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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller
Autoren: Tom Wood
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gewissen Vertrautheit, ungeachtet der Tatsache, dass Victor ihm nie zuvor begegnet war. Er wusste nicht genau, warum, aber irgendwie hatte er dabei ein ungutes Gefühl. Er musste sich richtig zusammenreißen, um sich nichts anmerken zu lassen.
    »Oh, nein«, sagte der Ukrainer, als sein Blick nach unten wanderte. »Ihr Anzug.«
    Victor sah ebenfalls hin und entdeckte den kleinen Riss in seinem rechten Jackettärmel. Er musste sich an der Ecke des Tresens verfangen haben, als er ins Stolpern geraten war.
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Victor. »Kann man nähen.«
    »Nein, der Anzug ist ruiniert.« Der Ukrainer wandte sich an Nikolai und sagte auf Russisch: »Du dämliches Arschloch, siehst du, was du angerichtet hast?« Und dann wieder zu Victor: »Es tut mir wirklich aufrichtig leid. Das ist ein sehr schöner Anzug. Man sieht, dass Sie ein Mann sind, der auf sein Äußeres achtet, genau wie ich. Ich würde Ihnen ja Geld geben, damit Sie sich einen Ersatz besorgen können, aber ich habe überhaupt kein Bargeld bei mir, und wer trägt in der heutigen Zeit noch ein Scheckbuch mit sich herum?«
    »Das ist nicht nötig, wirklich nicht«, sagte Victor. Vermutlich hätte er weniger Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wenn er Nikolai vorhin mit einem Rückwärtssalto aus dem Weg gegangen wäre.
    »Aber auf jeden Fall ist das nötig.« Der Ukrainer griff in die Innentasche seines Jacketts und zog eine Visitenkarte hervor. Diese reichte er Victor. »Ich fürchte, ich befinde mich im Augenblick in einer etwas problematischen Situation, ansonsten hätte ich Ihnen einen neuen Anzug gekauft, aber hier ist meine Karte. Rufen Sie mich an, dann finden wir eine Lösung. Und sollten Sie nach Moskau kommen, dann lasse ich Ihnen von meinem Schneider einen Anzug machen, dass Ihnen die Tränen kommen.«
    Victor nahm die Karte entgegen. Darauf stand in kyrillischen und in lateinischen Buchstaben: Vladimir Kasakov , außerdem eine Telefonnummer und eine Moskauer Büroadresse.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mr. Kasakov«, erwiderte Victor.
    »Und jetzt, bevor meine Mitarbeiter noch weiteren Schaden anrichten können, muss ich Sie bitten, mich zu entschuldigen.«
    Victor nickte und machte sich auf den Weg zum Haupteingang. Er drehte sich nicht um, aber er spürte die Blicke, die sich in seinen Rücken bohrten.
    Draußen war es kalt, und der Türsteher wirkte viel zu zerbrechlich und zu alt für eine solche Arbeit, besonders bei diesem Wetter. Victors Blick wanderte hinüber zu dem elfstöckigen Gebäude, dessen Hässlichkeit selbst auf fünfhundertfünfzig Meter Entfernung unübersehbar war. Der Attentäter hatte die richtige Wahl getroffen. Es gab zwar auch andere, weniger weit entfernte Gebäude, die aber ungünstiger positioniert waren und keine freie Sicht auf den Hoteleingang boten. Victor hätte sich im umgekehrten Fall ebenso entschieden. Allerdings hätte er besser aufgepasst, um nicht auf dem Hausdach zu sterben.
    Victor sah sein Spiegelbild in der Glastür des Hotels, und ihm fiel auf, dass er dem Mann, den er erschossen hatte, gar nicht so unähnlich sah. Schwarzer Mantel, darunter ein dunkelgrauer Anzug mit weißem Hemd und himmelblauer Krawatte. Die perfekte Tarnung für die Großstadt. Seine dunklen Haare waren kurz und unauffällig geschnitten, sein Bart gestutzt. Er wirkte wie ein Börsenmakler oder Rechtsanwalt, ein Mann mit einem gepflegten, aber unauffälligen Äußeren. Er passte sich der Umgebung an, wurde selten gesehen, kaum wahrgenommen. Gleich wieder vergessen.
    Im Taxi wickelte er einen Streifen Pfefferminzkaugummi aus und steckte ihn sich in den Mund. Irgendwo hatte er gelesen, dass Kaugummi ein guter Ersatz für Zigaretten war, aber ganz egal, wie viel er von dem Zeug kaute, man konnte es beim besten Willen nicht inhalieren.
    Er ließ sich zur Gara de Nord bringen und kaufte sich eine Fahrkarte nach Constanta. Sieben Minuten vor Abfahrt des Zuges stieg er ein. Sechs Minuten später erhob er sich von seinem Sitz und ging zwei Waggons weiter. Fünf Sekunden, bevor die Türen zuklappten und automatisch verriegelt wurden, stieg er aus. Er verließ den Bahnhof durch einen anderen Ausgang, bestieg ein anderes Taxi und fuhr zum Parcul Herˇastrˇau. Nachdem er eine Weile ziellos durch den Park geschlendert war, steuerte er das Charles de Gaulle Plaza an. Er setzte sich ins Foyer und griff nach einer der ausliegenden Gratiszeitschriften, wobei er den Haupteingang nicht aus den Augen ließ.
    Als sein Radar auch
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