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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz
Autoren: Jennifer Blake
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wären, sie amüsierte sich viel zu sehr, um die Konsequenzen zu bedenken. Ein Jahr verstrich, dann noch eines, und sie zeigte immer noch keine Neigung, häuslich zu werden. Schließlich kam der Tag der Abrechnung.
    Dennis Mulholland war einer ihrer hartnäckigsten Verehrer. Er war ein aufbrausender Mensch, ein empfindlicher junger Bursche, der immer auf eine Rauferei aus war. Er hatte das Jefferson Military College in Mississippi besucht und sprach oft davon, in die Armee einzutreten, die damals immer öfter Scharmützel an der Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko auszufechten hatte. Ansonsten machte er dauernd Heiratsanträge. Er hätte sie «gern für sich beansprucht, aber Mara war nicht überzeugt, daß er einen guten Ehemann abgeben würde. Sie mißtraute seiner Hitzigkeit und hielt ihn auf Distanz. Obwohl er ein guter Tänzer und noch besserer Reiter war, neigte er dazu, wenn er nicht in Gesellschaft seiner Eltern war, allzu oft seine ausgestandenen Duelle zum Thema zu machen und mit seinen Besuchen auf der berüchtigten Gallatin Street in New Orleans zu prahlen.
    Es war eine heiße Nacht Ende Mai. Mara hatte einen Ball geplant, dessen Farbmotto Blau und Gold sich in den Blumen und der Dekoration, im Programm und den Ballkleidern der Damen wiederfand. Es war ein voller Erfolg. Die Schlange wartender Kutschen reichte die ganze Auffahrt hinunter bis auf die Straße. Die Nacht war allerdings schwül und heiß, und Donner rumorte in der Luft. Die Gäste drängten sich im Ballraum, wo die Luft stickig und knapp war. Die Musiker hatten eine Reihe schneller Tänze gespielt und mit einer Polka geendet. Mara hatte keinen einzigen Tanz ausgelassen und konnte vor Anstrengung und wegen des eng geschnürten Korsetts kaum noch atmen. Sie rang nach Luft und fächerte sich an einem Fenster Kühlung zu, als Dennis ihr einen Spaziergang vorschlug.
    Es war kein gemütlicher Spaziergang. Er zerrte sie halbwegs den Pfad zum Sommerhaus hinunter, das sich, von Rosen überwuchert, in einiger Entfernung vom Haupthaus erhob. Sobald sie drinnen waren, machte er ihr den nächsten Heiratsantrag, diesmal aber mit wesentlich mehr Nachdruck. Die Würfel waren gefallen; er war in die Armee eingetreten und mußte seinen Dienst antreten, aber bevor er ging, wollte er sie zu seiner Frau machen.
    Sie versuchte ihn abzulenken, indem sie ein paar heitere Bemerkungen machte. Erbost darüber, daß sie ihn nicht ernst nehmen wollte, umfing er sie mit seinen Armen, drückte sie an sich und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. Zuerst war sie einfach überrascht, aber bald wandelte sich ihr Erschrecken in echte Furcht, da sie keine Luft mehr bekam. Sie drückte ihn von sich weg, aber er gab sie nicht frei, sondern murmelte nur heiser etwas über ihre verdammte Koketterie, die einen Mann zum Wahnsinn treibe. Einen Augenblick später verlor sie das Bewußtsein, sank, weil ihr die Luft wegblieb, ebenso rückgratlos zu Boden wie die käsigbleichen Dämchen, die sie immer so verachtet hatte.
    Die Ohnmacht dauerte höchstens eine oder zwei Minuten an, aber als sie wieder die Augen öffnete, lag sie auf dem Boden, Dennis Mulholland hatte seine Hand unter ihre Röcke geschoben und befingerte ihre Schenkel. Er habe versucht, ihr Korsett zu lockern, behauptete er, aber sie glaubte ihm nicht. Ebensowenig wie ihr Vater, der hinzukam, ehe sie ihr Kleid wieder richten konnte.
    Andre Delacroix tobte vor Zorn, nicht zuletzt deshalb, weil er sich selbst die Schuld gab. Die meisten Mädchen in Maras Alter waren bereits verheiratet und hatten Familie, er dagegen hatte sie in seiner Nähe behalten und jeden jungen Mann entmutigt, der ihm zu draufgängerisch erschien. Jetzt schwor er, daß der Schurke, der es gewagt hatte, seine Tochter zu berühren, der sie mit solcher Unverschämtheit kompromittiert hatte, sie heiraten oder sich auf zwanzig Schritt seiner Pistole stellen solle.
    Dennis war mehr als gewillt, sich verheiraten zu lassen; Mara war es, die sich wehrte, die auf und ab marschierte und abwechselnd zürnte und flehte. Schließlich setzte sie ihren Willen durch, wenigstens zum Teil. Es würde keine sofortige Hochzeit geben, aber sie würden sich verloben, und sobald Dennis aus dem Krieg in Mexiko zurückkehrte, sollte die Ehe geschlossen werden. Sie mußte sich einverstanden erklären.
    Dennis ritt fort, und obwohl er Mara zum Abschied geküßt hatte, war sein Blick düster geblieben, denn er hatte begriffen, daß sie sich nichts aus ihm machte. Er fiel
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