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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care
Autoren: Jodi Picoult
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gesehen und die Zeugen gehört. Sie haben gehört, dass es in der achtzehnten Woche eine Anomalie gegeben hat, die weitere Untersuchungen erfordert hätte. Selbst wenn ein Arzt sich nicht sicher ist, was diese Anzeichen zu bedeuten haben, Ladys und Gentlemen, so ist es doch seine Pflicht, genauer hinzusehen und es herauszufinden. Piper Reece hat das nach der Ultraschalluntersuchung in der achtzehnten Woche aber leider nicht getan. Und das, Ladys und Gentlemen, ist ein Kunstfehler.«
    Sie trat auf mich zu. »Willow, das Mädchen, das infolgedessen geboren worden ist, wird ihr ganzes Leben lang spezieller Fürsorge und Behandlung bedürfen. Diese ist sehr teuer, sehr aufwendig und sehr schmerzhaft. Die Maßnahmen gehen immer weiter, sie sind kumulativ, und sie sind traumatisch. Sie sind überwältigend. Ihre Aufgabe ist es heute zu entscheiden, ob Willow ein besseres, erfüllteres Leben haben wird mit aller Fürsorge, der sie bedarf. Ob sie die Operationen bekommen wird, die sie braucht, die angepassten Fahrzeuge, die Behandlung durch Spezialisten, die weiteren Therapien und Gehhilfen, die die O’Keefes bisher bezahlt und durch die sie einen Schuldenberg aufgehäuft haben. Diese Entscheidung liegt heute in Ihren Händen«, sagte Marin. »Heute können Sie eine Wahl treffen … Charlotte O’Keefe hat das nicht tun können.«
    Der Richter sagte noch ein paar Worte zu den Geschworenen; dann verließen alle den Saal. Rob trat an das Geländer, das den Zuschauerraum von den Prozessbeteiligten trennte, und legte mir die Hände auf die Schultern. »Geht es einigermaßen?«, fragte er.
    Ich nickte und versuchte, ihm ein Lächeln zu schenken.
    »Danke«, sagte ich zu Guy Booker.
    Er stopfte seinen Notizblock in den Aktenkoffer. »Danken Sie mir noch nicht«, sagte er.

Charlotte
    »Du machst mich ganz benommen«, sagte Sean, als ich den Konferenzraum betrat. Amelia lief auf und ab und raufte sich die Haare. Kaum sah sie mich, da drehte sie sich um.
    »Folgendes«, sagte sie, und sie sprach schnell. »Ich weiß, dass du darüber nachdenkst, mich umzubringen, aber das wäre in einem Gerichtsgebäude nicht gerade besonders klug. Hier wimmelt es von Cops, ganz zu schweigen von Dad, der verpflichtet wäre, dich festzunehmen …«
    »Ich will dich nicht umbringen«, sagte ich.
    Sie blieb stehen. »Nicht?«
    Warum war mir bis jetzt nie aufgefallen, wie schön Amelia geworden war? Ihre Augen waren groß und mandelförmig, ihre Wangen natürlich rosa. Ihre Ansichten hielt sie hinter einem festen kleinen Schmollmund zurück. Sie sah gar nicht wie ich aus. Sie ähnelte dir.
    »Was du … was du gesagt hast«, begann ich. »Ich weiß, warum.«
    »Weil ich nicht nach Boston gehen will!«, platzte Amelia heraus. »Ich will nicht in diese blöde Einrichtung. Du willst mich einfach dahin abschieben.«
    Ich schaute zu Sean und dann wieder zu ihr. »Vielleicht hätten wir diese Entscheidung einfach ohne dich treffen sollen.«
    Amelia kniff die Augen zusammen, als traute sie ihren Ohren nicht.
    »Du magst ja wütend auf uns sein, aber das ist nicht der eigentliche Grund, warum du dich Guy Booker als Zeugin angeboten hast«, fuhr ich fort. »Ich glaube, du hast versucht, deine Schwester zu beschützen.«
    »Ja«, sagte Amelia. »Und?«
    »Warum sollte ich also wütend auf dich sein, wenn du das Gleiche tust wie ich?«
    Mit der Wucht eines Hurrikans warf Amelia sich in meine Arme. »Wenn wir gewinnen«, sagte sie und drückte sich an meine Brust, »kann ich mir dann einen Jetski kaufen?«
    »Nein«, antworteten Sean und ich im Chor. Er stand auf und steckte die Hände in die Taschen. »Wenn du gewinnst«, sagte er zu mir, »dann werde ich wieder daheim einziehen.«
    »Und was, wenn ich verliere?«
    »Nun«, antwortete Sean, »dann ziehe ich trotzdem wieder ein.«
    Ich schaute ihn über Amelias Kopf hinweg an. »Du kannst verdammt hart verhandeln«, sagte ich und lächelte.
    Auf dem Weg nach Disney World, bei einer Zwischenlandung, hatten wir in einem mexikanischen Restaurant gegessen. Du hattest eine Quesadilla, Amelia einen Burrito. Ich hatte Fischtacos und Sean ein Chimichanga. Die milde Soße war schon zu scharf für uns. Sean überredete mich zu einer Margarita (»es ist ja nicht so, als würdest du das Flugzeug fliegen«). Wir sprachen über frittiertes Eis, das als Dessert auf der Speisekarte stand und uns unmöglich erschien: Würde das Eis nicht schmelzen, wenn man es in die Fritteuse warf? Und wir sprachen davon, welche
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