Hannah Marc eine SMS und hinterließ eine Nachricht auf der Mailbox, er möge sie dringend anrufen. Anschließend ging sie in die Cafeteria, um sich mit Greg Wharf bei einem Kaffee zu beraten.
    »Bethany Friend und Cassie Weston«, sagte sie. »Zwei attraktive junge Frauen, deren Liebe zu Büchern sie zusammenbrachte.«
    »Das heißt, sie hatten eine Beziehung?«
    Dieses Mal klang sein Ton nicht lasziv. Er schien tatsächlich darüber nachzudenken. Abgesehen von seiner Angeberei und seinem Imponiergehabe war er kein schlechter Kriminalist. Zwar unterschied sich Greg in vielem von Nick Lowther, aber vielleicht würden sie ja eines Tages doch als Zweiergespann arbeiten können.
    »Eine sehr intensive Beziehung, ja. Ob auch Sex eine Rolle spielte, wissen wir nicht. Vor allem für Cassie scheint eher eine
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