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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day
Autoren: David Baldacci
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für sie, nicht wahr?«
    Puller schwieg.
    »Werden Sie die Mörder zur Strecke bringen?«
    »Ja«, versicherte Puller. »Oh ja.«
    Jean schaute zur Seite, und ihre Miene wurde hart. »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Sie sind reich und wieder allein. Sie können tun, was Sie wollen.«
    »Was den Reichtum angeht, bin ich mir nicht sicher. Rogers Vermögen ist zu einem erheblichen Teil verschwunden.«
    »Sie haben Ihr Restaurant, und eine kluge Frau wie Sie hat wahrscheinlich irgendwo ein bisschen Bargeld gebunkert.«
    »Unterstellen wir mal, es wäre so, und Sie wären ich, was würden Sie tun?«
    »Fragen Sie mich das im Ernst?«
    »Sam hat große Stücke auf Sie gehalten, und sie ließ sich keineswegs leicht beeindrucken. Wenn sie eine gute Meinung von Ihnen hatte, gilt für mich das Gleiche. Also würde ich gern Ihren Rat hören.«
    »Ziehen Sie nach Italien. Eröffnen Sie dort ein Restaurant. Genießen Sie das Leben.«
    »Meinen Sie wirklich, ich sollte nach Italien?«
    »Hier gibt es doch nichts, das Sie halten könnte.«
    »Mein Bruder ist hier.«
    »Nehmen Sie ihn mit.«
    »Randy? Nach Italien?«
    Puller blickte hinüber zu Randy Cole. Er saß auf einer Bank und wirkte, als verstünde er nicht genau, wo er sich befand. »Er ist endlich beim Arzt gewesen, stimmt’s?«
    Jean nickte. »Er hat einen Gehirntumor. Nicht von der Art, die unweigerlich zum Tode führt. Die Ärzte sind der Auffassung, sie können ihn behandeln oder wenigstens das Wachstum verlangsamen. Aber wir wissen nicht, wie viel Zeit ihm noch bleibt.«
    »Dann glaube ich, Sie können beide einen neuen Anfang vertragen. Viel Glück.« Puller ließ Jean stehen und schritt davon.
    »Puller«, rief sie ihm nach, »ich gebe heute in der Villa einen Empfang. Ich habe gehofft, dass Sie kommen.«
    Puller ging seines Weges. Er hatte keine Zeit für Empfänge. Es galt, einen Fall abzuschließen. Und er würde ihn abschließen. Für sich selbst.
    Doch hauptsächlich für Sam Cole.
     

 
    92
    Der Mann entzündete die Zigarette, schüttelte das Streichholz, bis es erlosch, und schnippte es auf die feuchte, mit Kopfsteinpflaster bedeckte Straße. Er trug ein dunkelblaues Jackett und eine weiße Leinenhose, dazu einen tief in die Stirn gezogenen Hut. Sein Hemd hatte kein Monogramm. Kaffeespritzer hatten es mit Flecken besudelt, und eine Zigarette hatte ein winziges Loch in eine Manschette gebrannt.
    Es hatte fast den ganzen Tag geregnet, doch die Wolken waren noch immer bauchig von Feuchtigkeit. Durch die schwüle Luft wehte ein Hauch von Kühle, der ihn leicht zum Frösteln brachte. Er schaute nach links, dann nach rechts, und überquerte die Straße. Die Bar hatte eine Neonreklame, die bei jedem Schwanken der unzuverlässigen Stromversorgung flackerte. Die verbeulte Eingangstür wurde von einer halbkreisförmigen Anhäufung von Einkerbungen geziert, deren Ursprung wohl eine Geschosssalve war. Dieser Anblick beunruhigte den Mann nicht. Er besuchte die Bar nicht das erste Mal.
    Durch das Gedränge der Gäste schob er sich zur Theke. Er besaß leidliche Kenntnisse der hiesigen Landessprache, allemal genug, um ein Getränk zu bestellen. Manche Anwesenden kannten ihn, zwar nicht mit Namen, aber vom Sehen. Sein Pass war eine Fälschung, die aber so hervorragend war, dass er das Land problemlos bereisen konnte. Wie lange er bleiben würde, wusste er nicht. Er hoffte, nicht allzu lange.
    Er nahm seinen Drink, zahlte mit ein paar Münzen, wandte sich auf dem Barhocker um und beobachtete die Gäste. Die Mehrzahl bestand aus Einheimischen, ein Teil aus Touristen, ein weiterer Teil vermutlich aus Geschäftsleuten. Er schaute nie jemanden direkt an. Allerdings merkte er sofort, wenn irgendwer ihm besondere Beachtung schenkte. Am heutigen Abend aber war das nicht der Fall.
    Er wandte sich wieder der Theke zu, lauschte jedoch auf das Geräusch der Tür. Wenn sie sich öffnete, drehte er den Kopf und sah sich die Ankömmlinge an. Zweimal kam es dazu. Einmal waren es Ansässige, ein andermal Touristen.
    Eine Frau trat zu ihm. Sie war jung und schön, hatte schwarzes Haar und einen starken, aber melodisch klingenden Akzent. Er hatte sie schon oft hier gesehen. Sie schloss gern Bekanntschaften. Ihm hatte sie sich bisher nie genähert. Meistens gab sie Männern in ungefähr ihrem Alter den Vorzug.
    Ob er mit ihr tanzen möchte, fragte sie.
    Nein, lehnte er ab.
    Ob er ihr einen Drink spendiere, fragte sie daraufhin.
    Nein, antwortete er.
    Ob sie ihm einen Drink
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