Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf

Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf

Titel: Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
Autoren: Lisa Renee Jones
Vom Netzwerk:
Witz ist älter als du, Vater.« Sie hatte keinen Schimmer, wieso sie sich wie ein Kind fühlte, das mit der Hand in der Keksdose erwischt worden war.
    »Die alten sind immer noch die besten«, erwiderte er. »Vergiss das nicht.« In Topform und jünger wirkend als fünfundfünfzig, verlieh er dieser Feststellung Wahrheit.
    »Bestimmt nicht«, sagte sie. »Dafür erwähnst du es zu oft.«
    Er musterte sie kritisch. »Warum arbeitest du noch?«
    »Ich bin ein Workaholic wie mein Vater«, entgegnete sie.
    »Wenn deine Mutter noch am Leben wäre«, sagte er, »würde sie uns beide mit den Köpfen nach unten aufhängen.«
    Seit dem Unfall ihrer Mutter waren zwei Jahre vergangen, dennoch schnürte sich Cassandra immer noch die Brust zusammen, wenn man sie daran erinnerte. »Als mein psychologischer Mentor hätten sie die unvollständigen Analysen der GTECHs genauso verrückt gemacht wie mich.«
    »Dem kann ich nicht widersprechen«, sagte er. »Aber bevor du dich in irgendetwas stürzt und versuchst ein Jahr Arbeit aufzuholen, die du für unser Versäumnis hältst, möchte ich, dass du dich auf eine spezielle Liste mit zehn Soldaten konzentrierst, die von besonderem Interesse für mich sind.«
    »Was ist so interessant an ihnen?«
    Er schloss die Tür. »Bei allen wurde ein Gen entdeckt, das wir X2 nennen. Es wurde auch bei unseren Versuchstieren nachgewiesen, die zu Aggressionen neigen. Wir müssen nun sicherstellen, dass es sich nicht unter den GTECH-Bewohnern ausbreitet. Sämtliche Grundanalysen und alle zusätzlichen Tests, die du für erforderlich hältst, müssen noch einmal durchgeführt werden, bevor wir mit der Auswertung fortfahren können.« Er fixierte sie mit einem silbrigen Blick. »Das Gen scheint sowohl bei den Tieren als auch den Soldaten in den ersten zwölf bis fünfzehn Monaten nach der Injektion aufzutreten.«
    Cassandra knirschte mit den Zähnen. Die Tatsache, dass sowohl er als auch die Regierung alles, was mit der Versuchsreihe und den Impfungen zusammenhing, den Soldaten verschwiegen hatten, war absolut widerwärtig. Vor Antritt des Jobs hatte sie ihre Einwände gegen die Methode zur Schaffung der GTECHs vorgebracht. Man hatte beteuert, dass die GTECHs durch Zufall entstanden seien, als man die Männer lediglich vor einer biologischen Bedrohung hatte abschirmen wollen – mit » man « war das Militär gemeint, allerdings machte sie ihren Vater dafür verantwortlich. Angesichts der Tatsache, dass ihr Vater sein Land um jeden Preis verteidigen wollte, ging er – auch wenn es in guter Absicht geschah – für ihre Begriffe oftmals zu weit. Und sie war nicht ganz sicher, ob sie ihm glauben konnte. Wenn sie erst mal das Vertrauen der Soldaten gewonnen hatte, was sie in jedem Fall vorhatte, würden sie vermutlich die gleichen Bedenken äußern. Tatsächlich hatte sie die Stelle nicht angenommen, weil ihr Vater sie gedrängt hatte, sondern weil sie der Schaffung der GTECHs skeptisch gegenüberstand und man den Soldaten so gut wie keinen seelischen Beistand gewährte. Ihr Vater hatte sie aufgrund ihrer Fachkenntnisse und aus Loyalität zur Familie engagiert, die ihre Mutter oft unter Beweis gestellt hatte. Doch wie ihre Mutter, die wiederholt an der Seite ihres Vaters gearbeitet hatte, wollte Cassandra den Soldaten helfen, die er heranzog. Entgegen aller Überzeugungen machte sie dennoch genau das, was sowohl ihre Mutter als auch die meisten anderen in Gegenwart ihres Vaters taten: Sie hielt den Mund.
    »Treffen wir uns morgen auf ein Vater-Tochter-Frühstück.« Es war mehr ein Befehl als ein Vorschlag. Verhaltensweisen, die jenseits der Befehlserteilung lagen, waren nicht gerade seine Stärke, selbst wenn es sich nur um etwas Zeit zwischen Vater und Tochter handelte.
    Da Cassandra ihn nicht anders kannte und wusste, dass es seine Art war, Liebe zu zeigen, lächelte sie. Sie hielt die Methoden ihres Vaters zwar nicht immer für angebracht, liebte ihn aber innig. »Das wäre schön.«
    »Ich hole dich um sieben ab«, sagte er und nickte ihr noch mal zu, bevor er das Zimmer verließ und sie mit einer unterschwelligen Angst zurückließ, die sie für die nächste Stunde nicht mehr loswurde.
    Als sie das Gebäude schließlich erschöpft und hungrig verließ, begrüßte ihr Auto Cassandra mit einem völlig platten Reifen. »Na toll«, murmelte sie, während sie die Akten auf den Rücksitz packte und ihre langen Haare aus dem festen Nackenknoten befreite. Sie sah sich um und hielt Ausschau nach dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher