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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Jahren wiedererkannt.«
    Franz v. Poltecky wischte sich den Zucker an einer Leinenserviette ab. »Wer hätte das gedacht!« sagte er ehrlich. »Erna Vorwerck.«
    »Mein Mann starb vor drei Jahren.«
    »Davon hast du in deinem Brief nichts geschrieben.«
    »Und du nicht, daß du Schuster heißt.«
    »Als Schriftsteller heiße ich v. Poltecky.«
    »Und warum willst du unbedingt heiraten?«
    Poltecky sah seine Cousine verblüfft an. »Das fragst du mich? Wer hat auf meine Anzeige geschrieben?«
    »Aus Neugier.«
    »Ach! Nur aus Neugier?!« Poltecky war enttäuscht. Aus Neugier schreibt man also auch! Nicht allein, daß gleich die erste Frau, die betrogen werden sollte, seine seit achtzehn Jahren verschollene Cousine aus Berlin war, nein, jetzt war alles von ihrer Seite auch nur ein Spiel gewesen. »Das finde ich frivol«, gab er seiner Empörung Ausdruck, und er glaubte fast selbst, daß er empört war. »Ich meine es wirklich ehrlich. Ich habe einen Film in Vorbereitung. Ich habe eine Zukunft. Ich kann mich emporarbeiten. Die Astoria-Film will noch in diesem Jahr nach meinem Drehbuch drehen.«
    »Toll! Und warum willst du dann heiraten?«
    »Um – na ja.« Poltecky trank noch eine Tasse Kaffee zur Stärkung. »Ich hatte die Idee, in meine Zukunft etwas zu investieren«, setzte er vorsichtig an. »Ich weiß nicht, ob du das verstehst. Filme werden auf Kredit gemacht, und erst die Einspielergebnisse decken die Schulden. Das ist überall so. Und ich habe die Möglichkeit, durch eine Beteiligung – na ja, schweigen wir darüber.« Er sah Erna Vorwerck treuherzig an. »Daß ich dich dadurch gefunden habe, ist auch ein Glücksfall und 43,50 Mark wert.«
    »Wieso?«
    »Du bist also beim Auswärtigen Amt?« versuchte Poltecky abzulenken. »Wahnsinnig interessant muß das sein. Wie ist es dir in all den Jahren ergangen?«
    Erna Vorwerck winkte ab. Sie betrachtete Poltecky von der Seite. Er ist ein netter Bursche geworden, der Franz. In Berlin spielten wir zusammen im Hinterhof Verstecken zwischen den Mülltonnen oder sprangen Seil. Und jetzt ist er groß und klug und bekommt schon graue Schläfen.
    Aus der anfänglichen Neugier wurde langsam, ohne daß sie es spürte, wirkliches Interesse. Warum sollte es nicht sein, dachte sie plötzlich und schämte sich innerlich vor dem Gedanken. Es kommt oft vor, daß Vettern und Cousinen heiraten.
    »Wieviel Geld brauchst du?« fragte sie plötzlich.
    Poltecky zuckte zusammen, als habe man ihn ohne Warnung in den Nacken geschlagen.
    »Das ist doch unwichtig, Erna.«
    »Ich habe viertausend Mark gespart.«
    Poltecky schluckte. »Du bist ein liebes Cousinchen, aber über Geld wollen wir nicht sprechen.« Viertausend Mark, dachte er. Was sind viertausend Mark? Vor zehn Tagen wäre es ein Vermögen gewesen – nach dem Brief von der Astoria-Film ist es ein Tropfen, der aus einem ausgepreßten Schwamm fällt.
    »Du kannst das Geld haben, Franz.«
    »Aber Erna.«
    »Wenn ich dir damit helfen kann!«
    »Du bist lieb – aber es kommt nicht in Frage.« Er nahm ihre Hand und küßte sie.
    »Du mußt mir den Brief zeigen, den dir die Filmfirma geschrieben hat«, sagte sie, um den Eindruck zu verwischen, sie wolle das Geld bedingungslos geben. »Schickst du ihn mir zu?«
    »Ich habe ihn zufällig bei mir.« Poltecky erhob sich von dem Sofa. Nein, dachte er. Nein und nochmals nein! Das hieße die Gemeinheit auf die Spitze treiben. Die eigene Cousine zu betrügen. »Ich muß übrigens gehen.«
    »Du bist doch gerade erst gekommen.«
    »Ja – aber.«
    »Enttäuscht, mein Kleiner?« Sie streichelte ihm über das mittelbraune Haar. »Du kamst hierher als Don Juan und findest deine verschollene Cousine wieder. Das ist ein Schlag, der erst überwunden werden muß, nicht wahr?« Sie hielt seinen Arm fest, der nach dem Mantel griff, der über einer Sessellehne hing. »Oder sind Cousinen keine Frauen? Sind sie geschlechtslos?«
    »Ich bitte dich, Erna.« Er setzte sich wieder.
    »Du bleibst?« fragte sie mit einem leisen Triumph in der Stimme.
    »Nur um dir zu beweisen, daß du nicht geschlechtslos bist.«
    »Danke.«
    »Das war ganz unverbindlich gemeint.«
    »Natürlich.« Erna Vorwerck reckte sich. Poltecky sah sie vom Sofa aus an. Sein Gaumen wurde trocken. So reckt sich eine Katze, dachte er. Und sie ist schön wie ein Raubtier. Obwohl sie meine Cousine ist. Himmel, wo soll das hinführen?
    »Kannst du einen Kognak vertragen, Franz?«
    »Jetzt ja …«
    Als er spät abends das Haus verließ, trug er
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