Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
genau vor mir aufgebaut. Auf dem Fußweg.«
    »Wer?«
    Sie antwortete nicht. Es sah aus, als würde sie wieder anfangen zu zittern. Winter hob den Arm, aber sie machte eine abwehrende Bewegung.
    »Der Typ, der mich ver… verfolgt hat.«
    »Wer ist das, Nina?«
    »Ich glaube, das ist … er.«
    »Er? Meinen Sie Jonas?«
    Im ersten Moment schien ihr der Name nichts zu sagen. Sie starrte wieder aus dem Fenster, wie um zu prüfen, ob er immer noch draußen war.
    »Jonas? Jonas Sandler? Paulas Bekannter?«
    Sie nickte.
    »War es Jonas?«, wiederholte Winter.
    »Ich glaube.«
    »Hat er etwas gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hat er etwas getan?«
    »Ich … bin weggelaufen. Plötzlich stand er da, und ich … bin weggelaufen.«
    »Warum glauben Sie, dass es Jonas war?«
    »Er sah … ihm ähnlich.«
    »Wie ähnlich?«
    »Die Größe … Ich weiß nicht. Er sah ihm ähnlich.«
    Winter spähte durch die Windschutzscheibe. Niemand war zwischen den Bäumen hervorgetreten. Das hatte er auch nicht erwartet. Aber vielleicht war er noch dort. Wenn er schnell handelte, würde er ihn vielleicht ergreifen können.
    Plötzlich näherten sich Sirenen. Den Ton kannte er. Es war kein Krankenwagen. Jetzt schoss das Blaulicht auf den Punkt zu, wo die Straßenbahn gehalten hatte. Über die Schulfassade zuckten Lichtblitze, die noch bizarrer waren als die Lichter von der Straßenbahn.
    Die Sirene erstarb, als der Streifenwagen rutschend neben Winters Mercedes hielt. Das Blaulicht blinkte noch. Nina Lorrinder starrte in all das Blau und Weiß, als ginge davon eine neue Gefahr aus. Auf ihrem Gesicht tauchten Schatten auf und verschwanden.
    Winter sah, wie ein Mann in Uniform das Auto verließ und etwas in sein Funkmikrofon sprach. Der andere Uniformierte stieg auch aus. Winter konnte ihre Gesichter in dem nervös zuckenden Licht nicht erkennen. Aber er vermutete, dass die zwei Männer vielleicht aus Lorensberg waren.
    Er öffnete die Autotür und stieg aus.
    »Jetzt mal ganz langsam!«, rief der Polizist, der ihm am nächsten stand.
    »Ich bin’s, Erik Winter von der Fahndung«, rief Winter. Er entfernte sich einen Schritt vom Auto.
    »Stehen bleiben!«, schrie der andere Polizist. Es sah aus, als würde er gleich nach seiner SigSauer greifen.
    Herr im Himmel, dachte Winter, das fehlt mir gerade noch. Er warf einen Blick auf Nina Lorrinder, aber sie saß zum Glück still. Der Kollege da drüben drohte, seine Waffe zu ziehen. Eine falsche Bewegung auf dieser Seite, und Winter landete mitten in einem neuen Mordfall.
    Er sah die Waffe blinken.
    »Nimm die Waffe runter, verdammter Idiot!«, schrie Winter. »Ich bin Kriminalkommissar Erik Winter, und ich bin im Dienst. Wer zum Teufel seid ihr?«
    Der ihm nächststehende Polizist drehte sich zu dem anderen um.
    »Ich glaub, das ist er wirklich«, rief er. »Ich erkenn den Mercedes.« Er drehte sich wieder zu Winter um. »Sind Sie das, Winter?«
    »Darf ich vortreten?«, rief Winter.
    »Hände über den Kopf!«, schrie der Polizist mit der Waffe, die Winter nicht mehr sehen konnte.
    »Nein, nein«, sagte der erste Polizist. »Das ist Winter von der Fahndung.«
    Winter setzte sich in Bewegung.
    »Es ist ein Notruf vom Straßenbahnfahrer eingegangen«, sagte der Polizist. »Er hat geglaubt, jemand habe versucht, ihm absichtlich in den Wagen zu fahren.« Er lächelte, jedenfalls interpretierte Winter es so. »Wir dachten, dass es sich um Fahrerflucht handelt.«
    »Fahrerflucht von was?«
    Der Polizist zuckte mit den Schultern. Winter riss seinen Ausweis hervor und hielt ihn hoch über den Kopf. Er ging an dem ersten Polizisten vorbei, um das Auto herum, baute sich vor dem anderen auf, überzeugte sich mit einem Blick, dass dieser die SigSauer wieder eingesteckt hatte, und versetzte dem Mann einen leichten Schlag auf den Solar Plexus. Winter wusste, dass ein solcher Schlag auf die Nervenzellen an der hinteren Bauchwand zu einer reflexartigen Reaktion führte, in manchen Fällen sogar zu einer vorübergehenden Lähmung. Und genau das war seine Absicht.
    Der Polizist klappte zusammen, als wollte er sich tief vor ihm verbeugen.
    »Was haben Sie sich dabei gedacht, wollten Sie uns erschießen?«
    »Nun mal ganz ruhig, Winter«, sagte der Kollege.
    Winter schaute auf. »Was haben Sie gesagt?«
    »Ganz ruhig, hab ich gesagt.«
    »Ruhig? Wer sollte hier die Ruhe bewahren?« Winter warf einen Blick auf den sich Krümmenden. Der richtete sich langsam auf und verzog sich gleichzeitig aus Winters
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher