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Zero kommt gleich

Zero kommt gleich

Titel: Zero kommt gleich
Autoren: Carter Brown
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und erkundige mich, wie
alles gelaufen ist .«
    »Okay«, stimmte ich zu. »Und
was soll ich tun, wenn ich dich sehr plötzlich sprechen muß ?«
    »Das mußt du nicht«, entgegnete
er kurz. »Nur keine Sorge, ich werde dich zweimal täglich anrufen .«
    »Ob sich mein liebes Eheweib
darüber nicht wundert ?«
    »Sag ihr einfach, du hättest
mich in San Quentin kennengelernt«, brummte er. »Ich bin ein paar Wochen vor dir
rausgekommen und habe jetzt ein Ding vor, das ganz genau besprochen werden muß .«
    »Okay.« Ich zuckte die
Schultern.
    Er bremste und hielt fünfzig
Meter vor der Haltestelle an. »Jetzt bist du ganz auf dich allein gestellt, und
ich möchte dir noch einen guten Rat mit auf den Weg geben«, sagte er sanft.
»Denk nicht an Flucht, wenn dir dein Leben lieb ist .«
    Ich stieg aus, Arndt wendete
den Wagen und fuhr in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren. Als er
außer Sicht war, griff ich nach meinem Koffer und marschierte los. Ich kaufte
mir mein Billett und erkundigte mich nach der Abfahrtszeit. Gott sei Dank fuhr
der Bus in zehn Minuten, das ersparte mir eine nervenaufreibende Wartezeit. Ich
schlenderte umher und versuchte mich so zu benehmen, wie der echte Mike Kluger
sich an seinem ersten freien Tag nach siebenjähriger Haft benehmen würde. Ich
schaute mir die Mädchen an, deren Röcke jetzt ein gutes Stück kürzer waren.
Aber sehr viel weiter kam ich mit meinen Betrachtungen nicht; mein neugieriger
Blick mußte die Blonde nervös gemacht haben, sie stand auf und verzog sich
hinter einen Pfeiler.
    Die Busfahrt dauerte ungefähr
eine Stunde, und als ich endlich mit dem Taxi vor dem Haus ankam, war es
dunkel. Ich schritt mit klopfendem Herzen auf das Haus zu.
    Ich hatte geklingelt; es
dauerte ungefähr fünf Sekunden, bis sich die Tür öffnete. Ich trat in den
Vorflur, aber da war keine Menschenseele zu sehen. Als ich die Tür hinter mir
zumachte, entdeckte ich ein paar Drähte, die an der Wand entlangliefen. Es war
also eine Art automatischer Türöffner installiert. Ich folgte diesen Drähten,
sie mußten mich ja schließlich irgendwohin führen.
    Sie führten mich in ein
Wohnzimmer, das aber völlig im Dunkeln lag. Unsicher blieb ich an der Tür
stehen. Was mochte wohl passieren, wenn Klugers Frau
sich inzwischen einen Liebhaber angeschafft hatte? Vielleicht lauerte er ein
paar Schritte von mir entfernt, die Axt schon in der Hand?
    »Mike ?« sagte eine sanfte Stimme aus der Dunkelheit.
    »Wer denn sonst ?« grollte ich.
    »Du findest wohl den
Lichtschalter .«
    Ich tastete mit der Hand neben
der Tür herum, bis ich den Schalter gefunden hatte. Helles Licht strahlte auf,
und dann erkannte ich sie. Sie stand am Fenster und hatte mir den Rücken
zugewandt.
    »Ich hatte dich nicht so früh
erwartet«, sagte sie.
    »Ich hatte Glück mit den
Anschlüssen«, entgegnete ich und trat einen Schritt auf sie zu. Ablehnend hob
sie die Hand.
    »Wir wollen hier keine
leidenschaftliche Wiedersehensszene aufführen, Mike«, sagte sie fest. »Und
keine Liebesbeteuerungen. Diese Dinge sind schon längst gestorben .«
    Ich blieb stehen, wo ich stand,
und starrte ihren Rücken an. »Du hast recht, Diane«, murmelte ich.
    »Warum bist du überhaupt
gekommen ?« erkundigte sie sich ein paar Sekunden
später.
    »Weißt du das nicht ?«
    Sie zuckte gleichmütig die
Schultern. »Was es auch gewesen sein mag, es interessiert mich nicht. Wirst du
lange bleiben ?«
    »Das kommt darauf an«,
entgegnete ich wahrheitsgemäß.
    »Hast du Hunger? Im Kühlschrank
findest du alles .«
    »Ich habe schon gegessen«,
sagte ich. »Aber ich könnte einen Schluck vertragen .«
    »Ja, deine Freilassung sollte
man begießen«, murmelte sie. »Das bin ich dir wohl schuldig .«
    Meine Nerven waren zum
Zerreißen gespannt, als sie sich langsam zu mir umdrehte. Das war der große Augenblick,
auf den es ankam. Wenn Klugers Frau mich als ihren
Ehemann akzeptierte, würden mich alle seine Freunde ebenso annehmen.
    Ihr blondes Haar hatte die
Farbe von reifem Korn und die blauen Augen den etwas milchigen Schimmer von
venezianischem Glas. Sie trug eine dunkle Strickbluse, die die vollen Brüste
und die schlanke Taille zur Geltung brachte. Ein blauer Rock lag eng um ihre
üppigen Hüften. Sie wirkte ungemein feminin.
    »Hab’ ich mich in den letzten
sieben Jahren so sehr verändert ?« fragte sie leise.
    »Zu deinem Vorteil, Diane«,
entgegnete ich vorsichtig. »Du bist sehr schön .«
    »Du konntest immer schon gut
lügen .« Sie
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