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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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dreimal dagegen.
    Und da - poch, poch, poch - die Antwort!
    Ein heißes Gefühl flammte im Herzen auf und durchflutete den Körper: Glück, mit einer ganz kleinen Beigabe von Schmerz - ach, es
    half nichts, er liebte sie immer noch, hatte bisher nur mit unbewußtem Eifer jede Situation vermieden, die das hätte klären können, und nun würde er künftig das gleiche tun müssen, aber bewußt... Doch was künftig sein würde, war jetzt unwichtig. Nun, Kiliman, handle!
    Sorgfältig zählte er die Schritte bis zur Treppe, stieg hinab in den Tunnel, versuchte, genau denselben Weg zurückzugehen, was gar
    nicht einfach war, da man hier nicht gerade ausschreiten konnte. Aber so viele Schritte waren es auch wieder nicht, hier etwa müßte es sein...
    Denn hier herrschte zwar ebenfalls Zerstörung vor, aber rund um den Querschnitt schien ein wichtiges Element der Anlage zufällig
    unzerstört zu sein, etwas Zusammenhängendes, eine Art Wicklung -
    ja, Wicklung, der Vergleich führte ihn weiter: Wenn nun das Ganze so etwas Ähnliches war wie ein riesiges Zyklotron, die gesamte Stadt
    - wenigstens ihr äußerer, neuerer Teil - auf einer ringförmigen Anlage erbaut, die irgendwelche Felder erzeugte... Damit die Geusen sich an das Milieu in ihrer künftigen Heimat gewöhnen konnten, wer weiß, was im galaktischen Kern für Kräfte tobten...
    Das wäre auch die Erklärung dafür, warum die Geusen sich hier von ihrer Umwelt abgekapselt und unter eingeengten, normierten
    Verhältnissen ohne erkennbare Differenzierung gelebt hatten... Angenommen, sie hatten hier ihre Physis umgestellt auf die Verhältnisse im galaktischen Kern, wobei das Größenwachstum vielleicht nur eine Begleiterscheinung gewesen war - dann mußten am Schluß dieser Entwicklung, in ihrer letzten hiesigen Lebenszeit also, die hier natürlichen Verhältnisse für sie feindlich und unerträglich gewesen sein, das heißt, sie hatten hier etwa so gelebt, wie Menschen in einem Raumschiff leben, was die Einschränkungen ihrer Lebensäußerungen betrifft... Aber das half ihm jetzt auch nicht weiter.
    Der Vergleich mit einem Zyklotron war lächerlich, jeder Fachmann hätte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, aber Kiliman war kein Fachmann, zum Glück diesmal, denn Fachleute haben, soweit es ihr Gebiet betrifft, selten ein Gespür dafür, wie weit eine Analogie manchmal reichen kann. Diese eine unzerstörte Wicklung, er blieb bei der Bezeichnung, hatte die Energie, die Atacama ausgelöst hatte, entweder als Restenergie noch erhalten oder auch nach der Zerstörung gespeichert - wenn er sie jetzt vollständig zerstörte, konnte sich die Erscheinung nicht wiederholen, und Atacama kam frei, mindestens aber konnte er sie befreien, ohne irgendwelche Nebenwirkungen befürchten zu müssen.
    Kiliman zögerte erneut. War alles bedacht? War das Risiko nicht zu groß? Sollte er sich nicht vorher mit dem CB in der Basis unterhalten? Aber er wußte ja nicht, ob er so viel Zeit hatte. Er konnte nicht wissen, ob Ata da drin nicht noch anderen Einwirkungen ausgesetzt war...
    In diesem Augenblick verfluchte Kiliman seinen analysierenden Verstand. Alles drängte ihn zum Handeln. Vieles hielt ihn zurück. Handeln oder Nichthandeln - beides konnte Atacama gefährden. Also - er entschloß sich, die Zerstörung der Wicklung zuerst zu erproben an einer Stelle, wo sie schon weitgehend zerstört war.
    Er richtete den Strahler auf einen solchen Punkt. Ein helles Glühen, leises Zischen, das Material floß weg - das war alles. Und nun die unzerstörte Wicklung. Jetzt. Das gleiche. Keine sonstige Reaktion.
    Mutiger geworden, zerstörte er die Wicklung noch an zwei anderen Stellen. Er lief zurück zur Treppe, stürzte die Stufen hinauf, der Gang lag leer vor ihm. Er rannte zu der Stelle, wo Atacama verschwunden war, der Hohlraum war noch verschlossen, scheinbar hatte sich nichts verändert. Er klopfte auf den Deckel, horchte auf die Antwort - nichts. Er klopfte noch einmal - wieder keine Antwort.
    Für eine Sekunde oder zwei erfaßte ihn das blanke Entsetzen. Dann hörte er hinter sich Atas Stimme: „Hier bin ich!“
    Langsam, als habe er Angst vor einer schrecklichen Enttäuschung, drehte er sich um.
    Atacama kam von der Treppe her. „Entschuldige, schneller ging’s nicht“, sagte sie. „Plötzlich war die Röhre wieder offen, aber auf der anderen Seite. Da bin ich rausgekrochen, es hätte ja sein können, das Ding schließt sich wieder. Danach mußte ich ein paar Durchgänge
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