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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund
Autoren: Ginna Gray
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nahmen in den hinteren Reihen Platz, aber er behielt die Agenten genau im Auge, die im Saal verteilt an den Wänden standen. Er entdeckte auch Harvey Weiss, der nur zwei Plätze von Augustus und Walter entfernt saß.
    Auch wenn Lauren mit leicht zittriger Stimme sprach, schilderte sie präzise und detailliert die Ereignisse in jener Januarnacht im Club Classico. Als die Verteidigung versuchte, sie in Widersprüche zu verwickeln, ließ Lauren sich von den gegnerischen Anwälten nicht irritieren.
    Carlo war außer sich. Sam sah ihn zwar nur von hinten, aber es war deutlich zu erkennen, dass seine Ohren und sein Nacken vor Wut rot anliefen. Als der Richter Lauren aus dem Zeugenstand entließ, verlor der Mafiaboss die Beherrschung und sprang auf.
    “Du Miststück! Und das nach allem, was ich für dich getan habe? Ist das dein Dank dafür? Du bist tot, hast du mich gehört? Tot!”
    Zwei Wachleute eilten zu Carlo, um ihn zurückzuhalten. Irgendwie gelang es ihm, sie abzuschütteln und einem der Männer die Dienstwaffe aus dem Halfter zu reißen.
    “Nein!” Sam sprang auf und rannte auf Lauren zu.
    Mehrere der Agenten setzten sich ebenfalls in Bewegung, und im nächsten Moment war der Gerichtssaal ein Hexenkessel. Menschen schrien vor Angst auf und gingen in Deckung, während andere zum Ausgang stürmten und wieder andere Giovessi zuriefen, er solle die Waffe fallen lassen.
    “Ich bringe dich persönlich um, du Miststück!”
    Sam machte einen Satz und riss Lauren mit sich zu Boden, als sich aus der Waffe, die Carlo an sich gerissen hatte, ein Schuss löste. Eine Sekunde zuvor war es jedoch einem der Männer gelungen, dessen Arm nach oben zu drücken, so dass die Kugel in der Decke einschlug.
    Schließlich gelang es ihnen mit vereinten Kräften, Carlo niederzuringen.
    “Bist du okay? Bist du verletzt?” fragte Sam beunruhigt.
    “Ich … mir geht es gut … nur ein wenig aufgeregt.”
    Sam stand auf und half ihr hoch, aber sein besorgter Blick ruhte noch immer auf ihr. In dem Handgemenge waren ihr der Hut und das Tuch vom Kopf gerissen worden, und der Kontrast ihrer weißen Haut zu ihrem kastanienbraunen Haar ließ erkennen, wie blass sie in Wirklichkeit war.
    ″Bist du sicher?”
    “Ja, Sam, es ist alles in Ordnung.”
    Er wollte noch etwas sagen, warf aber einen kurzen Blick zur Tür, die auf den Korridor hinausführte. Todd schlich sich soeben aus dem Saal. Sam packte Lauren am Arm und brachte sie zu Larry und den anderen. “Larry, pass auf sie auf, ja?” Er wandte sich Lauren zu: “Du bleibst hier, ich bin gleich zurück.”
    Im Flur vor dem Gerichtssaal liefen Menschen aufgeregt hin und her. Sam reckte den Hals und suchte die Menge nach Todd ab, konnte ihn aber nirgends entdecken. Dann bemerkte er, dass die Tür zur Feuertreppe am anderen Ende des Korridors langsam zufiel.
    Sam rannte durch den Gang und riss die Tür auf. Erschrocken blieb Todd stehen, der gerade die ersten Stufen nach unten gegangen war, und sah nach oben.
    “Hallo, Todd. Musst du irgendwohin?”
    “Sam? Verdammt, bist du das? Du siehst aus wie … He! Was soll die Waffe, alter Freund?”
    Sam ging langsam auf ihn zu und hielt die Waffe auf seine Brust gerichtet. “Es ist vorüber, Todd. Ich weiß, dass du Giovessis Mann bist. Zumindest einer von ihnen.”
    Todd wollte es abstreiten, überlegte es sich dann aber und seufzte. “Wie hast du das herausgefunden?”
    “Du bist der Einzige, dem ich jemals von meiner Tante und meinem Onkel erzählt habe. Es wurde mir in dem Moment klar, als die Agenten auf deren Farm auftauchten.”
    Todd schnitt eine Grimasse. “Du warst schon immer gut im Kombinieren.”
    Sam war zutiefst enttäuscht. Obwohl er Todd gut genug kannte, hatte er zumindest gehofft, sein Freund würde beleidigt reagieren und alles abstreiten. Er hatte gehofft, dass er ihm alles erklären und ihm das Gegenteil beweisen würde. Es wäre ihm auch egal gewesen, wenn Todd zu Recht vor Wut explodiert wäre und ihm einen Kinnhaken verpasst hätte. Alles wäre besser gewesen als diese Reaktion.
    “Was war mit den Leuten in Utah? Wurden die auch von Carlo bezahlt?”
    “Nein, die haben einfach nur Befehle befolgt, die von oben kamen.”
    “Du willst doch nicht behaupten, dass niemand außer dir von Carlo bezahlt wird.”
    Todd grinste. “Ich glaube, ich warte lieber, bis mein Anwalt kommt, bevor ich noch mehr erzähle.”
    “Verdammt, Todd, warum?” presste Sam hervor. “Du hast doch immer alles genau nach Vorschrift gemacht.
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