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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter
Autoren: Glen Cook
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da.« Vielleicht hatte ich meine Erinnerung an sie ausgelöscht, weil Rose an jenem Tag eine unausstehliche Göre gewesen war. »Vielleicht liegt es an all dem Eisen, daß ich eure Gesichter nicht erkannt habe.« Denny Tate und ich kennen uns seit gut acht Jahren, aber ich hatte ihn schon seit Monaten nicht mehr gesehen. »Und wie ist er so in letzter Zeit?« fragte ich wohl etwas schuldbewußt.
    »Tot!« hauchte seine süße Schwester Rose.
     
    Denny und ich waren Helden in den Cantard-Kriegen. Was bedeutet, daß wir unsere fünf Jahre abgerissen haben und lebendig zurückkamen. Im Gegensatz zu vielen anderen.
    Wir trafen etwa zur selben Zeit dort ein, wurden keine zwanzig Meilen voneinander entfernt einquartiert, begegneten uns aber erst später hier in TunFaire, achthundert Meilen abseits des Schlachtfeldes. Er war bei der leichten Kavallerie in Fort Must. Ich war bei den Marines, meist an Bord der Kaiserliche Kimme aus Full Harbor. Ich kämpfte auf den Inseln. Denny ritt fast durch den ganzen Cantard, jagte die Venageti oder floh vor ihnen. Beide wurden wir als Sergeants entlassen.
    Es war ein schlimmer Krieg. Er ist es noch. Jetzt, wo er weit weg ist, gefällt er mir erheblich besser.
    Denny bekam mehr vom Allerschlimmsten zu sehen als ich. Der Kampf auf See und auf den Inseln war nur ein Nebenschauplatz. Weder wir noch die Venageti vergeudeten dabei Zauberer. Die Blitze und den Zorn der Zauberer bewahrte man sich für den Kampf auf dem Festland auf.
    Jedenfalls überlebten wir beide die fünf Jahre und hatten einen Teil davon in derselben Gegend abgeleistet, was eine Gemeinsamkeit herstellte, als wir uns begegneten.
     
    »Deshalb seid ihr ein wandelndes Arsenal. Worum geht es? Eine Vendetta? Vielleicht kommt ihr besser rein.« Rose gackerte wie ein Huhn, das viereckige Eier legt.
    Auch Onkel Lester lachte, allerdings völlig anders. »Halt den Mund, Rosie. Es tut mir leid, Mr. Garrett. Die Waffen haben den Zweck, Rosies Wunsch nach Dramatik zu befriedigen. Sie glaubt, wir sollten nicht unbewaffnet in diese Gegend gehen, weil die Strolche in diesem Viertel sie schänden könnten.«
    Für mich war es kein gutes Morgengrauen. Nur wenige sind es. Ohne nachzudenken, witzelte ich: »Die Strolche in meinem Viertel haben Geschmack. Sie muß sich keine Sorgen machen.« Schuld daran war sicher mein Kater.
    Onkel Lester grinste. Rose sah mich an, als wäre ich Hundescheiße an ihrem Schuh.
    Ich versuchte, zum Geschäftlichen überzugehen. »Wer hat es getan? Was kann ich dabei tun?«
    »Niemand hat es getan«, erklärte Rose. »Er ist vom Pferd gefallen und hat sich das Genick gebrochen, den Schädel und noch zehn andere Knochen.«
    »Schwer zu glauben, daß ein geschickter Reiter auf diese Weise stirbt.«
    »Es ist am hellichten Tage mitten auf einer vielbefahrenen Straße passiert. Es kann keinen Zweifel geben, daß es ein Unfall war.«
    »Wozu braucht ihr mich dann? Und das so früh?«
    »Das soll Papa erklären«, sagte Rose. Das zänkische Weib stand schon mächtig unter Dampf, bevor ich ihr eingeheizt hatte. »Sie zu holen war seine Idee, nicht meine.«
    Ich kannte Dennys alten Herrn nur flüchtig. Gut genug, um ihn beim Vornamen zu nennen, wenn ich zur Sorte Rotznasen gehörte, die die Väter ihrer Freunde beim Vornamen nennen und nicht »Mister«. Er, Denny und zwei Gesellen kümmerten sich um Einzelstücke und die Maßarbeit. Onkel Lester und ein Dutzend Lehrlinge fertigten aufgrund eines zeitlich unbegrenzten Vertrages mit der Armee Stiefel an. Der Krieg hatte Dennys Vater genutzt.
    Und da sagt man, der Krieg wäre ein fauler Darmwind, der keinem nutzt.
    Na gut, ich war wach. Der Kater war in Alkohol ersäuft, und funkensprühende Konversation hatte das Hämmern in meinem Kopf auf das Trampeln Zehntausender Legionen reduziert. Dennoch nagte an mir die Schuld, daß ich Denny nicht mehr besucht hatte, bevor die schwarze Frau ihn ritt. Ich beschloß, herauszufinden, warum der alte Mann jemanden aus meiner Branche brauchte, wenn kein Zweifel daran bestehen konnte, wie Denny abgetreten war.
    »Laßt mir Zeit, bis ich ganz bei mir bin, dann machen wir uns auf den Weg.«
    Rose grinste böse. Mir wurde klar, daß ich ihr die Vorlage für eine mörderische Replik gegeben hatte.
    Ich wartete nicht, bis sie sie mir um die Ohren knallte.

 
2. Kapitel
     
    Willard Tate war nicht größer als der Rest seines Stammes. Ein kahler Gnom. Er stand über seine Werkbank gebeugt und hämmerte winzige Messingnägel in den Absatz
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