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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care
Autoren: Jodi Picoult
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zu können, aber anderen konnte sie nichts vormachen – besonders dir nicht.
    Willow , sagte meine Mutter, hör mir zu. Jeder macht Fehler … ich eingeschlossen. Wir sagen und wir tun Dinge, von denen wir wünschten, wir hätten sie nicht getan. Aber du, du warst nie ein Fehler. Ich würde dich in tausend Jahren – in einer Million Jahren – nicht wieder hergeben, und ich hätte das auch damals nicht getan.
    Ich fühlte mich, als hätte man mich an die Wand genagelt. Wenn das stimmte, dann war alles, was im letzten Jahr passiert war, wegen einer Lüge passiert – dieser Prozess, dass ich meine Freunde verloren hatte, die Trennung meiner Eltern.
    Alles wegen einer Lüge.

Charlotte
    Alles hat seinen Preis. Man kann das wunderschönste Baby haben, doch dann erfährt man, dass es behindert ist. Man setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um dieses Kind glücklich zu machen, doch Mann und Geschwister bleiben dabei auf der Strecke. Es gibt keine kosmische Waage, auf der man seine Taten im Vorfeld abwiegen kann, und so begreift man oft viel zu spät, welche Taten das fragile Gleichgewicht zerstören.
    Kaum hatte Amelia aufgehört zu sprechen, da wandte sich der Richter an Marin. »Miss Gates, Kreuzverhör?«
    »Ich habe keinerlei Fragen an die Zeugin«, antwortete sie. »Aber ich würde gerne noch einmal Charlotte O’Keefe in den Zeugenstand rufen.«
    Ich sah sie groß an. Sie hatte nichts zu mir gesagt – nicht mit mir geflüstert, mir keinen Zettel zugeschoben –, und so stand ich zaghaft und verunsichert auf. Amelia wurde von einer Gerichtsdienerin an mir vorbeigeführt. Sie weinte. »Tut mir leid«, formte sie mit den Lippen.
    Steif setzte ich mich auf den harten Holzstuhl. Bleiben Sie bei der Botschaft , hatte Marin mir wieder und wieder eingehämmert. Aber es war mir immer schwerergefallen, mich darauf zu besinnen.
    »Erinnern Sie sich noch an das Gespräch, von dem Ihre Tochter gerade gesprochen hat?«, fragte Marin. Ihre Stimme traf mich wie ein Schlag.
    »Ja.«
    »Was waren die Umstände dieses Gesprächs?«
    »Wir hatten Willow gerade aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht; das war am ersten Verhandlungstag. Sie hat sich den Oberschenkel so schwer gebrochen, dass sie operiert werden musste.«
    »Waren Sie aufgebracht?«
    »Ja«, antwortete ich.
    »Und Willow auch?«
    »Sehr.«
    Sie trat auf mich zu und wartete, bis ich ihr in die Augen schaute. Und ich sah in ihnen die gleiche verschleierte Sorge, die ich auch schon bei Amelia gesehen hatte, als sie aus dem Zeugenstand getreten war; bei Sean, kurz nachdem der Saal gestern geräumt worden war, und bei dir in genau jener Nacht, als wir dieses Gespräch führten … Es war die versteckte Furcht, für jemanden, den man liebte, vielleicht nicht gut genug zu sein. Vielleicht empfand ich auch so und hatte darum vor all diesen Monaten die Klage eingereicht: damit du mir in späteren Jahren nicht vorwerfen würdest, dir dieses Leben voller Schmerzen aufgebürdet zu haben. Aber bei der Liebe ging es nicht um Opfer und nicht darum, jemandes Erwartungen nicht zu enttäuschen. Durch die Liebe wurde man besser als nur gut genug. Sie definierte das Perfektsein neu, indem sie alle Eigenschaften eines Menschen mit einschloss, nicht nur die guten.
    Wir alle wollten nur eines: wissen, dass wir jemandem etwas bedeuteten, dass irgendjemandes Leben ohne uns nicht so erfüllt gewesen wäre.
    »Als Sie dieses Gespräch mit Ihrer Tochter geführt haben, Charlotte«, begann Marin, »als Sie während des Prozesses all diese Dinge gesagt haben … haben Sie da gelogen?«
    »Nein.«
    »Was haben Sie dann getan?«
    »Mein Bestes«, flüsterte ich. »Ich habe nur mein Bestes getan.«

Piper
    »Das«, sagte Guy Booker und beugte sich näher zu mir heran, »nenne ich ein gefundenes Fressen.« Er stand auf, knöpfte sich das Jackett zu und wandte sich zum Abschlussplädoyer den Geschworenen zu. »Die Klägerin«, sagte er, »ist eine Lügnerin. Sie behauptet, bei dieser Klage gehe es nicht um Geld, aber selbst ihr Mann hat Ihnen erklärt, dass dem doch so ist, und kann sie nicht unterstützen. Angeblich wünscht sie sich, ihre Tochter wäre nie geboren worden, aber dann sagt sie der Tochter das Gegenteil. Sie sagt Ihnen, sie wünschte, sie hätte die Wahl gehabt, die Schwangerschaft abzubrechen, und sie zeigt mit dem Finger auf Piper Reece, eine hart arbeitende Ärztin, deren einzige Sünde, Ladys und Gentlemen, darin bestanden hat, sich mit Charlotte O’Keefe anzufreunden.«
    Er
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