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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day
Autoren: David Baldacci
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Belüftungsschacht, so schnell sie konnten.
    »John!«, erklang Robert Pullers drängende Stimme aus dem Telefon. Doch er bekam keine Antwort mehr. Puller hatte das Telefon neben den Kasten fallen lassen.
    Jetzt zählte nur noch eins. Möglichst schnell raus aus dem Bunker.
    Doch während er mit Cole durch den Lüftungsschacht flüchtete, wobei sie Roger Trent mit sich zerrten, wusste Puller eins mit Gewissheit.
    Wir sind tot.
     

 
    90
    »Was ist los?«, stöhnte der noch benommene Roger Trent, während sie mit ihm das Weite suchten. »Wer sind Sie?«
    »Halt die Klappe, Roger«, fuhr Cole ihn an. »Spar dir den Atem fürs Laufen.«
    Obwohl sie Trent mitschleifen mussten, kamen sie viel schneller durch die Belüftungsanlagen als auf dem Hinweg. Sie kämpften sich mit ihrer Last die Treppe hinauf, durchquerten die Feuerwache, so schnell sie konnten, und sprangen auf den betonierten Vorplatz. Puller und Cole hatten nicht die Zeit, die Schutzanzüge abzustreifen. Das schweißnasse Haar klebte ihnen am Kopf. Sie schwitzten nur deshalb nicht mehr so stark, weil sie bereits extrem viel Körperflüssigkeit ausgeschieden hatten.
    Trent hatte ein stark gerötetes Gesicht und atmete schwer. »Ich glaube, ich krieg einen Herzanfall.«
    »Halten Sie durch!«, rief Puller, zerrte sich einen Schutzhandschuh vom Arm und schaute auf die Uhr.
    Fast vier Minuten waren verstrichen. Ihnen blieb keine volle Minute mehr, bis eine Sprengkraft von vielleicht fünfhundert Tonnen TNT freigesetzt wurde. Die voraussichtliche Reichweite der Druckwelle überstieg erheblich die Entfernung, die sie innerhalb der nächsten Minute zurücklegen konnten, selbst wenn sie Olympiasportler gewesen wären. Und falls sich eine Atomexplosion ereignete, war in fünfundfünfzig Sekunden nichts mehr als Staub von ihnen übrig.
    Cole bemerkte Pullers Blick auf die Armbanduhr und seinen Gesichtsausdruck. Er wiederum spürte ihre Aufmerksamkeit und schaute sie an. Selbst im Laufen sahen sie sich in die Augen. »War nett, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Agent Puller.« Cole brachte ein schwaches Lächeln zustande.
    »War mir eine Ehre, Sergeant Cole.«
    Sie hatten wohl nur noch dreißig Sekunden lang zu leben.
    In dieser Zeitspanne schafften sie es, noch rund achtzig Meter zurückzulegen. Hinter ihnen ragte der Kuppelbau deutlich sichtbar empor. Puller sah kein weiteres Mal auf die Armbanduhr. Er rannte einfach nur weiter, sogar schneller als zuvor. Cole hielt mit. Auch Trent gab sich alle Mühe, seinen Rettern zu helfen. Die Frischluft belebte ihn, und er hatte offenbar begriffen, dass sie um ihr Leben liefen. Kurz fragte sich Puller, wie die Druckwelle sich anfühlen mochte. Er sollte es gleich merken.
    Im sogenannten Bunker detonierte die Dynamitstange.
    Doch Robert Pullers Methode bewährte sich: Die aufeinanderfolgenden, nur durch Millisekunden getrennten Explosionen erzeugten einen Spalt im Mantel, durch den der Kern nach außen drang. Es konnte keine thermonukleare Explosion stattfinden. Der Atomsprengsatz wurde zur normalen Bombe.
    Aber es war eine fürchterliche Bombe. Trotz des jahrelangen Zersprengens der Bergkuppen hatte Drake County nie zuvor eine derartige Detonation erlebt.
    Die Erde erbebte unter den Füßen der Fliehenden, doch sie spürten es nur eine Sekunde lang, danach verloren sie den Bodenkontakt. Im nächsten Augenblick flogen Puller, Cole und Trent sechs, sieben Meter durch die Luft. Sie prallten auf lehmiges Erdreich. Die Druckwelle, die aus dem Betonbau ins Freie schoss, wirbelte sie kopfüber durchs Gelände. Sie wurden getrennt und blieben über zwanzig Meter weiter liegen. Ein Kiefernstamm jagte nur knapp an Puller vorbei.
    Vom Himmel hagelten Trümmer.
    Blutüberströmt und benommen wälzte Puller sich langsam herum. Aus irgendeinem Grund hing noch immer die MP5 um seinen Hals. Als er aufs Erdreich stürzte, war ihm der Lauf ins Gesicht geschlagen. Seine Wange war aufgeplatzt und geschwollen. Schmerzen wüteten in seinem Körper. Während ein umherfliegender Betonbrocken ihm um ein Haar den Kopf abgerissen hätte, drehte er sich zum Bunker um.
    Es gab ihn nicht mehr. Eine zumindest beträchtliche Fläche des Daches war vernichtet worden. Betonbruchstücke rauschten durch die Nacht. Aus der Ruine quollen Rauch und Dampf. Auch Teile der Seitenmauer waren zerborsten. Durch diese Breschen musste die Druckwelle entwichen sein, die sie fortgeweht hatte. Puller kam es so vor, als wäre ein von Menschen geschaffener Vulkan mit voller Gewalt
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