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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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aber im Moment ziemlich mürrisch aussah.
    »Wer stört meine Ruhe zu so später Stunde?« Er hielt eine Öllampe in der Hand, und in dem flackernden Licht erkannte ich die Farbkleckse an seinen Fingern.
    »Oh«, hauchte ich ehrfürchtig. Das war er. William Turner persönlich. Der größte englische Impressionist aller Zeiten. Ich brauchte ein paar Augenblicke, bis ich mich an meine Aufgabe erinnerte. »Oh«, wiederholte ich, diesmal allerdings absichtlich. »Mir ist so … ich weiß nicht …« Ich legte den Handrücken an meine Stirn, vollführte eine anmutige Drehung und sank vor seine Füße.
    »Um Himmels willen! Miss, was fehlt Ihnen?«
    Mr Turner reagierte genau wie erwartet. Er kniete sich neben mich und tätschelte mir die Wangen. Ein bisschen zu fest vielleicht, aber es war ja gut gemeint. Stöhnend schlug ich die Augen auf. »Was ist geschehen? Bin ich ohnmächtig geworden?«
    »In der Tat, das sind Sie«, stammelte Mr Turner, während er mir half, mich aufzurichten. »Wie kann ich … Was soll ich …«
    »Ein Glas Wasser, bitte«, seufzte ich mit ersterbender Stimme, und wieder tat Mr Turner genau das, was er sollte: Er sprang hektisch auf und verschwand im Haus. Sebastiano kam hinter der Sphinx hervor und schlich ihm hinterher.
    Kurz darauf kehrte Mr Turner zurück und reichte mir ein Glas. Von Sebastianos Eindringen hatte er offensichtlich nichts bemerkt. Teil eins des Plans hatte schon mal geklappt, zumindest der Anfang davon.
    »Wie geht es Ihnen, Miss?« Verunsichert sah Mr Turner mich an. »Oder Mrs?«
    »Miss, bitte.« Ich ließ mir von ihm aufhelfen, trank einen Schluck Wasser und tat dann so, als sei mir furchtbar schwindlig, worauf Mr Turner mich festhalten musste, weil ich sonst wieder zusammengebrochen wäre.
    »Wo ist denn … Haben Sie niemanden …« Er sah sich panisch um. »Sind Sie etwa allein unterwegs?«
    »Oh, nein.« Ich entsann mich, dass es in dieser Zeit für anständige Mädchen völlig undenkbar war, allein loszuziehen. »Ich war in Begleitung meines …« Gatte ging nicht, weil ich ja eine Miss war. »Meines Bruders. Und dann wurde unsere Kutsche angehalten, von einem … Räuber. Ich konnte fliehen, und da bin ich.«
    »Du liebe Zeit! Du liebe Zeit!« Mr Turner wiederholte den Satz noch ein paarmal und rang dabei die Hände. »Die Polizei muss her! Ich werde die Haushälterin aus dem Bett klingeln und sie in die Bow Street schicken.«
    »Ach, das wird nicht nötig sein.« Ich schnüffelte unauffällig, doch es roch immer noch nicht nach Rauch. Anscheinend war das Feuer noch nicht ausgebrochen. Hoffentlich entdeckte Sebastiano den Brandherd sofort. Es war lebenswichtig, dass es uns gelang, das Feuer rechtzeitig zu löschen. Vor allem für Mr Turner, denn sonst wäre er morgen tot. Eine Abweichung im Kausalverlauf der Zeit, die wir unbedingt verhindern mussten.
    »Vielleicht bleiben Sie einfach kurz bei mir stehen, hier an der frischen Luft«, schlug ich Mr Turner vor. Solange er draußen stand, konnte er nicht Opfer eines Großbrandes werden.
    »Aber der Räuber … Wir sollten die Obrigkeit …«
    Prompt tat ich, als würde ich wieder in Ohnmacht fallen, worauf Mr Turner gezwungen war, bei mir zu bleiben und mich zu stützen.
    Dann kam ein unerwartetes Geräusch aus dem Inneren des Hauses. Es klang nach einem unterdrückten Schrei. Mr Turner ließ mich los, anscheinend hatte seine Hilfsbereitschaft Grenzen. »Das war mein Vater!«
    Er ergriff die Lampe und verschwand im Haus, und weil ich nicht untätig herumstehen wollte, lief ich hinterher und folgte ihm in die Eingangshalle, in der Dutzende von Gemälden an den Wänden hingen. Lauter echte Turner! Doch mir blieb keine Zeit, sie zu bewundern. Ein alter Mann kam vorbeigestolpert, von einem weiten Nachthemd umweht, die Füße in viel zu großen Pantoffeln steckend.
    »Diebe! Einbrecher! Brandstifter!«, rief er mit aufgebrachter Fistelstimme. Er wurde von Sebastiano verfolgt, der beruhigend auf ihn einredete. »Aber Sir, so hören Sie mich doch an …«
    Mr Turner, der dicht vor mir war, schrie beim Anblick des vermeintlichen Einbrechers nicht nur erschrocken auf, sondern ließ im selben Moment auch seine Lampe fallen, die klirrend auf dem Boden zerbrach und auslief. Die brennende Flüssigkeit leckte als Flammenzunge über den Boden und erreichte den langen Samtvorhang an einem der Fenster. Der Stoff fing sofort Feuer – und brannte binnen weniger Augenblicke lichterloh. Flackernd schlugen die Flammen hoch bis
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