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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz
Autoren: Jennifer Blake
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ihre Leibwache, und diese Verpflichtung nimmt er sehr ernst. Luca ist viel eher in Gefahr, das hätte ich jedenfalls bis vor ein paar Minuten behauptet.«
    Was Luca gesagt hatte, klang ihr immer noch in den Ohren. Sie atmete tief ein. »Wenn Sie einen Augenblick Zeit haben, könnte ich dann mit Ihnen sprechen?«
    »Mara, mein Liebling, Sie sprechen ja schon mit mir.«
    Die zweideutige Antwort war, wie sie erkannte, ein Hindernis, errichtet, um ihm Zeit zu geben, in der er über ihre Bitte nachdenken konnte. »Ich meine es ernst.«
    Er musterte ihr Gesicht, und das Lächeln wich aus seinen Augen. Er neigte den Kopf und sagte: »Wie Sie wünschen.«
    Er half ihr auf und reichte ihr den Arm als Stütze, dannführte er sie aus dem Raum und durch die lange Galerie in seine Gemächer. Ein Feuer brannte im Privatsalon, und er setzte sie in einen Sessel davor. Er bot ihr Wein an, den sie ablehnte. Er selbst baute sich vor dem Kamin auf, den Rücken der Glut zugewandt, bis er bemerkte, daß sie auf diese Weise zu ihm aufsehen mußte. Also trat er an den Sessel neben ihrem, ließ sich hineinfallen, entspannte sich, einen Ellbogen auf die Armlehne gestützt. Mit gedankenversunkener Miene und ohne das geringste Zeichen von Ungeduld wartete er darauf, daß sie begann.
    Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte. All die Dinge, die sie ihm erklären wollte, verwirrten sich in ihrem Kopf zu einem heillosen Durcheinander. Sie wünschte vergeblich, sie hätte sich besser auf dieses Gespräch vorbereitet, statt es aus der Laune eines Augenblicks herbeizuführen. Es war so wichtig, daß er verstand und die Entscheidung, die sie gefällt hatte, akzeptierte.
    Sie blickte auf ihre Hände nieder, befeuchtete sich die Lippen mit ihrer Zungenspitze. »Anscheinend haben wir, seit wir uns getroffen haben, gegenseitig ständig unsere Absichten durchkreuzt. Wir haben ständig getan, was von uns erwartet wurde, aber aus einem anderen als dem ersichtlichen Grund. Ich bin tief beschämt darüber, wie ich Sie ausgenutzt habe. Sie haben mich besser behandelt, als ich es verdient habe. Ich - ich habe getan, was ich konnte, um das große Unrecht wiedergutzumachen, das ich begangen habe. Ich hoffe, ich habe den Schaden repariert. Und jetzt muß ich fort.«
    Sie schaute zu ihm auf, sah seine ernste, gebannte Miene, ließ ihren Blick dann zum Feuer wandern. »In der Truppe scheint sich das Gefühl breitzumachen, daß - daß wir heiraten werden. Ich weiß nicht, woher es kommt, aber ich wollte Ihnen versichern, daß das nicht nötig ist. Ich bin Ihnen überaus dankbar für Ihre Unterstützung, während ich krank war. Ich erinnere mich an manches, was Sie gesagt haben. Es hat mir sehr geholfen, und deshalb haben Sie es wohl gesagt. Aber ich möchte Sie nicht darauf verpflichten. Ich werde mit meinem Vater nach Louisiana zurückkehren. Ich werde Sie freigeben, darauf haben Sie mein Wort.«
    Leise kam seine Antwort: »Das klingt nach frommer Entsagung.«
    Sie hätte wissen müssen, wie scharfsinnig er war. Sie blickte ihn ernst an. »Es gibt keinen Grund, warum es das sein sollte. Es war ein Zufall, daß zwei Menschen wie Sie und ich, aus zwei verschiedenen Teilen der Welt, sich je trafen. Daß wir wieder getrennte Wege gehen, ist nur normal.«
    »Ein Opfer. Rituell und einschneidend. Ich kann es nicht gestatten.«
    »Ich werde Sie nicht heiraten.« Deutlicher konnte sie es nicht ausdrücken.
    Er sprang auf, nahm die beherrschende Position wieder ein, die er vorhin bereitwillig aufgegeben hatte. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schaute verwundert auf das von hochgesteckten Locken umrahmte Oval ihres Gesichtes, auf die sanfte Wölbung ihrer Brüste, die sich unter dem tiefen Dekollete ihres Kleides abzeichnete, und auf das schnelle Heben und Senken ihres Atems unter dem gelben Satin. Im Gegensatz zu Luca konnte er sie nicht einfach an sich reißen und sie schütteln, bis sie zur Besinnung kam, oder sie küssen, bis sie nachgab. Dazu war sie in zu schlechter Verfassung. Die einzige Waffe gegen ihre Weigerung waren Worte.
    »Wissen Sie, warum ich nach Paris gekommen bin? Nicht, um die offizielle ruthenische Residenz zu bewohnen oder um die Unterhaltungen zu genießen, in denen die Franzosen unübertroffen sind. Ich kam, weil die Ereignisse, die sich hier zutrugen, die Stabilität Europas und meines eigenen Landes gefährdeten. Gerüchte kursierten, daß schon wieder ein Anschlag auf Louis Philippes Leben stattfinden sollte, einer, dem
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