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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz
Autoren: Jennifer Blake
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Roderic?«
    »Von wem sonst? Und der König will es nicht rückgängig machen.« Juliana wirbelte im Zimmer herum, daß sich ihre Röcke bauschten.
    Mara beobachtete sie und sagte: »Ich weiß, warum Luca das getan hat. Er ist offensichtlich bis über beide Ohren in Sie verliebt.«
    »Natürlich, so verliebt, daß er in aller Öffentlichkeit auf meine Hand verzichtet hat!«
    »Dazu wurde er gezwungen.«
    Julianas Miene verfinsterte sich. »Er hätte sich gegen die Truppe und meinen Bruder und meinen Vater stellen können.«
    »Hätte er dann trotzdem seinen Prinzipien treu bleiben und seine Selbstachtung als Mann behalten können?«
    »Er brauchte nicht zurückgekrochen zu kommen.«
    »Er kam, um Informationen zu überbringen, die Roderic brauchte, und um seine Hilfe anzubieten. Ich verstehe bloß nicht, warum er überhaupt fortgeschickt wurde, warum Ihr Vater ihn so beleidigt hatte. Es sieht König Rolf gar nicht ähnlich, solche Vorurteile zu haben. Ist es möglich, daß das vielleicht eine Feuerprobe darstellen sollte?«
    »Natürlich, und er hat sie zur Zufriedenheit meines Vaters bestanden; aber was ist mit mir?«
    Verwirrt schwieg Mara, bis das andere Mädchen in ihrem Lauf innehielt und sie eindringlich anblickte. Dann sagte sie: »Was ist mit Luca? Ihn zu Ihrer Leibwache zu ernennen, bedeutet, ihn zu ermutigen, so scheint es mir, obwohl es natürlich ähnlich wie bei Kronprinz Arvin auch als Mittel dienen kann, Sie beide zusammenzuketten, damit Sie einander schließlich verabscheuen. Trotzdem, wenn das entgegengesetzte Ergebnis dabei herauskommt, was wird dann geschehen? Sie sind eine Prinzessin, er ist ein Zigeuner.«
    »Es gibt keine Gesetze in Ruthenien, die eine Heirat zwischen einem Mitglied des Königshauses und einem gemeinen Mann verbieten. Das ist schon öfter vorgekommen.«
    »Vielleicht, aber ein Staat braucht Allianzen, braucht Verträge, die normalerweise mit einer Heirat zementiert werden.«
    »Solche Allianzen bedeuten nichts; sie werden ebenso leicht gebrochen wie alle anderen. Die Welt ändert sich. Diese Art von Diplomatie ist hoffnungslos überholt.«
    »Sie würden also eine Zigeunerin werden und in einem Pferdewagen durch Europa ziehen?«
    »Vielleicht würde ich das, aber Luca könnte, wenn er das wünschte, an der Seite meines Bruders bleiben und ein wichtiger Mann in der Regierung meines Landes werden.«
    »Anscheinend würde er das gern. Und was ist mit Ihnen? Was wollen Sie?«
    Juliana warf den Kopf zurück, dann löste sich der Zorn aus ihrer Miene, wurde verdrängt von einem dunklen Schatten. Mit einer Hand machte sie eine hilflose Geste. »Wenn ich das wüßte, dann würde ich versuchen, es zu bekommen. Aber ich weiß es nicht.«
    Juliana hatte in ihrem Bemühen, Ablenkung zu schaffen, Erfolg gehabt. Als sie verschwunden war, starrte Mara durch das Zimmer ins Feuer und dachte nach. Die Welt änderte sich vielleicht. Allianzen zwischen Königshäusern gehörten vielleicht der Vergangenheit an. Aber eines blieb jedoch bestehen. Prinzen heirateten niemals ihre Geliebten oder die Frauen, die durch eine List in ihr Bett gelangt waren. Der Stolz verbot eine solche Wahl, selbst wenn der gesunde Menschenverstand sie guthieß. Aber wenn Roderic sie aufgrund eines Eids, den er im Augenblick des Selbstvorwurfs geleistet hatte, heiraten wollen sollte, dann würde sie gewiß die Stärke besitzen, ihn abzuweisen.

20. Kapitel
    »Ich möchte so bald wie möglich nach Hause zurück.«
    Mara hatte das als überzeugte Feststellung Vorbringen wollen, aber es klang unecht und ängstlich.
    »Warum, Chere?«
    Andre, der in einem Lehnstuhl vor dem Feuer in ihrem Schlafzimmer saß, blickte von seiner Zeitung auf und spähte über seine Augengläser auf den Sessel ihm gegenüber, in dem sie saß. Anscheinend verbrachte heutzutage alle Welt seine Zeit damit, die langen Artikel zu studieren, um herauszufinden, was aus der neuen Republik und ihren Führern werden sollte.
    »Es ist keine plötzliche Entscheidung. Ich wollte schon früher, schon vor Wochen fahren.«
    »Aber ich bin erst so kurze Zeit hier - wie lange, acht, neun Tage? -, längst nicht lang genug, um mich wieder mit der Stadt vertraut zu machen. Die Theater öffnen wieder, die
    Opern, die Restaurants. Zwanzig Jahre sind vergangen, seit ich mir diese Vergnügungen zum letztenmal in Paris gönnen konnte, und ich freue mich bereits darauf.«
    Ihr Vater hatte sich, nach jenem ersten explosiven Zusammenstoß, mit Roderic verständigt. Sie schienen
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