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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz
Autoren: Jennifer Blake
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wesentlich besser und hatte Lila sogar dazu überredet, ihr Korsett aus diesem Anlaß etwas enger zu schnüren. Aber als die Musik geendet hatte, blieb sie auf dem Sofa sitzen, wo sie es sich bequem gemacht hatte. Michael brachte ihr Erfrischungen und blieb als Ersatz für Roderic, der seinen gesellschaftlichen Pflichten nachkommen mußte, bei ihr, um ihr Gesellschaft zu leisten. Wenig später wurde er von den Zwillingen abgelöst. Als sie weggingen, um einer Schauspielerin von der Comedie Francaise nachzusetzen, nahm Luca ihren Platz ein.
    Der Zigeuner plauderte leichthin über die Musik, die sie gehört hatten, und über die großen Komponisten, die von seinem Volk beeinflußt worden waren, aber er wirkte niedergeschlagen. Sein Blick war fast unablässig auf Juliana geheftet, die durch den Raum schwebte. Die Prinzessin schaute kein einziges Mal in seine Richtung. Diese Mißachtung kam
    Mara wie eine indirekte Aufforderung vor, doch der Mann, der hinter ihrem Sitzplatz stand, ließ sich dadurch nicht ermutigen. Sie schwiegen lange, während Luca Juliana dabei beobachtete, wie sie äußerst lebhaft mit einem französischen Adligen kokettierte. Seine Hand umkrampfte die geschnitzte Rosenholzlehne des Sofas, bis die Knöchel weiß hervortraten. Er sagte leise etwas im Calo der Zigeuner, das keineswegs wie ein Kompliment klang.
    »Was will sie von mir, die Prinzessin Juliana? Ich habe ihr meine Liebe, mein Herz, alles von mir geschenkt. Ich habe mich beleidigen lassen, um die Gunst ihres Vaters zu bekommen. Ich habe ihretwegen die Zelte meines Volkes verlassen. Was kann ich sonst noch tun?«
    Mara beobachtete Julianas stolz erhobenen Kopf und erklärte unvermittelt: »Sie haben so viel gegeben, vielleicht war es zuviel. Was haben Sie von ihr erbeten?«
    »Nur ihre Liebe.«
    »Aber wollen Sie sie nicht kennenIernen, wollen Sie nicht erfahren, was sie denkt und träumt, was sie zum Lachen und zum Weinen bringt, welche Stärken sie hat, die ihre ergänzen könnten?«
    »Mehr als alles in der Welt, aber wie soll ich das erfahren, wenn sie mich nicht in ihre Nähe läßt?«
    Das war wirklich ein Problem. Schließlich fragte Mara: »Was würden Sie tun, wenn sie eine Zigeunerin wäre und Sie so behandeln würde?«
    Er grinste, daß seine Zähne weiß in seinem Gesicht aufblitzten. »Das wäre einfach.«
    »Was hindert Sie dann? Sie ist zwar eine Prinzessin, aber auch eine Frau.«
    Er sah sie skeptisch an, dann beobachtete er Juliana wieder, auf deren weißen Schultern und blondem Haar das Licht der Kronleuchter glänzte, und sein Blick wurde nachdenklich.
    »Ja«, sagte er langsam. »Ja. Und wenn sie mich dann immer noch verabscheut, kann es auch nicht schlimmer sein.«
    Vielleicht wäre dem so, vielleicht auch nicht. Das Schlimmste befürchtend, fragte Mara: »Luca, was haben Sie vor?«
    Er antwortete nicht. »Ach Mara, was täten wir ohne Sie. Sie müssen schnell wieder gesund werden, damit Sie und Roderic endlich Mann und Frau werden können.«
    Dann ließ er sie allein, entfernte sich mit der muskulösen Geschmeidigkeit eines Mannes, der sein ganzes Leben lang getanzt und gekämpft hatte. Er verbeugte sich vor Juliana und sagte etwas zu ihr. Juliana antwortete scharf und wandte sich ab. Luca packte sie am Arm, so daß sie das Gleichgewicht verlor und gegen ihn sank. Im gleichen Augenblick nahm er sie in seine Arme, marschierte dann mit ihr zu einer nahen Tür, die in ein Vorzimmer führte. Nach einem Augenblick des Entsetzens und der Ungläubigkeit wehrte sich Juliana und stieß sich von seinem Brustkorb ab, schrie aber nicht und rief auch nicht um Hilfe. So schnell und leise war die Tat vollbracht, daß nur ein paar Leute mit großen Augen den Kopf wandten.
    Mara war von ihrem Sofa aufgesprungen, um ihnen nachzueilen, aber plötzlich stand Roderic vor ihr. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und hielt sie so zurück. »Was, wenn ich fragen darf, haben Sie zu Luca gesagt? Was hat ihn in einen mädchenraubenden Briganten verwandelt?«
    Sie sah mit Sorgenfalten auf der Stirn zu ihm auf. »Ich habe ihm bloß geraten, Juliana so zu behandeln, wie er eine Frau aus seinem Volk behandeln würde. Ich hatte keine Ahnung, daß er so etwas machen würde.«
    »So einfach«, murmelte er. »Warum ist mir das nicht eingefallen?«
    »Werden Sie ihn nicht aufhalten?«
    »Ich nehme nicht an, daß er zu weit gehen wird; dafür wird Juliana schon sorgen.«
    »Aber was ist, wenn er ihr weh tut?« Er schüttelte den Kopf. »Er ist immer noch
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