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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition)
Autoren: Daria Verner
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für diesen Mann, ist Ihnen das klar?!« Atemlos starrte Gloria dem Polizisten in die Augen. In der Tat…! Sie hielt inne… das Gefühl besaß sie auch! Nur war ihr die Tragweite dieser Worte noch viel bewusster als diesem Menschen vor ihr.
    »Jansen hat sich selbst das Leben genommen!« Eiskalt funkelte Gloria den Mann noch ein letztes Mal an, ehe sie sich schließlich umdrehte und fortging. »Bis morgen.« Die Stimme des Polizisten klang zum Abschied noch einmal regelrecht nett. Er machte nur seinen Job und er hatte es im Grunde genommen gut mit ihr gemeint, das wusste sie. »Ja klar… Bis morgen!« Ohne sich noch ein letztes Mal umzudrehen, verschwand Gloria hinter der nächsten Straßenecke; wohl wissend, dass es kein Wiedersehen geben wird.
     

28 Der 14. Dezember
    Gloria wartete nur noch drauf: Wie war das damals bei der Frau gewesen, die sie hatte beschützen wollen? Hinter jeder Straßenecke konnte auch auf Gloria ein LKW zurollen, dessen Fahrer nicht mehr schnell genug bremsen konnte. Doch eines hatte sie sich geschworen: Sie würde nicht davonlaufen! Sollte doch geschehen, was geschehen musste!
    Unachtsam lief Gloria den Bürgersteig entlang. Sie hatte keinen Bock mehr auf Sorgen. Gloria war stocksauer! Dieser Polizist raubte ihr die letzte Chance, Kirt noch einmal wiederzusehen. Gloria wäre am liebsten ausgerastet vor Wut! Aber immerhin… Das Buch würde er erhalten; zumindest hoffte Gloria darauf, dass Tarido Wort hielt. Sie wusste nicht, wer er war, noch warum er sich ihr gezeigt hatte. Was sie auch nicht ahnte… Genau in diesem Augenblick standen sich Kirt und Tarido in der Gefängniszelle wutentbrannt gegenüber…!
    »Woher hast du das?« Kirt deutete auf das Buch in Taridos Händen. »Sie wollte es dir geben.« Mit ruhigen Augen musterte Tarido Kirts Blick. Doch dessen Entsetzen war nicht zu überhören: »Spinnst du?!« Er wirkte außer sich… »Du hast dich ihr gezeigt? Reicht es nicht, wenn ich in der Scheiße sitze?!« Tarido sah Kirt ernst an und schlug das Buch auf. Seine Stimme klang nüchtern und sachlich:
    »Maribell hat aufgehört, Gloria zu schreiben.« Fragend blickte Kirt Tarido an. Stille. Tarido blätterte die Seite mit Maribells letztem Gedicht auf und reichte Kirt das aufgeschlagene Buch. Er nahm es in seine Hände und las den Text, den Gloria erhalten hatte. Seit rund eineinhalb Monaten saß er bereits hinter Gittern und es machte ihm zu schaffen, zu akzeptieren, was Tarido ihm bei seinem letzten Besuch gesagt hatte. Jetzt, wo er das Gedicht las, spürte Kirt erneut die mächtige Leere in sich niederschlagen, die Maribell in nur zwei Worten treffend beschrieb: ‹Gedenke mein.›
    Es gab keinen Anfang und kein Ende. Gloria verlor ihre Identität, ihre Einzigartigkeit, ihr Sein. Sie verlor ihn und damit verlor Kirt gleichermaßen auch sie und zuletzt sich selbst. Menschen konnten sterben! Mit brennender Kehle sah Kirt Tarido an. »Warum bleibt Maribell nicht bei ihr?« Kirts Mund wurde ganz trocken und seine Augen kalt.
    »Vielleicht kannst du ihren Rat besser gebrauchen?« Fragend blickte Kirt Tarido an. »Was willst du mir damit sagen?« Tarido trat einen Schritt zum Fenster und betrachtete die Gitterstäbe davor. Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort und Kirt schwieg. »Blutengel…« Tarido lächelte Kirt kurz an… »Sind da besser als ich.« Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor es wieder zur ernsten Maske von eben wurde. »Ich wünsche dir viel Kraft.« »Was soll das heißen, Tarido?!« »Ich kann es nicht ändern, Kirt. Ich nicht!« »Wa… Wer dann?«
    Tarido sah Kirt eindringlich an, doch er sagte nichts, was Kirt zur Weißglut trieb: »Verdammt, Tarido! Wer dann?!« Seine Stimme hallte durch die enge Zelle, doch Tarido antwortete nicht. »Sie bat mich, dir das Buch zu geben.« »Gloria?« Fragend sah Kirt Tarido an. Gloria hatte bis vor kurzem noch nicht einmal gewusst, dass es Tarido gab! Taridos Augen betrachteten Kirt ernst, doch er schwieg. Stille. Er ließ die Gitterstäbe los und trat einen Schritt beiseite. »Ich verabschiede mich von dir… Sollst du doch zerbrechen an deiner Liebe zu so einem kleinen Mensch!«
    Kirt riss die Augen auf. Er konnte nicht glauben, was Tarido da plötzlich zu ihm gesagt hatte. »Du kannst mich mal, du Verräter!« Er brüllte Tarido so wütend und laut an, wie er nur konnte. Doch Taridos Blick blieb unverändert eisig. Und ehe Kirt ihm auch nur einen einzigen, weiteren Satz entgegenschmettern konnte, war er
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