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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einen Scheck über 4.000,- DM in der Brusttasche seines Anzuges und einen faden Geschmack im Mund.
    Jetzt ist Fulda an der Reihe, überlegte Poltecky, als er mit der Rheinufer-Bahn zurück nach Köln fuhr.
    »Es ist wirklich schwer, anständig zu bleiben«, sagte er zu sich, als er in seinem Zimmer in den Spiegel blickte. »Man macht es uns zu einfach, ein Gauner zu werden.«
    Am nächsten Morgen kaufte er sich die Fahrkarte nach Fulda. Erster Klasse, wie es sich gehörte für einen bekannten Künstler. Dann betrachtete er das Bild der Carola Pfindt. Buchhändlerin, 31 Jahre alt, mit sonnigem Gemüt, wie sie schrieb.
    Im Zug trank er vier Kognaks, um sich zu beruhigen.
    Als der Zug in die Bahnhofshalle von Fulda rollte, war Franz v. Poltecky in der Stimmung, in der man die ganze Welt umarmen könnte.
    Auf dem Bahnsteig stand ein Mädchen mit flatternden, hellroten Haaren. Poltecky sah sie schon von weitem.
    Carola Pfindt.
    Haare wie ein blankgeputzter Kupferkessel.
    O Mädchen, dachte Poltecky. Hier ist meine Moral verwundbar.
    Die junge Dame betrachtete verwundert den hochgewachsenen, schlanken, etwas schlaksigen Mann, der auf sie zustürmte. Dann lächelte sie und kam ihm zwei Schritte entgegen.
    »Sie sind es?« sagte sie mit einer Betonung, als sei es verwunderlich, daß so und nicht anders ein Franz v. Poltecky aussah.
    »Ja, ich bin's«, antwortete Poltecky etwas verwirrt.
    »Ich habe Sie mir älter vorgestellt. Und irgendwie würdiger.«
    »Ich habe Ihnen aber geschrieben, wie alt ich bin und daß ich aussehe …«
    »… wie eine graue Hauswand, so alltäglich und nichtssagend und glanzlos – ich weiß, ich weiß. Als ich diesen Satz las, reizte es mich direkt, diese Hauswand kennenzulernen.«
    »Und jetzt ist sie da!«
    »Und gar nicht alltäglich und nichtssagend.«
    »Danke.«
    »Wofür?«
    »Das war ein Kompliment.«
    »Nur eine Feststellung. Sie haben in Ihrem Brief untertrieben.« Carola Pfindt sah sich um. Der Bahnsteig hatte sich geleert – der nächste Zug fuhr erst in zwanzig Minuten.
    »Ich habe mir gedacht, wir verbringen diesen angebrochenen Tag nicht in der Stadt, sondern fahren hinaus in die Natur. Was halten Sie davon, Herr v. Poltecky?«
    »Natur ist immer gut«, sagte Poltecky. »Nirgendwo wirkt der Mensch befreiter.«
    Carola Pfindt fand diesen Satz schön. Sie sah zu dem großen, etwas hageren Mann auf und gestand sich ein, daß er mit seinen beginnenden grauen Schläfen und dem eigenartigen Gesicht, das eine Mischung von Jungenhaftigkeit und Seriosität war, gut aussah und ihr gefiel.
    »Haben Sie das in einem Ihrer Bücher geschrieben?« fragte sie. »Was haben Sie eigentlich geschrieben? Ich habe in unserer Buchhandlung noch kein Werk von Ihnen gesehen. Auch im Katalog steht nichts von Ihnen.«
    »Ich schreibe Filme«, erklärte v. Poltecky mit Stolz.
    »Filme.«
    »Zuletzt: ›Die Nachtigall‹.«
    Carola hob bedauernd die Schultern. »Kenne ich nicht. Ist das schlimm?«
    »Aber nein. Er wird erst noch gedreht.«
    »Das ist ja wahnsinnig interessant!« Sie bestaunte Poltecky von unten bis oben wie eine ausgestellte Plastik. »Ein richtiger Filmmann!«
    Als die beiden endlich durch die Sperre am anderen Ende des Bahnsteigs gegangen und auf dem Bahnhofsplatz angelangt waren, sah sich Franz v. Poltecky nach einem Taxi um. Ein warmer Wind wehte über die alte Bischofsstadt. Carolas rote Haare flatterten Franz einen Augenblick über die Stirn, als er zur Seite blickte.
    »Dort steht unser Wagen«, sagte sie und zeigte auf den Parkplatz an der Kurfürstenstraße.
    »Sie haben einen Wagen?«
    »Ist das so verwunderlich?«
    »Ein Auto kostet viel Geld.«
    »Wenn man es hat«, antwortete Carola Pfindt ziemlich flott. Poltecky schlug das Herz höher. Vielleicht gehört ihr die Buchhandlung, dachte er. Es ist nicht das Schlechteste, eine Buchhandlung zu heiraten.
    Er wurde in seinen Gedanken unterbrochen. Carola stand vor einem weißen Sportwagen und klinkte die breite Tür auf. »Bitte.«
    »Das hier?« Er sah auf die roten Lederpolster, auf das breite Armaturenbrett, auf die schnittige Linie des schnellen Wagens. Ein Luxusmodell! Ein Filmwagen! Poltecky fühlte sich klein werden. Nur keine Komplexe, mein Junge, sagte er sich vor. Nur nicht weich in den Knien werden. Du bist ein armer Schlucker, der nicht einmal einen Türgriff dieses Autos bezahlen könnte – aber du bist nach außen hin der Filmautor v. Poltecky.
    »Ein schöner Wagen! So einen fährt auch Fritz Bonares.«
    »Wer ist Fritz
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