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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund
Autoren: Ginna Gray
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zum Polizeirevier die FBI-Akte eingesehen hatte. Ms. Brownleys Apartment befand sich in einem luxuriösen Hochhaus, das keinem anderen als eben Carlo Giovessi gehörte.
    “Und unsere Zeugin fährt einen hübschen neuen Lexus.”
    “Das passt.”
    Der Polizeibericht entsprach in weiten Teilen den Erkenntnissen des FBI. Über diesen Bericht hinaus hatten Agenten beobachtet, dass die Frau freitags und samstags noch bei Giovessi im Club blieb, nachdem der bereits geschlossen hatte. Außerdem hatten sie herausgefunden, dass Carlo sie jeden Mittwochabend in ihrem Apartment besuchte und dort mehrere Stunden blieb.
    Nur eine Angestellte, dachte Sam grimmig. Seine Mundwinkel zuckten. Er fragte sich, welchen Vorwand Carlo an diesen Abenden bei seiner Frau vorschob. Dass er mittwochs eine Runde in seinen Bowlingklub spielen ging?
    “Unser Team hat sie auch mehrmals zum Campus verfolgt. Es könnte sein, dass sie die Wahrheit sagt, was ihre Arbeit dort angeht”, fuhr der Lieutenant fort.
    Sam gab einen zustimmenden Laut von sich. Die FBI-Leute hatten sie ebenfalls observiert, aber da man sie nicht mit kriminellen Aktivitäten in Verbindung hatte bringen können, waren weder ihre Vorgeschichte noch ihr Beschäftigungsverhältnis genauer durchleuchtet worden. Die Agenten, die ihr gefolgt waren, hielten sie einfach für eine weitere Bettgefährtin von Giovessi, die sich zum Schein an der Universität eingeschrieben hatte.
    “Hat irgendjemand bei der Uni nachgefragt, ob sie wirklich da beschäftigt ist?”
    “Noch nicht. Wir wollten nicht mit der Untersuchung beginnen, solange ihr Jungs noch nicht ihre Geschichte gehört habt.”
    “Na gut.” Sam klappte die Akte zu und nickte auffordernd. “Dann mal an die Arbeit.”

3. KAPITEL
    L auren machte eine weitere Runde durch den schäbigen kleinen Raum. Wo waren die Polizisten abgeblieben? Warum dauerte das alles so lange?
    Sie blieb stehen und starrte in den großen Spiegel gleich neben der Tür. Beobachteten sie sie so, wie sie es aus Filmen und Fernsehserien kannte? Und wenn ja, warum? Meinten sie, dass sie log?
    Vielleicht waren Lieutenant Dumphries und Detective Morgan zum Club Classico gefahren, um nach der Leiche zu suchen. Finden würden sie nichts. Inzwischen hatten Carlos Lakaien alle Spuren beseitigt. Das hatte sie ihnen schon längst gesagt, aber würden sie annehmen, dass sie sie belog, wenn sie keinen Toten finden konnten?
    Lauren wandte sich vom Spiegel ab und lief wieder im Raum auf und ab. Während sie um den Tisch herumging, blickte sie um sich und erschauerte. Lieber Gott, was machte sie bloß hier? Sie hatte noch nie eine Polizeiwache von innen gesehen. Was war nur aus ihrem Leben geworden?
    Sie gab einen wütenden Laut von sich und betrachtete angewidert ihr Spiegelbild. “Du bist eine Närrin”, flüsterte sie tonlos. “Das ist der Grund für das alles. Eine einfältige Närrin. Gib doch zu, dass außer dir niemand an diesem Elend die Schuld trägt.”
    Es war nicht so gewesen, dass es keine Hinweise gegeben hätte. Bereits vor zwei Jahren, als sie im Krankenhaus gelegen und Mr. Giovessi sie besucht hatte, waren von Seiten der Krankenschwestern Bemerkungen über dessen dunkle Machenschaften gefallen.
    Sie hatte alle beiläufigen Warnungen in den Wind geschlagen, weil sie nicht hatte glauben können, dass ein Mann mit so guten Manieren irgendetwas Verwerfliches an sich haben könnte.
    Lauren seufzte. Nein, das stimmte nicht so ganz. Die ungeschminkte Wahrheit war die, dass sie nicht hatte glauben wollen, Carlo Giovessi könne irgendetwas anderes als ein höflicher älterer Gentleman sein.
    Carlo war zu einem Zeitpunkt in ihr Leben getreten, als sie allein und verloren und völlig verwundbar gewesen war. Er war als Einziger zu ihr gekommen, um ihr zu helfen. Er war als Einziger da gewesen, als sie einen Freund gebraucht hatte.
    Darum hatte sie vor allem, was sie nicht wahrhaben wollte, die Augen verschlossen. Und später hatte sie auch die offensichtlichsten Dinge ignoriert.
    Es war nicht so schwer gewesen, das Misstrauen zu überwinden. Carlo hatte sie stets charmant, respektvoll und mit großer Bewunderung behandelt. Und wenn sie sich selbst gegenüber ganz ehrlich war, musste sie zugeben, dass es schön gewesen war, in ihm einen Liebhaber klassischer Musik zu finden.
    Lauren stöhnte leise und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Als ob guter Musikgeschmack eine Garantie für einen guten Charakter wäre.
    Wie naiv sie doch gewesen war!
    Sie war aufs
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