Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition)
Autoren: Daria Verner
Vom Netzwerk:
verschwunden. »Du Bastard!« Kirt schrie wutentbrannt durch die Zelle, in der außer ihm niemand mehr war. »Ich hasse euch, hört ihr?! Ihr seid das mieseste Gesindel auf der ganzen Welt!« Kirt schlug mit der Faust vor die Wand, die er augenblicklich schmerzverzerrt an sich hielt.
    Verdammte Scheiße…! Verzweifelt ließ er sich mit dem Rücken gegen die Wand fallen und rutschte auf den Boden. Die blinde Wut gegen alles Zwischenirdische betäubte den Schmerz, der sich von Null auf Hundert in seiner Hand entfacht hatte. Er blickte auf seine noch immer zur Faust geformten Finger und wagte nicht, sie zu bewegen. Verbitterung und Hoffnungslosigkeit durchfluteten ihn. Er hatte den Kampf verloren, er besaß keine Chance mehr! Noch nicht einmal beistehen konnte Kirt Gloria…
    Alles sackte in ihm zusammen. Hassverzerrt, angewidert und blindwütig wünschte er Tarido den eigenhändigen Tod an den Hals! Nicht nur ihm – dem ganzen dreckigen Rest aller zwischenirdischen Wesen ebenfalls und natürlich auch dem großen Schöpfer, Master of Whole! So wollte er nicht sein. Lieber fristete er ein Dasein als Mensch, ehe er sich zu diesem Abschaum dreckigen Nichts zählen wollte. Das war das Letzte, das war noch weniger als der Dreck, den man von dem Boden dieser Zelle hätte kratzen können! »Ihr Gesindel…!«
    Kirt schrie es so laut er nur konnte. Umsonst, egal… Das wusste er. Niemand hörte ihn. Niemand sah die Dinge so wie er. Denn es gab niemanden, der so war wie er; der beide Seiten kannte… Als Meereswesen geboren, den das zwischenirdische Leben gereizt hatte und der als Mensch sterben würde! Sterben… Kirt starrte auf das blanke Gestell seines Bettes. Er allein war schuld an ihrem Tod! Seine Augen verharrten bitter an dem fixierten Punkt vor ihm. Tausend Gedanken, Pläne und Schlachten verschoben sich in seinem Kopf zu undefinierbaren Bildern; hinter Gitter gesperrt, angeklagt des Mordes. Wenn er eines niemals getan hätte… dann ein anderes Wesen getötet. Doch das war jetzt anders: Gäbe man ihm die Möglichkeit und vor allem die Fähigkeiten – so einige würden es nicht überleben; allen voran Magnus!
    Endlos lange trat Kirt auf alles ein, was die Kargheit dieser Zelle zu bieten hatte… Bis er irgendwann innehielt und in sich zusammensackte. Es war zu spät! Was ihm in den Augen brannte, wollte er nicht wahrhaben… Zu menschlich, zu nieder! Wie hatte alles überhaupt begonnen?! Kirt verharrte stillschweigend auf dem Fußboden, den Kopf an die Wand gekippt, seine stark geschwollene Hand auf die Beine gelegt; sie war gebrochen. Alle Nerven schienen gekappt, alles taub. In Kirts Kopf schnürte sich eine erstickende Leere. ‹Sollst du doch zerbrechen an deiner Liebe zu so einem kleinen Mensch!›
    Kirt stierte an die Wand und dachte an das kurze Gespräch mit Tarido. Sein Hass und seine Wut waren unbändig groß. Doch die Taubheit in Kirt lähmte jegliche Regung. Bewegungslos starrten seine Augen auf den Putz der Zellenwand. Atemlos, wortlos, sinnlos… als Kirt sich zu erinnern versuchte, was Tarido damit gemeint haben wollte: Gloria bat Tarido angeblich, ihm das Buch zu geben! Kirt zog die Knie an und stand auf. Sein Blick wanderte durch die verwüstete Zelle und suchte das Buch. Es lag auf dem Boden, immer noch aufgeschlagen an jener letzten Stelle, auf der sich Maribell von Gloria verabschiedet hatte. ‹Gedenke mein.› Kirt las sich das Gedicht von neuem durch, als sich auf der danebenliegenden Seite aus dem Nichts einzelne Buchstaben, Worte, Sätze bildeten…
    Kirt
    Erde, Wasser, Luft und Feuer,
Schmach gebunden, Ungetreuer.
Reue, Treue, Niederkehr,
Dein Geheimnis schützt nicht mehr!
     
    Erschrocken fuhr Kirt zusammen. »Was soll das?« Er schrie es laut durch die Zelle mit der unbändigen Hoffnung, dass sie ihm zuhörte. Doch Maribell erschien nicht, noch bildeten sich weitere Verse auf dem gelblichen Papier. ‹Erde, Wasser, Luft und Feuer, Schmach gebunden, Ungetreuer. Reue, Treue, Niederkehr, Dein Geheimnis schützt nicht mehr!› Immer wieder verschlang Kirt die Zeilen und konnte zum ersten Mal spüren, wie Gloria sich so oft gefühlt haben musste! – Verse, die einem vorgeworfen wurden wie ein Knochen; friss oder stirb!
    Kirt stierte auf die Zeilen… ‹Schmach gebunden, Ungetreuer… Erde, Wasser, Luft und Feuer…› Das waren die vier Elemente allen Seins, aller Welten. Er war der Böse, er war jener Ungetreuer – das musste man ihm nicht mehr sagen! Lang genug hatte er Zeit gehabt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher