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ZEITLOS - Band 3 (German Edition)

ZEITLOS - Band 3 (German Edition)

Titel: ZEITLOS - Band 3 (German Edition)
Autoren: Edward Finnings
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ihn. Dank dessen Hilfe hielt er nun eine reichhaltige Rezepturensammlung halluzinogener Tränke in Händen, deren Niederschrift ihn einige Wochen gekostet hatte. Geduldig beantwortete ihm der alte Mann Frage um Frage.
       Auffallend an den vielen Gesprächen mit Viçonza war, dass der immer nur Antwort auf konkret gestellte Fragen gab. Darüber hinaus war keine noch so winzige Information von ihm zu erhalten. Dadurch war Plätschner gezwungen, sich viele Gedanken zu den ihn interessierenden Fragenkomplexen zu machen. Vermutlich war das der Grund für diese Art des Schüler-/Meistergesprächs.
       Vor einigen Drogen warnte ihn Elderman Viçonza jedoch von sich aus eindringlich. Es gab Substanzen und Elixiere in dieser Sammlung, die er auf dessen Warnungen hin, mit einem Blitzsymbol kennzeichnete, da man sich ihnen mit äußerster Vorsicht und allmählicher Eingewöhnung nähern musste.
       Das bedeutete, so wurde ihm erklärt, dass sich der Körper zunächst durch kleine, sich stetig steigernde Dosierungen und begleitende rituelle Handlungen an diese Substanzen gewöhnen musste. Erst dann konnte man mit der nötigen Vorsicht damit beginnen, die volle Dosierung für eine bestimmte, beabsichtigte Wirkung einzusetzen. Bei den Ritualen war es unbedingt erforderlich, sich der Wohlgesonnenheit der Geister zu versichern. Dies konnte durch Gesänge, Gebete, Tänze und Trommeln erreicht werden, nicht nur bei der Einnahme, sondern schon zuvor, während des Herstellungsprozesses. Wer sich daran nicht hielt, musste damit rechnen, seine Nachlässigkeit mit dem Leben oder zumindest mit seinem klaren Verstand zu bezahlen.
       Die wichtigste Regel, so hatte es ihm Elderman Viçonza eingeschärft, hieß: Elixiere und Tränke waren nicht nur Wirkstoff, sondern von mächtigen Geistern beseelt, deren Führung man sich auf Gedeih und Verderb während einer Trancereise überließ. Dieser Geistaspekt durfte niemals vergessen und missachtet werden!
       Deshalb war es von Bedeutung, dass sich ein Schamane schon vor einer beabsichtigten Zeremonie bestimmten Läuterungsritualen widmete. Nur eine gereinigte Seele mit lauteren Absichten hatte Aussicht, von den Geistern erfolgreich zu ihren Trancezielen geführt zu werden. Die Absicht und der nötige Respekt, mit denen ein schamanisch Tätiger seine Reise antrat, bestimmte insofern das Maß an Fürsorge, das ihm die Geister entgegenbrachten.
     
    Plätschner lag auf dem Bett einer schäbigen Pension am Rande einer Landstraße, an der einmal am Tag ein Bus Richtung Norden ging. Sein weiterer Weg sollte ihn auf Anraten Elderman Viçonzas nun zum Stamm der Kogi Mamas führen, die über eine besondere Art der Verständigung verfügten. Es hieß, dass sie Töne bilden konnten, die im Gegenüber sofort Informationen wie Bilder, Gefühle und Wissen freisetzten.
       Diese Laute waren in keinem Wörterbuch verzeichnet. Es handelte sich dabei weder um eine telepathische Übertragung noch eine Form des inneren Gesprächs. Vielmehr wurde behauptet, dass diese Töne Verbindung zu tiefem Wissen darstellten. Plätschner hatte schon viel darüber gehört und gelesen. Für ihn waren das Zugangskanäle zum Universalen Bewusstsein.
       Die Kogi hatten in den Tälern der Sierra Nevada de Santa Marta im Norden Kolumbiens bis zur Transformation sehr von der Außenwelt abgeschirmt gelebt. Seither aber waren sie bereit, auch andere Menschen, die sie ihre jüngeren Brüder nannten, an ihren Fähigkeiten teilhaben zu lassen.
       Es war allerdings nicht leicht, von ihnen als Schüler akzeptiert zu werden. Der erste Kontakt zu diesem Volk wurde über Mittelsleute hergestellt. Von Elderman Viçonza hatte er den Namen einer Frau erhalten, die er in Valledupar an der Nationalstraße 80 kontaktieren sollte.
    ***
     
    Es wurde die längste Reise seines Lebens. Die Kogi-Mamas hatten ihn nicht zu sich gelassen. Die von ihm eingesetzten Mittelsleute brachten immer wieder dieselbe negative Botschaft: Die Zeit sei nicht reif .
       So hatte sich Plätschner in Geduld geübt und sich weiterhin dem Studium der halluzinogenen Tränke gewidmet. Bei all seinen Erfahrungen, negativer wie positiver, kehrte sein Sinnen und Trachten doch immer wieder zu Yaje zurück, dessen Geist sein Freund geworden war.
     
       Plätschner hatte alle Vorsichtsmaßnahmen, die in seinem Büchlein notiert waren, berücksichtigt. Er hatte die Dosierungen nur langsam, dennoch stetig gesteigert. Dabei vertraute er sich zumeist erfahrenen
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