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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind
Autoren: Sean Slater
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in die Geburtstagsparty seiner Frau reingeplatzt.«
    »Und? Hat ihr das Überraschungsgeschenk gefallen?«
    Bernard kniff wütend die Augen zusammen. »Das kann mich meine Chance auf den Cop des Jahres kosten, Striker! Sie wissen, dass Laroche mit in dem Komitee sitzt. Der wird mich bestimmt ablehnen. Ich möcht wetten, das haben Sie absichtlich eingefädelt!«
    Striker lehnte sich in seinem Bürosessel zurück und schüttelte den Kopf. »Echt? Ich kann mich absolut nicht entsinnen, dass ich Sie irgendwohin geschickt hätte. Wie kamen Sie denn an die Adresse? –Wieder einer Ihrer schlauen Kontakte?« Als Bernard nichts erwiderte, schob sein Kollege nach: »Wissen Sie was, die Geschichte hat bestimmt auch ihr Gutes. Hat was mit Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit zu tun. Sollten Sie sich vielleicht mal durch den Kopf gehen lassen.«
    Bernard blieb stumm, aber sein rotes Gesicht wurde noch einen Tick dunkler. Er biss die Kiefer aufeinander und knirschte: »Das vergess ich so schnell nicht.«
    Striker legte lässig die Füße auf den Schreibtisch und grinste breit. »Machen Sie keinen Scheiß«, meinte er gedehnt. »Ich hab’s schon vergessen.«
    Daraufhin stürmte Hamilton aus dem Büro. Striker sah ihm feixend nach. Plötzlich waren seine Kopfschmerzen auszuhalten, und der Kaffee schmeckte ihm gleich besser.
    Dieser Bernard Hamilton war ein richtiger Stimmungsaufheller.

2
    Eine Stunde später liefen Striker und Felicia durch die langen Flure der Riverglen-Klinik. Im Ostflügel, hinter Dr. Ostermanns Büro, bogen sie nach links in den Gemeinschaftsraum, wo Patienten in Grüppchen vor Backgammontisch, Fernseher und Elektrokamin saßen.
    »Ich finde, das ist eine super Idee von dir«, lobte Felicia.
    »Es lässt mir sonst keine Ruhe«, räumte er ein.
    Sie griff lächelnd an ihm vorbei und angelte sich eine Tüte Schoki aus der Familienpackung, die er im Arm trug. Der Mann, den Striker suchte, spielte mit drei anderen Patienten Karten.
    »Morgen, Henry«, sagte der Detective fröhlich.
    Der Patient in der hellblauen Klinikbekleidung drehte sich halb auf seinem Stuhl um. Kaum erkannte er Striker, verkrampfte sich seine Miene. »Sie sind GEFÄHRLICH !«, schrie er. Dabei sprang er auf und ballte die Fäuste.
    Aus dem Augenwinkel gewahrte Striker, dass der Aufseher vom Tisch aufstand, und winkte ab.
    »Ich bin heute nicht gefährlich, Henry. Wollen Sie mal selber sehen?« Striker öffnete sein Sakko. »Tut mir leid, wenn ich Ihnen neulich Angst gemacht habe. Ich bin hergekommen, weil ich mich nochmals entschuldigen möchte.«
    Henry schwieg eine lange Weile, seine Miene entspannte sich. Er lockerte seine Fäuste und rieb sich verlegen die Nasenflügel. »Geht okay … denk ich.«
    »Hier, Henry. Ich hab Ihnen was mitgebracht.«
    Striker raschelte mit dem Karton.
    Als Henry die vielen gelben M&M-Päckchen sah, grinste er von einem Ohr zum anderen.
    »Mhm, Erdnuss!«, meinte er genüsslich.
    »Logo«, versetzte Striker. »Die mit Erdnuss sind am besten.«
    Mit einem aufgeregten Hopser schnappte Henry sich die Packung. Lachend setzte er sich wieder an den Tisch und verteilte die kleinen Päckchen an seine Mitpatienten. Innerhalb von Sekunden vergaß er Striker und Felicia.
    »Fertig?«, fragte Felicia.
    Striker nickte. »Lass uns gehen.«
    Sie verließen den Gemeinschaftsraum und liefen durch die tristen Flure der Einrichtung zurück zum Ausgang. Unterwegs riss Felicia die Tüte M&Ms auf, die sie gebunkert hatte, schüttelte sich ein paar auf die Hand und warf sie in den Mund. Dann hielt sie Striker demonstrativ ihre geöffnete Handfläche hin.
    »Schmilzt im Mund und nicht in der Hand.«
    »Was? Du oder die M&Ms?«
    Sie zog ihm eine Schnute und lachte.
    Draußen fegte der Wind eisig vom Fluss herüber. Sie stiegen fröstelnd in den Wagen und fuhren über den Freeway zurück.
    »Fühlst du dich jetzt besser?«, wollte Felicia wissen.
    »Ja, ohne Quatsch«, bekräftigte er. »Schätze mal, du hast Recht. Schokolade kann einem das Leben echt versüßen.«

3
    Gegen Mittag trafen sie bei ihm zu Hause ein. Vor Striker lag zwar noch jede Menge Stress, weil er einen Haufen Berichte abzufassen hatte, aber das kümmerte ihn erst mal nicht. Courtney hatte um ein Uhr einen Termin mit ihrer Therapeutin, und Striker legte Wert darauf, dass seine Tochter pünktlich war.
    Sie parkten auf der Camosun Street, und Striker stieg aus. Über ihnen strahlte die Sonne am Himmel. Der Raureif auf den Zweigen glitzerte mit dem eisgepuderten Rasen um die
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