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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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Turners Antwort kam spontan, aber ihm war deutlich anzumerken, dass er mit der Entwicklung des Gesprächs nicht zufrieden war. Er sah aus wie ein einziges großes Fragezeichen.
    Sebastiano führte mich die Treppe hinunter, und ich war froh, dass ich mich an seinem Arm festhalten konnte.
    Es stank überall nach Rauch, aber Mrs Thackerey, eine resolut wirkende Person in einem zeltartigen Nachtgewand, hatte alle Türen und Fenster aufgerissen und die verkohlten Überreste des Vorhangs und des Teppichs auf den Gehweg hinausbefördert. Außerdem hatte sie Mr Turners Vater in einen Morgenmantel gesteckt und ihm eine zerknitterte Schlafmütze auf den Kopf gestülpt. Er saß in der Halle in einem Lehnstuhl und sah ein wenig verloren aus, während Mrs Thackerey mit energischen Bewegungen den Ruß zusammenkehrte.
    »Da ist das blonde Mädchen wieder«, sagte er, als Sebastiano mich an ihm vorbeiführte. »Und diesen jungen Mann habe ich vorhin auch schon gesehen. Ist er nicht der Brandstifter?« Sinnend betrachtete er seine Pantoffeln, als wüssten die eine Antwort. »Hm, ich glaube, so war es nicht. Mir war heiß, weil mein Bett brannte, und plötzlich kam er in mein Zimmer, zerrte mich heraus und schleppte mich nach unten. Und auf einmal brannte es hier unten auch. Sehr, sehr seltsam. Fast so merkwürdig wie eine deiner Visionen, Will. Du solltest ein Bild davon malen. Oder gibt es schon eins? Hattest du nicht von diesem Brand auch eine Vision? Und eine von dem blonden Mädchen? Oh, ich habe übrigens auch etwas geträumt. Sehr farbenfroh. Von diesem indischen Elefanten. Du weißt schon, der in der Menagerie von Exeter Change. Leider habe ich seinen Namen vergessen.« Er verstummte und versank in tiefes Nachdenken, das nach wenigen Augenblicken in leises Schnarchen überging.
    Mr Turner räusperte sich und setzte zu einer Bemerkung an, vermutlich, um die verworrenen Äußerungen seines Vaters zu kommentieren, doch Sebastiano ließ ihm keine Gelegenheit dazu.
    »Leben Sie wohl, Mr Turner.«
    »Aber bitte nennen Sie mir doch wenigstens Ihre Anschrift, bevor Sie gehen! Es ist mir ein Anliegen, mich für Ihre Hilfe erkenntlich zu zeigen!«
    Am liebsten hätte ich ihm vorgeschlagen, uns doch einfach eines seiner Gemälde mitzugeben – ein klitzekleines hätte mir schon gereicht! –, aber als hätte Sebastiano es geahnt, kam er mir mit seiner Antwort zuvor.
    »Ihre Unversehrtheit ist uns Dank genug. Eine Anschrift haben wir in London nicht, denn wir sind nur zu Besuch in der Stadt.«
    »Wir sind bloß Reisende«, stimmte ich zu. Genau genommen hatte ich Touristen gesagt, doch der intergalaktische Translator hatte es umgewandelt. Natürlich war intergalaktischer Translator nicht die offizielle Bezeichnung dafür. Ich nannte es bloß so, denn ich hatte immer noch nicht herausgefunden, wie es richtig hieß. Aber dafür wusste ich genau, wie es funktionierte: wie ein eingebauter Übersetzer. Er wandelte alles, was man sagte, in die zur jeweiligen Epoche passende Landessprache um. Ich konnte fröhlich auf Deutsch reden und Sebastiano italienisch – für die Leute, mit denen wir uns hier unterhielten, klang es wie perfektes Englisch. Moderne Wörter wurden bei der Gelegenheit gleich mit angepasst und auf historisch getrimmt – aus Touristen wurden Reisende, Autos verwandelten sich in Fuhrwerke, BHs mutierten zu Schnürleibchen.
    Solange wir als Zeitwächter in der Vergangenheit unterwegs waren, liefen wir nie Gefahr, uns aus Versehen zu verplappern: Die Sperre hinderte uns daran, den Menschen in der Vergangenheit Dinge aus der Zukunft zu verraten, und der Translator sorgte dafür, dass wir uns verständigen konnten, ohne aufzufallen. Eigentlich zwei sehr praktische Einrichtungen, auch wenn es manchmal zu komischen Wort-Umwandlungen führte.
    Eine zweispännige Kutsche kam die Straße entlanggerollt und blieb hinter dem Fuhrwerk stehen. Auf der Kutschbank saß ein halbwüchsiger Junge. Er stieg ab, zog sich die Kappe vom Kopf und verneigte sich vor José. Sogar im matten Laternenlicht sah man, dass er feuerrote Haare hatte. José besprach sich leise mit ihm, dann winkte er uns ungeduldig heran.
    »Seltsam, dieser einäugige alte Mann«, hörte ich Mr Turner sagen, während ich mit Sebastiano zu der Kutsche ging. »Es ist überhaupt alles sehr seltsam.«
    »Malen Sie doch einfach ein Bild davon«, schlug Mrs Thackerey ihm vor. »Das tun Sie doch sowieso immer.«
    Sebastiano half mir in die Kutsche und stieg dann selbst ein. José
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