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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft
Autoren: Gregory Benford
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gelesen habe. Natürlich verlasse ich mich hierbei nicht auf mein eigenes Urteil allein…«, er blickte die beiden gespannten Männer an, »… wie Sie wahrscheinlich schon vermutet haben. Ich habe bereits eine Einschätzung von Sir Martin aus dem Weltrat und von diesem Davies, den Sie erwähnt haben. Beide sagen, es sei eine saubere Sache.«
    Markham lächelte, Renfrew strahlte. Peterson hob die Hand. »Aber einen Moment noch! Ich bin wirklich nur hierhergekommen, um eine Witterung dieser Sache zu bekommen, nicht um die endgültige Entscheidung zu fällen. Meinen Fall muß ich dem Rat selbst vortragen. Sie wollen, daß Elektronik aus den amerikanischen Labors eingeflogen wird, und das bedeutet einen harten Kampf mit der Stiftung.«
    »Forschen die Amerikaner in die gleiche Richtung?« fragte Renfrew.
    »Ich glaube nicht. Die Meinung des Rats ist, daß wir unsere Mittel konzentrieren müssen. Ich werde darauf drängen, daß Sie die Unterstützung bekommen und die Amerikaner mit Geld einspringen.«
    »Und die Sowjets?« wollte Markham wissen.
    »Die sagen, in dieser Richtung hätten sie gar nichts.« Verächtlich zog Peterson die Nase hoch. »Wahrscheinlich lügen sie wieder. Es ist kein Geheimnis, daß wir Briten im Weltrat nur deshalb eine große Rolle spielen, weil die Sowjets sich zurückhalten.«
    »Warum tun sie das?« fragte Renfrew.
    »Sie nehmen an, unsere Bemühungen werden sich als Hirngespinste erweisen«, sagte Peterson. »Also geben sie uns symbolische Hilfen und horten ihre Mittel wahrscheinlich für später.«
    »Zynisch«, kommentierte Markham.
    »So ist es«, stimmte Peterson zu. »So, ich muß nach London zurück. Ich habe eine Anzahl weiterer Vorschläge – hauptsächlich konventionelle Sachen –, über die der Rat einen Bericht will. Ich werde für Sie tun, was ich kann.« Er reichte beiden die Hand. »Dr. Markham, Dr. Renfrew.«
    »Ich begleite Sie hinaus«, sagte Markham gelöst. »John?«
    »Sicher. Hier ist übrigens eine Mappe mit unseren Arbeiten über Tachyonen.« Er reichte sie Peterson. »Und einige Vorschläge über mögliche Sendungen, falls wir Erfolg haben.«
    Gemeinsam verließen die drei Männer das Gebäude und blieben auf dem leeren Parkplatz stehen. Peterson trat auf den Wagen zu, den Renfrew dort morgens gesehen hatte.
    »Es war also tatsächlich Ihr Wagen«, platzte Renfrew unwillkürlich heraus. »Ich hatte mir nicht vorstellen können, daß Sie so früh von London gekommen sind.«
    Peterson hob eine Augenbraue. »Ich habe die Nacht bei einem alten Freund verbracht«, sagte er.
    Den Bruchteil einer Sekunde blitzte in seinen Augen vergnügte Erinnerung auf, für Markham ein deutlicher Hinweis, daß der alte Freund eine Frau war. Renfrew, der sich mit seinen Fahrradklammern beschäftigte, hatte die Szene nicht wahrgenommen. Außerdem, so vermutete Markham, wäre Renfrew sowieso nicht auf diesen Gedanken gekommen. Ein guter Mann, aber im Grunde träge. Wogegen Peterson, der fast sicher nach niemandes Definition ein guter Mann war, ebenso sicher alles andere als träge war.

 
– 5 –
     
     
    Marjorie war in ihrem Element. Die Renfrews hatten nicht oft Gäste, aber wenn es einmal soweit war, dann vermittelte Marjorie John und ihren Besuchern den Eindruck reger Geschäftigkeit und nur knapp vermiedener häuslicher Katastrophen. Dabei war sie nicht nur eine hervorragende Köchin, sondern auch eine höchst begabte Organisatorin. Jeder Schritt dieser Dinnerparty war akribisch im voraus geplant. Nur aus einem unbewußten Gefühl heraus war ihr klar, daß sie ihre Gäste nicht dadurch einschüchtern dürfe, daß sie eine zu perfekte Gastgeberin war; deshalb hetzte sie immer wieder in die Küche, redete die ganze Zeit und schob ihr Haar aus dem Gesicht, als wäre es alles ein bißchen zuviel für sie.
    Heather und James, ihre ältesten Freunde, waren als erste eingetroffen. Dann die Markhams, korrekte zehn Minuten zu spät. In dem tief ausgeschnittenen Kleid wirkte Heather aufregend extravagant. Auf ihren hochhackigen Schuhen war sie genauso groß wie James, der nur wenig mehr als einen Meter fünfundsechzig maß und in dieser Frage sehr empfindlich war. Wie gewöhnlich, war er untadelig gekleidet.
    Außer Greg Markham, der sich für ein Guinness entschieden hatte, tranken alle einen Sherry. Marjorie hielt es für ein bißchen verschroben, direkt vor dem Essen Bier zu trinken, aber Greg machte den Eindruck, einen großen Appetit zu haben, also war es wahrscheinlich in Ordnung so.
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