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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz
Autoren: Jennifer Blake
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hatte. Ihr Name war Angeline Fortine gewesen, und sie war ihm unter merkwürdigen Umständen von einem Balkanprinzen namens Rolf von Ruthenien genommen worden, der Louisiana besucht hatte. Als Mara geboren wurde, hatte Andre mit ungewöhnlicher Halsstarrigkeit darauf bestanden, daß Angeline aus dem weitab gelegenen Ruthenien als Patin des Kindes benannt werden sollte. Maras Mutter hatte protestiert. Die Verbindung mit Ruthenien würde Kummer bringen, hatte sie beschworen. Andre hatte sich nicht erweichen lassen. Nach angemessener Frist waren die üblichen Geschenke, vor allem Silber und Spitzenarbeiten, von der Frau übersandt worden, die inzwischen Königin von Ruthenien war. Über all die Jahre hinweg waren regelmäßig Geschenke zu Maras Geburtstag eingetroffen, manchmal mit einer herzlichen, freundlichen Botschaft versehen. Darüber hinaus hatte es allerdings keinen Kontakt gegeben. Ganz langsam hatte sich Maureen O'Conner Delacroix immer mehr zurückgezogen. Sie weigerte sich herunterzukommen, wenn Gäste kamen, und fehlte bei allen gesellschaftlichen Anlässen. Sie rief ihre Tochter Mara, nicht Marie Angeline, und weil das einfacher war, taten es ihr die Bediensteten und selbst ihr Gatte gleich. Irgendwann verstummten auch die gälischen Schlaflieder, die sie ihrer Tochter vorgesungen hatte. Sie mied die gemeinsamen Mahlzeiten von Vater und Tochter und aß statt dessen auf ihrem Zimmer, manchmal in Gesellschaft eines Priesters. Sie starb ohne großes Aufsehen an einem Fieber, als Mara zehn Jahre alt war, und man vermißte sie kaum.
    Mara war behütet aufgewachsen, beschirmt von der offenen Verehrung ihres Vaters und der Zuneigung, Leitung und dem gesunden Menschenverstand ihrer Großmutter. Sie ritt mit Andre über die Plantage, trabte ihm auf einem cremefar-benen Pony hinterher und folgte Großmutter Helene durch New Orleans, im gleichen Kleid wie ihre Großmutter und unter einem Schleier, der ihr bleiches Gesicht schützen sollte, wenn sie an den Ständen am französischen Markt für ihren Haushalt einkauften. Bis sie zwölf Jahre alt war, verbrachte sie einen Teil jedes Jahres in einer Klosterschule, so daß sie, auch wenn sie sich bisweilen verwöhnt und eigensinnig gebärdete, um den Wert der Selbstdisziplin wußte.
    Als sie fünfzehn Jahre alt wurde, hatte sie bereits drei Heiratsanträge erhalten. Andre hatte es jedoch nicht eilig, sie unter die Haube zu bringen, deshalb schickte er sie auf ein Mädchenpensionat nach Mobile. Dort erlernte sie tausend Regeln der Etikette, aber auch viele Künste, darunter die äußerst angenehme Kunst des Flirtens. Bis dahin hatte sie sich kaum Gedanken über ihre Wirkung auf die jungen Männer in ihrer Umgebung gemacht, aber als sie an den Brüdern, Cousins und Freunden, die ihre Mitschülerinnen besuchten, zu üben begann, stieg ihr die Macht zu Kopfe, die sie dank ihrer Anziehungskraft ausübte. Mit unbeschwertem Vergnügen und einer angenehmen Vertrautheit mit dem männlichen Geschlecht, die sie im Umgang mit ihrem Vater erworben hatte, versuchte sie, die Männer in ihren Bann zu ziehen, die Maras Aufmerksamkeit auf sich lenkten.
    Als sie im Sommer 1844 nach St. Martinville zurückkehrte, umschwärmten die Männer sie wie Wespen einen reifen Apfel. Andre, stolz und nachsichtig zugleich, legte ihr keine Schranken auf. Sie überschritt nie die Grenzen des Anstands, aber trotzdem bewegte sie sich in einem ununterbrochenen Reigen von Ausflügen, Kutschfahrten, Picknicks, Tees und Bällen.
    Im Verlauf weniger Wochen hatte sie einen Garten voller Buketts angesammelt, dazu ein ganzes Buch von Sonetten auf ihre Schönheit und so viele Pralinen und Schachteln mit Zuckerwerk, daß ihre Zofe um Pfunde zugenommen hatte. Eine stattliche Anzahl junger Männer pries sich glücklich, einen ihrer Handschuhe, eines ihrer Taschentücher oder Bänder oder eine Blume aus ihrem Haar zu besitzen, und man munkelte, daß wenigstens zwei Duelle ihretwegen ausge-fochten worden waren. Ein Mann war, höchst romantisch, mit verbundenem Arm in einer schwarzen Schlinge aufgetaucht. Sie gestattete einem Mann höchstens, ihre Hand zu küssen oder seine Hände auf ihre Taille zu legen, wenn sie von einem Pferd oder aus einer Kutsche stieg; trotzdem begannen Gerüchte die Runde zu machen, sie sei viel leichtfertiger den Männern gegenüber, als gut für sie sei, sie sei ungestüm, und es nähme kein gutes Ende mit ihr.
    Es machte keinen Unterschied. Selbst wenn Mara die Gerüchte zu Ohren gekommen
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