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Zero kommt gleich

Zero kommt gleich

Titel: Zero kommt gleich
Autoren: Carter Brown
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lächelte, aber es lag keine Bosheit darin.
    »Und ich ?« fragte ich. »Habe ich mich sehr verändert ?«
    »Deine Stimme hört sich etwas
fremd an«, sagte sie nachdenklich. »Als ob du etwas nervös seist. Ich kann mich
nicht erinnern, dich je nervös gesehen zu haben, Mike. Aber schließlich ist es
ja auch lange her .«
    »Natürlich.« Ich nickte und fühlte,
wie mir der Schweiß den Rücken herunterlief. »Sehr lange her sogar .«
    »Ein paar deiner alten Freunde
haben dich aber keineswegs vergessen .« Jetzt klang
ihre Stimme ironisch. »Das Telefon hat den ganzen Tag über geklingelt. Chris
Edwards hat angerufen, Lou Stern und Sonny West auch. Sie können es gar nicht
abwarten, dich zu begrüßen, und natürlich hat es überhaupt nichts mit den
Diamanten zu tun .«
    »Kriegen werden sie die
jedenfalls nicht«, grollte ich.
    »Ich nehme an, du hast sie irgendwo
versteckt«, sagte sie lächelnd. »Die ersten paar Jahre, als du in San Quentin
warst, haben sie mir dauernd das Haus eingelaufen. Nicht nur deine alten
Freunde, wie West und Konsorten, sondern auch die Polizei und die Leute von der
Versicherung. Zwei Jahre lang haben sie alles mögliche versucht — aber das hab ich dir ja schon längst erzählt .«
    »Es muß eine schlimme Zeit für
dich gewesen sein«, sagte ich.
    »Man gewöhnt sich an alles«,
entgegnete sie kurz. »Ich habe ihnen nicht einmal gesagt, daß ich dich bei
unserer Heirat für einen ehrenhaften Geschäftsmann gehalten habe. Sie hätten
sich darüber wahrscheinlich totgelacht. Oh, wie du mir immer erzählt hast, daß
du nach New York auf Geschäftsreisen müßtest ; deinen
wahren Beruf habe ich erst erfahren, als die Zeitungen deine Verhaftung
meldeten.«
    Das war ja prächtig, dachte ich mißmutig ; Klugers Frau
hatte ihn also, bis er ins Kittchen wanderte, für einen ehrlichen Menschen
gehalten. Das hieß, daß er ihr die Beute ganz bestimmt nicht anvertraut hatte.
    »Wie wär’s jetzt mit einem Glas
zur Feier deiner Heimkehr ?« fragte Diane Kluger
höflich.
    »Gern. Was nimmst du ?«
    »Immer noch dasselbe.«
    »Sieben Jahre lang habe ich
keinen Tropfen Alkohol bekommen«, sagte ich und bemühte mich, gleichmütig zu
sprechen. »Hab’ ganz vergessen, wie er schmeckt. Ich weiß auch nicht mehr, was
du immer getrunken hast .«
    »Bourbon mit Tonic.«
    In einer Ecke des Raumes stand
eine kleine Bar. Ich fand alles, was ich brauchte, und machte die Gläser
zurecht; ich selber nahm mir einen kräftigen Bourbon, den ich über ein paar
Eiswürfel schüttete. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie Diane Kluger sich vom
Fenster abwandte und in ihren Sessel setzte. Der Sessel war so ein altmodisches
Möbel, mit einer geschnitzten hölzernen Armlehne. Als sie sich setzte, verfing
sich der Saum ihres Rockes an der Lehne und enthüllte ihren Oberschenkel.
    Die Gläser in der Hand ging ich
auf sie zu; dann blieb ich plötzlich stehen. Sie saß im Sessel, hatte die Arme
verschränkt und wirkte völlig gelassen. Die Tatsache, daß ihr Rock weit
heraufgerutscht war und ihre Schenkel entblößte, daß selbst die schwarze Spitze
ihres Höschens zu sehen war, schien sie nicht im geringsten zu stören. Was
sollte das Ganze? Wollte sie damit verführerisch wirken? Bis jetzt hatte nichts
in ihrer Haltung darauf hingedeutet.
    »Mike?« Ihr Blick ließ die
gegenüberliegende Wand nicht los. »Ist etwas los ?«
    Auf einmal fielen mir ein paar
weitere Einzelheiten auf. Der automatische Türöffner, die hellerleuchtete Halle
und der dunkle Wohnraum.
    »Du hast sehr schöne Beine,
Diane«, sagte ich.
    »Danke .« Das Kompliment schien sie nicht sonderlich zu freuen.
    »Und ich finde deine Höschen
mit der schwarzen Spitze sehr süß«, fügte ich hinzu.
    Ihr Gesicht verriet
Überraschung, ihre rechte Hand fuhr herunter, fühlte für eine Sekunde das
nackte Fleisch der Oberschenkel, dann tastete sie wie wild umher, bis sie
schließlich den Saum von der Armlehne gelöst hatte. Hastig strich sie den Rock
über die Knie herunter und errötete tief.
    »Diane«, sagte ich sanft. »Wie
lange bist du schon blind ?«
    »Ist das nicht egal ?« Sie wandte ihr Gesicht in meine Richtung. »Auf jeden Fall
sehr viel länger, als Sie Mike Kluger sind, nehme ich an .«
     
     
     

4
     
    Sie trank einen Schluck und setzte
das Glas auf dem Tisch ab. »Woher ich weiß, daß Sie nicht Mike Kluger sind ?« Ein leichtes Lächeln kräuselte ihren Mund. »Ihre Stimme
klingt anders. Natürlich kann sich die Stimme eines Menschen in
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