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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz
Autoren: Jennifer Blake
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sich, weil man Rücksicht auf die öffentliche Meinung nehmen wollte, vor allem aber, weil Modisten und Hutmacher besucht werden mußten, bei denen ein Hochzeitskleid und die Aussteuer für die katholische Hochzeit bestellt wurden, die später in Ruthenien stattfinden sollte. Mara sprach weder mit ihrem Vater noch mit den anderen über die Abreise. Es schien das beste zu sein, wenn sie wartete, bis die Feier vorüber war. Dann könnten sie sich heimlich absetzen, sobald die anderen Paris verließen und die Reise in ihr Heimatland antraten. Auf diese Weise würden sie weniger Erklärungen abgeben und weniger Widerspruch hören müssen. Vielleicht war das feige, aber sie entschuldigte sich vor sich selbst damit, daß sie die Aufmerksamkeit nicht von Braut und Bräutigam ablenken wollte.
    Für die Zigeunerzeremonie hatte Juliana ein einfach geschnittenes Kleid bestellt, das an die Blusen und weiten, fließenden Röcke der Tzigane-Frauen erinnerte, obwohl es aus verschiedenen Lagen weißer Seide gefertigt war, deren unzählige Säume mit goldenem Stoff besetzt waren. Sie bestand darauf, daß Mara etwas ähnliches tragen sollte, nicht ihre üblichen steifen, unnachgiebigen Röcke, in denen es so schwierig und unbequem war, auf Zigeunerart am Boden zu sitzen.
    Mara zögerte, vor allem da sie die unnötigen Ausgaben fürchtete, aber Angeline warf sich für ihre Tochter in die Bresche. Juliana würde sich in ihrem einigermaßen gewagten Kostüm bestimmt wohler fühlen, wenn sie nicht als einzige so etwas trug, und da Mara der Braut moralische Unterstützung geben würde, solle sie das Kleid als Geschenk ihrer Patentante ansehen. Angeline war ebenso schwer zu widersprechen wie ihrem Sohn. Schließlich kam man überein, daß Mara blaue Seide mit Silberbesatz tragen würde.
    Das Zigeunerlager hatte sich kaum verändert, Lachen und Musik erschollen, und von den hellen Feuern stiegen graue Rauchwolken über den Wohnwagen auf. Der Duft gebratenen Fleisches hing in der Luft. Frauen in Festtagskleidung, deren strahlendes Rot, Blau, Grün und Gelb an die Palette eines Malers erinnerten, drehten die Fleischspieße über den rotglühenden Kohlen oder rührten in Töpfen. Kinder spielten Fangen, schrien, riefen unermüdlich. Hunde bellten, Hühner gackerten, Pferde wieherten. Und doch lag ein Hauch von Rastlosigkeit über den zusammengestellten Wagen. Sie waren ordentlich bepackt, alles war verstaut oder säuberlich aufgehängt. Die Sippe würde noch in dieser Nacht aufbrechen, sobald das Fest vorbei war. Die Zigeuner würden ebenfalls nach Ruthenien zurückkehren, um die Feierlichkeiten mitzuerleben, die anläßlich der offiziellen Heirat der Boyarentochter mit einem der ihren stattfinden würden.
    Die Zeremonie war schlicht. Die Zigeuner unterbrachen ihre Tätigkeiten und versammelten sich um das Hauptfeuer.
    Geiger, die bereits die Gäste unterhalten hatten, stimmten einen lebhaften und lieblichen Marsch an, zu dessen Klängen das Brautpaar aus den beiden Wagen geholt wurde, in denen es getrennt gewartet hatte. Aus entgegengesetzten Richtungen näherten sie sich dem Boyaren, Rolf, der in der Mitte wartete. Mara begleitete Juliana, Roderic war bei Luca, bis das Paar zusammentraf, dann traten sie zurück in die Menge. Rolf nahm Julianas rechte Hand und verband sie mit Lucas Rechter. Die beiden mußten einander festhalten, während sie den Treueeid leisteten.
    Luca, der ein langärmliges rotes Hemd und einen Goldring in seinem Ohr trug, sprach mit fester, deutlicher Stimme. »Ich, Luca, nehme dieses Mädchen zur Frau und schwöre ihr, daß ich ihr die Freiheit lasse, ihr Glück anderswo zu suchen, sobald die Liebe mein Herz verlassen hat.«
    Juliana stand aufrecht und stolz und blickte ihrem Bräutigam in die Augen, während sie den gleichen Schwur wiederholte. Dann trat Roderic vor und reichte seinem Vater einen Dolch mit Diamantknauf. Rolf nahm Lucas Handgelenk und ritzte es etwa einen Zentimeter weit auf. Juliana streckte ihre Hand hin, und ein ähnlicher Schnitt wurde angebracht. Die beiden Wunden wurden aufeinandergedrückt und die Handgelenke zusammengebunden. So standen die beiden Eheleute beisammen und mischten ihr Blut, während sie sich unverwandt ansahen. Der Wind zauste ihr Haar, und Julianas Rock wehte gegen Lucas Stiefel. Um sie herum standen ihre Freunde und ihre Familie, und über ihnen war nur der dunkle, sternenklare Himmel.
    Ein Ruf erscholl, stieg in die Nacht. Musik setzte ein, wild und voller Leidenschaft. Wein
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