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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn
Autoren: Don Winslow
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jeden Tag
neu entworfen, unsere Kultur verbessert, uns in streng reglementierten
Gemeinschaften abgeschottet, gesund gegessen, das Rauchen abgewöhnt, unsere
Gesichter geliftet und die Sonne gemieden, die Haut gepeelt, Falten geglättet,
Fett ebenso wie ungewollte Babies absaugen lassen und dem Tod und dem Alter
den Kampf angesagt.
    Wohlstand und Gesundheit
haben wir zu unseren Göttern gemacht.
    Eine narzisstische
Religion.
    Zum Schluss haben wir nur
noch uns selbst angebetet. Zum Schluss war das alles nicht genug.
     
    Eine
Kreuzung draußen in der Wüste. Warum nicht?
    Da gibt es einen
Parkplatz, auf dem man den Handel über die Bühne bringen kann.
    Und Elenas Soldaten
können alle niedermähen und sich verpissen, lange bevor die Sheriffs oder die
Einwanderungsbehörde eintreffen.
    Das wissen alle.
    Lado weiß es.
    Seine Männer wissen es.
    Jeder, der Western liest
oder sich welche im Kino ansieht, weiß das.
    Ben
und Chon wissen es. Und sie fahren trotzdem hin. Weil's sein muss.
     
    Natürlich nehmen sie den
Mustang.
    Bewaffnet mit zwei
Gewehren, zwei Pistolen und zwei AR -15.
    Wenn sie schon den Abgang
machen, dann aber lichterloh.
    Magdalena kriegt gerade
genug in die Venen geballert, dass sie schön geschmeidig bleibt, und sie gehen
Arm in Arm in Arm mit ihr aus dem Motel. Packen sie auf den Rücksitz, kleben
ihr den Mund zu und die Handgelenke vor dem Körper zusammen.
    Eine lange stille Fahrt
in die Wüste.
    Worüber soll man reden,
und welcher Radiosender eignet sich als Soundtrack für Entführung und Mord?
Stille ist besser.
    Es gibt sowieso nichts zu
sagen.
     
    Zum ersten Mal in ihrem
Leben empfindet Elena nackte Angst.
    Blankes Entsetzen und
Übelkeit tief im Bauch. Und die Zeit... will ... einfach ... nicht... vergehen.
Sie zuckt zusammen, als es an ihrer Schlafzimmertür klopft.
    Lados Frau, Delores.
    Sie ist den Tränen nahe,
und Elena ist seltsam gerührt von so viel Mitgefühl.
    »Elena«, sagt sie. »Ich
weiß ... du hast ... viel um die Ohren, aber ...«
    Ihre Stimme bebt, und
dann fängt sie an zu weinen.
    »Meine liebe Freundin«,
sagt Elena. »Was ist denn nur los?«
    Sie legt ihr einen Arm um
die Schulter, führt sie ins Zimmer und schließt die Tür hinter sich.
     
    Kurze Fahrt für O.
    Sie ist vor lauter
Zolpidem kaum noch bei sich. Klebeband von innen.
    Sie
wacht auf und zittert in der kalten Wüstennacht. »Wir sind kurz davor«, sagt Lado. Kurz
davor, denkt er, alles zu gewinnen. Seine Männer sind eine Stunde früher
losgefahren und haben bereits Stellung bezogen.
    Delores schluchzt und
schluchzt.
    Elena kann sie verstehen,
hat aber schon bald genug davon.
    Sie tätschelt ihr noch
einmal die Hand, richtet sie auf und sagt: »Du hast richtig gehandelt. Du hast
getan, was jede Frau tun würde, um ihre Kinder zu schützen.«
    Männer bringen einem bei,
wie man sie zu behandeln hat.
     
    Ben und Chon finden den
Parkplatz an der Kreuzung.
    Sie fahren ran und lassen
zweimal die Scheinwerfer aufleuchten.
    Ein Signal antwortet aus
der Dunkelheit, dann kommt ein schwarzer Geländewagen und hält zirka zehn Meter
vor ihnen.
    Chon kann einen
nächtlichen Hinterhalt riechen, und jetzt riecht er einen zwischen den
Kreosotbüschen und dem Indianertabak, nach denen die Wüste selbst in einer
kühlen Nacht wie dieser duftet.
    »Sind die hier?«, fragt
Ben.
    »Oh ja«, sagt Chon. »Auf
beiden Seiten.«
    Ganz ohne Zweifel liegen
sie im Gestrüpp neben dem Parkplatz und auf der anderen Straßenseite.
    »Sobald du O hast«, wiederholt Chon, »wirfst du dich auf den Boden und bleibst unten.«
    »Okay.«
    »Ben?«
    »Ja?«
    »War schön mit dir.“
    »Mit dir auch.«
    Ben steckt sich eine
Pistole hinten in den Gürtel, nimmt Magda und hilft ihr beim Aussteigen.
    Chon greift nach hinten
und schnappt sich die beiden Gewehre.
     
    Auch Lado steckt sich eine Pistole in den Gürtel, geht auf die Beifahrerseite und zieht O aus
dem Wagen.
    Die kleine Fotze ist
immer noch neben der Spur.
    Wacklig auf den Beinen.
    Kein Wunder, denkt Lado, nach
der Dosis.
    Er geht zum Wagen der güeros.
     
    Elena
steigt aus dem Land Rover. Hernan an ihrer Seite.
    Sie sieht eins der beiden
Arschlöcher Magda vor sich herschieben.
    Gott sei Dank, Gott sei
Dank, Gott sei Dank. Ihre Männer haben Anweisung erhalten, das Feuer zu eröffnen,
sobald er sie loslässt.
    »Lass sie los!«, schreit Lado. »Schick sie zu mir!“
    »Du auch!«, erwidert Ben.
    Er gibt Magda einen
sanften Schubs Richtung Lado. Lado macht dasselbe mit O.
    Kaum
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