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ZEITLOS - Band 3 (German Edition)

ZEITLOS - Band 3 (German Edition)

Titel: ZEITLOS - Band 3 (German Edition)
Autoren: Edward Finnings
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viele Stimmen auf. Erst jetzt wurde Plätschner klar, dass dieser Ton aus den Kehlen aller kam, einschließlich seiner eigenen. Er hatte es nicht bemerkt!
       Ein Lied entstand. Ein Lied von solcher Kraft und Konsistenz, wie er es noch nie in seinem Leben gehört hatte. Seltsamerweise kam es auch aus seiner Brust, von seinem Herzen. Die im Kreis Stehenden fassten sich an den Händen und begannen, gegen den Uhrzeigersinn zu schreiten.
       Der Menschenkreis rotierte langsam um das Zentralfeuer, dessen Glut hellrot wie frisches Blut leuchtete. Red Falcon bewegte sich in entgegengesetzter Richtung dazu, und blickte dabei jedem Einzelnen mit feierlichem Ernst in die Augen.
       Dieses Ritual währte so lange, bis der volle Mond zwischen den Berggipfeln stand. Das war das Zeichen: Die vorbereiteten Caapi-Lianen wurden von zwei Frauen zum Kessel getragen und dort von Hand in kleinen Portionen in das kochende Wasser geworfen, begleitet vom Raunen der Anwesenden.
       Dieses Raunen bei jeder Handvoll, die ins Wasser glitt, schien im Kreis zu wandern, ähnlich einer La-Ola-Welle in Fußballstadien. Danach kamen die Blätter des Chakruna-Strauches an die Reihe. Die klein geschnittenen Zweige wurden auf einmal hineingefüllt, das Feuer daraufhin mit frischem Brennholz neu entfacht.
       Red Falcon stand währenddessen beobachtend daneben. Nachdem die Hauptzutaten hinein gegeben worden waren, trat er zum Kessel und umrundete ihn in engem Abstand. Magische Formeln murmelnd, entnahm er einem umgehängten Jutesäckchen weitere Ingredienzien, die er dem Sud beimengte. Als auch dies geschehen war, gruppierten sich vier andere Frauen um den Kessel. Red Falcon segnete sie mit ritueller Geste und entließ sie in ihr drei Tage dauerndes Amt: Sie waren die Hüterinnen des Feuers, die sich beim Beschicken der Flammen abwechselten und das vorschriftsmäßige Einköcheln des Suds kontrollierten. Nun löste sich die feierliche Stimmung auf, das Ritual war beendet, und alle kehrten zurück in ihre Wohnstätten. Yaje brauchte nun drei Tage Ruhe, um der Einladung des Huawakos-Stammes folgen zu können.
       Nach dem Ende des Eröffnungsrituals kümmerte sich niemand um Plätschner. Er hatte gelernt, dass Geduld eine der wichtigsten Tugenden auf seinen spirituellen Reisen war. Mit Ungeduld war kein Blumentopf zu gewinnen. So ging er zu seiner Schlafstatt, die ihm vom Stammesältesten zugewiesen worden war.
     
    Erst am Nachmittag des dritten Tages, an dem abends das Yaje-Ritual stattfinden sollte, rief Red Falcon Plätschner zu sich. Er befragte ihn nach Einhaltung und Verlauf des Läuterungsprozesses und erkundigte sich darüber hinaus nach seinem gesundheitlichen Befinden. Er zeigte sich mit Plätschners Antworten zufrieden und erläuterte diesem nun mit ernster Miene das bevorstehende Ritual:
       >Erst während des Rituals wird sich herausstellen, wer den Ayahuasca-Trank zu sich nehmen darf. Yaje selbst lässt die betreffende Person wissen, ob er deren Einladung akzeptiert und sie für würdig befindet, mit ihm reisen zu dürfen.
       Jeder, der heute Abend den Trunk in seiner starken Form zu sich nimmt, hat drei Begleiter an seiner Seite, die über sein gesundheitliches und spirituelles Wohlergehen wachen. Sollte Yaje dich erwählen, wirst du sehr stark sein müssen!<
       Red Falcon schloss seine Erläuterungen mit einem eindringlichen Hinweis: >Falls das Gefühl des Sterbens für dich unerträglich werden sollte, dann kannst du die Zeremonie durch das Aussprechen des Wortes Hampi abbrechen! Es bedeutet in unserer alten Quechua-Sprache Medizin . Dann wird dir von deinen Helfern umgehend ein Gegenmittel eingeflößt, dessen Wirkung den Kontakt zu Yaje gewaltsam unterbricht.<
       Red Falcon erhob sich, sah Plätschner noch einmal abschätzend an und wiederholte seine Warnung: >Nur in allerhöchster Not darfst du den Kontakt zu Yaje gewaltsam abbrechen lassen! Bedenke: Yaje ist mächtig und kann unendlich grausam sein, falls du dich doch als zu schwach erweisen solltest und er sich von einem Unwürdigen sinnlos herausgefordert fühlt ...<
       
    Nach diesem Gespräch war Plätschner unsicher. Bisher war er fest davon ausgegangen, heute Abend zum ersten Mal die starke Wirkung des Trunks kennen zu lernen. Jetzt schien das gar von Yaje persönlich abzuhängen, ob dieser Geist ihn akzeptierte und für würdig befand. Das klang ganz danach, als ob es ziemlich ungemütlich werden konnte.
       Bei diesen Gedanken legte sich
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