Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
mußte ich nachdenken. Etwa zwei Augenblicke lang. »Fünftausend ist nicht genug, um dafür zu sterben, Paps. Und ich habe niemanden, dem ich es hinterlassen könnte.«
    »Zehntausend, Mr. Garrett. Ich überlasse Ihnen meinen Anteil. Ich will ihn nicht.«
    Ich gebe zu, daß ich zögerte. »Nein.«
    »Ich zahle Ihre Unkosten aus meiner eigenen Tasche. Das wären dann genau zehntausend.«
    Ich hielt mich bedeckt. Übte sich der alte Tölpel als Teufel beim Seelenkauf?
    »Was muß ich bieten, Mr. Garrett?«
    »Wie kommt es, daß Sie so scharf darauf sind, dieses Weib zu finden?«
    »Ich möchte sie kennenlernen, Mr. Garrett. Ich möchte die Sorte Frau erleben, die in der Lage ist, meinen Sohn zum Affen zu machen. Nennen Sie mir Ihren Preis.«
    »Selbst Reichtum nutzt einem nichts, wenn die wilden Hunde vom Cantard einem die Knochen aufbrechen, um an das Mark heranzukommen.«
    »Nennen Sie mir Ihren Preis, Mr. Garrett. Ich bin ein alter Mann, der seinen Sohn verloren hat. Er sollte mein Nachfolger werden. Ich bin ein reicher Mann, der keinen Grund mehr hat, sich an sein Vermögen zu klammern. Und ich bin ein entschlossener Mann. Ich werde diese Frau zu Gesicht bekommen. Also sage ich es noch einmal: Nennen Sie mir Ihren Preis.«
    Ich hätte es besser wissen müssen. Verdammt, ich wußte es besser. Seit zehn Minuten hatte ich es gesagt. »Geben Sie mir einen Tausender Anzahlung. Ich seh mir das Zeug an, das Denny hinterlassen hat, und wühl ein bißchen drin herum, nur um zu sehen, ob es machbar ist. Ich lasse es Sie wissen, wenn ich mich entschieden habe.«
    Ich stieg die Treppe hinunter und stellte mir einen Stuhl hinter den Schreibtisch, auf dem sich Dennys Briefe und Notizen stapelten.
    »Ich muß wieder an die Arbeit!«, rief Tate. »Ich lasse Ihnen von Rose ein Frühstück bringen.«
    Während ich lauschte, wie Tates winzige Schritte verhallten, dachte ich an die Möglichkeit, daß mir die liebe Rose etwas Gift ins Essen mischen könnte. Ich seufzte und wandte mich meiner Arbeit zu, in der Hoffnung, daß diese Mahlzeit nicht meine letzte werden würde.

 
4. Kapitel
     
    Zuerst suchte ich nach dem Zeug, das Dennys Familie übersehen hatte. Geizkragen haben immer etwas, von dem sie glauben, sie müßten es verstecken. In einem solchen Keller, so schlicht er wirken mochte, gab es tausend Schlupfwinkel, in denen man Dinge hamstern konnte.
    Als ich es fand, rieselte etwas Staub von der Decke über mir. Ich spitzte die Ohren. Nichts zu hören. Jemand gab sich da oben alle Mühe, leise herumzuschleichen.
    Ich saß da mit den Füßen auf Dennys Schreibtisch und erweiterte meinen literarischen Horizont, als Rose mit meinem Pfannkuchen die Bühne betrat. Ich beobachtete sie über die erste Seite eines Briefes hinweg, der in mir so etwas wie ein déjà vu auslöste. Nur achtete ich kaum darauf. Der Duft von Pfannkuchen mit wildem Honig, Tee, Hühnereiern, heißem Butterbrot und dampfendem Boodleberry-Kompott lenkt einen Mann in meinem Zustand ab.
    Auch Rose lenkte mich ab. Sie lächelte.
    So lächeln Schlangen, bevor sie beißen.
    Wenn solche Frauen lächeln, sieht man sich besser um nach dem Kerl mit dem Messer.
    Sie stellte das Tablett vor mir ab, noch immer lächelnd. »Hier ist ein bißchen von allem, was wir in der Küche hatten. Ich hoffe, Sie finden etwas, das Ihnen schmeckt.«
    Wenn sie nett zu einem sind, stellt man sich besser mit dem Rücken zur Wand.
    »Tun Ihnen die Füße weh?«
    »Nein.« Verblüfft sah sie mich an. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ihr Gesichtsausdruck. Sie müssen Schmerzen haben.«
    Nicht das leiseste Zucken einer Reaktion. »Der Alte hat Sie also überredet, ja?«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Wozu?«
    »Dazu, diese Frau zu finden, an der Dennys Herz hing.« Sarkasmus blitzte hinter diesem Lächeln auf.
    »Nein. Ich habe ihm gesagt, ich gehe Dennys Papiere durch und seh mich etwas in der Stadt um. Dann sage ich ihm, was ich davon halte. Das ist alles.«
    »Sie werden es tun. Wieviel hat er Ihnen geboten?«
    Ich setzte meine beste ausdrucksloseste Kartenspielermiene auf und starrte in die eisigen Marmorkugeln ihrer Augen. Ich glaube nicht an dieses Zeug von den Fenstern zur Seele. Ich habe schon zu viele verlogene Augen gesehen. Hinter ihren gab es nur unzerbrechlichen Stein und eiskaltes Eisen.
    »Ich gebe Ihnen zwanzig Prozent, wenn Sie sie nicht finden. Fünfundzwanzig, wenn Sie sie tot finden.«
    Leeren Blickes starrte ich mein Frühstück an. Schinken und Würstchen waren auch dabei.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher