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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day
Autoren: David Baldacci
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Malibu ab und fuhr zu seiner Wohnung. Dort wurde er von Unab begrüßt. Puller schenkte dem Kater ein paar Minuten seine Aufmerksamkeit. Er schaute in den winzigen Innenhof hinunter, in den er durchs Küchenfenster Einblick hatte. Dabei dachte er an Sam Coles bildschönen Hintergarten, in dem ein Springbrunnen geplätschert und in dem sie gesessen und sich unterhalten hatten. Er berührte die Stelle seiner Wange, wo sie ihn geküsst hatte.
    Puller überlegte, ob es falsch gewesen war, Sam Coles nicht allzu subtile Einladung in ihr Bett abgewiesen zu haben, gelangte jedoch zu der Ansicht, dass es zu der Zeit das Richtige gewesen war, und zwar für sie beide. Allerdings war er immer davon ausgegangen, mit dieser Frau auch noch erfreulichere Zeiten erleben zu dürfen.
    Doch wie hätte man vorhersehen können, was dann geschehen war? Der Betonbrocken hätte ebenso gut auf ihn stürzen können. Oder einen Baum. Oder ein Reh. Aber er hatte Sam Cole getroffen und ihr Leben beendet.
    In einer solchen Situation konnte der Überlebende sich das Ereignis so erklären, dass seine Stunde einfach noch nicht geschlagen hatte. Auch Puller hatte darin die Erklärung gesehen, nachdem er dem Tod auf dem Gefechtsfeld so manches Mal entgangen war. Kameraden waren gefallen. Er nicht. Aber die geläufige Erklärung reichte ihm diesmal nicht aus. Nicht mehr. Er wusste nicht, was sich in diesem Fall anders verhielt, aber er wusste genau, so war es.
    Er setzte Unab beiseite und erstattete bei der CID in Quantico Meldung. Anschließend schrieb er in Ruhe seine Berichte und sprach mit den Leuten, mit denen er reden musste. Ihm wurde mitgeteilt, dass eine Beförderung für ihn fällig sei, die es ihm erlaubte, in der militärischen Hierarchie gleich zwei Ränge höher eingestuft zu werden – eine bis dahin beispiellose Gunst. Ohne zu zögern, lehnte er das Angebot ab.
    Sein LSA nahm sich viel Zeit, Puller umzustimmen. »Andere würden für so eine Gelegenheit morden.«
    »Dann sollte jemand anders sie erhalten.«
    »Ich begreife Sie nicht, Puller. Ich kann Sie wirklich und wahrhaftig nicht verstehen.«
    »Ich weiß, Sir. Bisweilen verstehe ich mich selbst nicht.«
    Er räumte seinen Schreibtisch auf, beantwortete eine Handvoll E-Mails und setzte sich mit einigen Vorgesetzten zusammen, damit sie das Gefühl hatten, »auf dem Laufenden« zu sein. Dann beschloss er, für eine Weile ohne die Armee auszukommen. Er hatte reichlich Urlaubstage angehäuft. Also beantragte er Urlaub. In den gesamten US-Streitkräften gab es keinen Offizier, der sich vermessen hätte, Pullers Antrag abzulehnen. Jemand, der maßgeblich daran mitgewirkt hatte, auf dem Heimatboden eine atomare Verwüstung zu vereiteln, durfte im Großen und Ganzen tun, was ihm beliebte – innerhalb gewisser Grenzen, versteht sich. Das Militär der Vereinigten Staaten war und blieb das Militär der Vereinigten Staaten.
    Puller kehrte heim, packte ein paar Sachen in den Malibu, trug den Kater ins Auto und fuhr ins Blaue. Er richtete sich nach keiner Karte, hatte weder einen Urlaubsplan noch ein Reiseziel. Jetzt war er lediglich ein in Urlaub gegangener CID -Spezialagent, der sich mit seinem treuen Kumpel Unab auf die Reise begab. Der Kater hockte auf dem Rücksitz, als würde er chauffiert. Puller spielte die Chauffeurrolle gern.
    Sie brachen um Mitternacht auf, weil Puller Nachtfahrten bevorzugte. Er fand eine Straße nach Westen und nahm sie. Bei Anbruch der Morgendämmerung hatten sie rund vierhundertfünfzig Kilometer zurückgelegt, ohne einer Pinkelpause zu bedürfen.
    Als er schließlich hielt, um die Glieder zu recken, sich zu erleichtern, zu tanken, den größten Becher Kaffee zu kaufen, den er haben konnte, und Unab an die Luft zu lassen, stellte er fest, dass er sich tief in West Virginia befand. Nicht bei Drake, sondern in einer anderen Gegend. Er empfand keinerlei Neigung, nach Drake umzukehren. Dort wartete nichts auf ihn, falls dort überhaupt je etwas auf ihn gewartet hatte.
    Er hatte keine Lust, den sogenannten Bunker wiederzusehen, genauer gesagt dessen Ruine. Er mochte weder die Trents noch einmal sehen noch die Coles, soweit es sie noch gab.
    Sam Cole würde er immer in Erinnerung behalten, solange sein Gedächtnis funktionierte. Die Zusammenarbeit mit ihr hatte ihn zu einem besseren Polizisten gemacht. Und zu einem besseren Menschen. Er würde sie für den Rest seines Lebens vermissen, davon war er überzeugt.
    Nach dem Urlaub musste er in den Dienst zurückkehren und
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