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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz
Autoren: Jennifer Blake
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wie eine Dattel in der Sonne vor schierem Entsetzen.«
    »Meine Sicherheit lag nicht in Ihrer Hand.«
    Er schüttelte den Kopf, als hätte er sie gar nicht gehört. »Und dann dieser Nachmittag, als ich Sie bei de Landes in dem Speicher auf dem Rive Gauche fand. Ich hatte noch nie etwas Derartiges empfunden ... Als wären wir beide eins, zwei Teile eines Ganzen, und würden einen ewig dauernden Augenblick ein Herz und eine Seele teilen. Ich wußte, was Sie getan haben. Ich wußte es einfach.«
    Er wandte ihr den Rücken zu und starrte in die Flammen im Kamin. »Ich nehme an, ich glaubte, dieses Einssein wäre von Dauer. Ich erwartete, Sie würden begreifen, daß ich die Falle zuschnappen lassen würde, die Sie so sorgfältig für de Landes ausgelegt hatten. Ich habe zuviel verlangt. Und weil ich nicht begreifen wollte, daß dies so war, wären Sie beinahe gestorben.«
    »Es war mein Fehler«, erklärte sie. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. »Sie haben mir vertraut. Und dieses Vertrauen habe ich nicht erwidert, konnte ich nicht erwidern.«
    »Wie hätten Sie auch? Ich habe Ihnen keinerlei Anlaß dazu gegeben.«
    »Oh, ich hätte nur auf mein Herz statt auf meinen Kopf hören müssen.«
    Er drehte sich herum und streckte eine breite braune Hand aus. »Dann hören Sie jetzt darauf!«
    »Bitte. Nicht.« Sie drückte sich aus dem Sessel hoch, entfernte sich von ihm. »Sie sind sehr überzeugend, aber ich kann nicht vergessen, daß Sie dazu gezwungen wurden.«
    »Gezwungen? Von wem? Ich hätte jederzeit ein Ende machen können.«
    »Aber das haben Sie nicht getan, und die Erklärung ergibt sich aus dem, was Sie gesagt haben: Es war die beste Weise, Ihren Auftrag auszuführen.«
    »Von meiner eigenen Logik zu Fall gebracht«, erwiderte er mit hohlem Lachen. »Die Strafe dafür, allzu beredt zu sein.«
    Er beobachtete, wie sie sich abwandte. Er spürte schmerzhaftes Verlangen nach ihr und den verzweifelten Wunsch, sie aus dem Gefängnis des Zweifels zu befreien, das sie um sich errichtet hatte. Es war Selbstschutz, dachte er. Sie fürchtete, er könnte ihr weh tun. Aber statt dessen würde er sich eher in sein eigenes Verlies zurückziehen und ihr die Freiheit lassen, die sie zu brauchen glaubte, und zu fliehen.
    Aber zumindest sollte es einen Ausgleich dafür geben.
    »Mara, lieben Sie mich?«
    Sie schaute ihn kurz an und dann wieder weg. »Selbst wenn, würde das nichts ändern.«
    »Dennoch, lieben Sie mich?«
    Die Liebe, die sie für ihn empfand, war ein nagender Schmerz in ihrem Inneren gewesen, seit - sie wußte kaum mehr, seit wann, vielleicht seit sie ihn in einem Zigeunerlager vor dem Feuer Mandoline hatte spielen hören. Sie zu verleugnen erschien inzwischen überflüssig, wie ein weiterer unnützer Betrug.
    »Ja, ich liebe Sie.«
    Der Wunsch, endlich etwas zu unternehmen, war schier überwältigend. Still und unbeweglich stehenzubleiben, als wäre er ein Teil des Mobiliars, war das schwierigste, was er sich je abverlangt hatte. Sein Körper wollte den Raum zwischen ihnen in einem einzigen Schritt überbrücken, sie auf das Sofa niederdrücken und - er konnte es nicht. Zum tausendsten Mal und so innig wie nie, wünschte er, ihre Verlet-zung wäre die seine. Auf gewisse Weise war es seine, und vielleicht würde sie sich als tödlich erweisen.
    Welche Reaktion sie erwartet hatte, hätte Mara nicht sagen können; aber seine unbewegliche Steifheit war wie ein Schlag. Sie senkte den Blick und ging auf die Tür zu. »Mein Vater und ich werden so bald wie möglich abreisen.«
    »Warten Sie.«
    Sie hielt inne und schaute ihn an. Sein Blick war überschattet, nachdenklich, und doch strahlte unter dem goldspitzenbesetzten Schirm seiner Wimper kobaltblaue Brillanz hervor.
    »Wenn ich es recht beurteile, wird es bald eine Zigeunerhochzeit für Luca und Juliana geben. Das dürfen Sie sich nicht entgehen lassen. Werden Sie noch so lange bleiben?«
    Die Frage klang für sie nach einer Schonfrist. Sie wußte, daß sie wachsam bleiben mußte. Aber eine so kleine Bitte zurückzuweisen wäre unter den gegebenen Umständen undankbar und unhöflich gewesen. Außerdem war ihr Juliana fast wie eine Schwester geworden.
    »Das werde ich, ja«, sagte sie ruhig.
    »Danke«, antwortete er ebenso gemessen. »Juliana wird sich darüber freuen.«
    Er rührte keinen Muskel, kein Lid, als sie das Zimmer verließ und sachte die Tür hinter sich zuzog.
    Der Monat vor Julianas Zigeunerhochzeit war der längste in Maras Leben. Die Verzögerung ergab
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