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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft
Autoren: Gregory Benford
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Antwort abzuwarten, durchquerte Markham das Zimmer, machte die Sitzfläche des einzigen noch verbleibenden Stuhls frei und setzte sich, ein Bein über das andere legend. Die beiden anderen nahmen ihre Plätze wieder ein, aber weniger lässig als Markham.
    »Sie sind Plasmaphysiker, Dr. Markham, nicht wahr?«
    »Ja. Ich bin für ein Jahr hierhin freigestellt. Bis auf die letzten Jahre hat der größte Teil meiner Arbeit im Plasmabereich stattgefunden. Über die Tachyonentheorie habe ich vor langer Zeit einen Aufsatz geschrieben, noch bevor sie entdeckt wurden und in Mode kamen. Ich nehme an, deshalb hat mich die National Science Foundation hierher verpflichtet.«
    »Haben Sie die Kopie meines Vorschlags gelesen?« fragte Peterson.
    »Ja, das habe ich. Er ist gut«, erwiderte Markham bestimmt. »Die Theorie ist großartig. Ich arbeite seit einiger Zeit an der Theorie, die Renfrews Experiment zugrunde liegt.«
    »Dann glauben Sie also, das Experiment wird funktionieren?«
    »Wir wissen, daß die Technik funktioniert. Ob wir tatsächlich mit der Vergangenheit in Verbindung treten können – das wissen wir nicht.«
    »Und diese Apparaturen hier…«, mit einer Armbewegung umfaßte Peterson das Labor, »… sind dazu in der Lage?«
    »Wenn wir Glück haben. Wir wissen, es gab am Cavendish und in einigen anderen Instituten in den Staaten und in der Sowjetunion ähnliche Experimente mit Nuklearresonanzen; sie gehen schon in die frühen 50er Jahre zurück. Im Prinzip könnten sie kohärente Signale auffangen, die durch Tachyonen übermittelt werden.«
    »Also können wir Telegramme schicken?«
    »Ja, aber mehr auch nicht. Es handelt sich um eine sehr beschränkte Form der Zeitreise. Es ist die einzige vorstellbare Methode, Botschaften in die Vergangenheit zu senden. Gegenstände oder Menschen können wir nicht übertragen.«
    Peterson schüttelte den Kopf. »Ich habe über ein Thema promoviert, bei dem es um die Zusammenhänge zwischen Sozialfragen und Computer ging. Selbst ich…«
    »Cambridge?« unterbrach Markham.
    »Jawohl. King’s College.« Markham nickte, und Peterson zögerte. Ihm mißfiel es, von dem Amerikaner einer Kategorie zugeordnet zu werden. Selbstverständlich tat er das gleiche, aber gewiß mit mehr Berechtigung. Leicht gereizt, übernahm er wieder die Initiative. »Also, selbst ich weiß, daß es hier irgendwo ein Paradoxon gibt. Die alte Geschichte, wenn man seinen Großvater erschießt, nicht? Aber wenn er stirbt, existiert man selbst gar nicht. Jemand im Weltrat hat das gestern angesprochen. Fast hätten wir die ganze Sache deswegen gekippt.«
    »Eine gute Frage. Der gleiche Irrtum ist mir 1992 in einem Aufsatz unterlaufen. Es stellte sich heraus, daß es Paradoxe gibt, und wenn man die Sache richtig betrachtet, verschwinden diese Paradoxe. Ich könnte es erklären, aber das erfordert einige Zeit.«
    »Jetzt nicht, bitte. Wenn ich es richtig verstehe, geht es darum, diese Telegramme zu schicken und jemanden Anfang der 60er Jahre über die Situation hier zu unterrichten.«
    »In etwa. Man muß sie vor chloriertem Kohlenwasserstoff warnen und die Auswirkungen auf Phytoplankton skizzieren. Wenn wir bestimmte Forschungsrichtungen steuern könnten, bekämen wir vielleicht die Chance, die wir jetzt… «
    »Ganz ehrlich: Glauben Sie, dieses Experiment könnte eine wirkliche Hilfe bedeuten?«
    Ungeduldig fuhr Renfrew auf, sagte aber nichts.
    »Ohne melodramatisch zu sein«, sagte Markham langsam, »glaube ich, es könnte Millionen von Menschenleben retten. Letztendlich.«
    Einen Moment lang herrschte Stille. Peterson legte wieder die Beine übereinander und zupfte einen unsichtbaren Faden von seinem Knie.
    »Verstehen Sie«, sagte er schließlich, »es ist eine Frage von Prioritäten. Der Notstandsrat tagt seit neun Uhr. In Nordafrika ist es zu einem erneuten Massensterben gekommen -Dürre und Mangel an Nahrungsmittelreserven. Zweifellos werden Sie zu gegebener Zeit in den Nachrichten mehr davon erfahren. Inzwischen besteht für dieses und andere Notstandsgebiete Priorität. Nordafrika ist nicht die einzige Problemzone. Vor der südamerikanischen Küste ist eine gewaltige Kieselalgenblüte aufgetaucht. Tausende von Menschen sterben. Sie bitten uns, Geld in ein einzelnes Experiment zu stecken, das funktionieren kann oder nicht – im Grunde die Theorie eines einzigen Mannes…«
    Markham unterbrach ihn hastig. »Es ist mehr als das. Die Tachyonentheorie ist nicht neu. In Caltech arbeitet eine andere Gruppe
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