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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn
Autoren: Don Winslow
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weg, und wir machen uns in Indonesien
nützlich. Graben Brunnen oder so was in der Art. Kannst du dir das vorstellen?
Dein nutzloses kleines Mädchen mit einer Schippe in der Hand?
    Alles Liebe, O
     
    Waffenladen-Barney ist
ein eingefleischter Hörer rechter Radiotalksendungen.
    Jedenfalls erfährt Barney
von dem Massaker auf dem Highway und sucht sich die restlichen Nachrichten
zusammen, die er durchaus begrüßt, da er sich jetzt um sechs Mexikaner
weniger scheren muss. Er kriegt was von den Kaliber-50-Patronen mit, die in und
um die toten Bohnenfresser gefunden wurden, und auch, dass die ersten Schüsse
wahrscheinlich aus einer ziemlichen Entfernung abgegeben wurden ...
    ... na ja, logisch, mach
keinen Scheiß, eine Barrett Model 90 ist nichts für den Nahkampf ...
    ... und er wittert seine
Chance, sich was Gutes zu tun.
    Barney lebt nämlich hart
an der Grenze.
    Ja, okay, wer tut das
nicht in diesem Scheißleben, aber Barney wohnt direkt dran, und das bedeutet,
dass er mindestens so viel in Mexiko lebt wie in den Staaten.
    Das gefällt ihm nicht,
macht ihn gar nicht glücklich, aber Fakt ist Fakt. Egal, was die Grenzpolizei
sagt, was die Minutemen sagen, was irgendein Schwachkopf in DC behauptet, dieses
Land wird mehr oder weniger vom Baja-Kartell regiert.
    Damit musste sich Barney
arrangieren.
    Was ihm ziemlich gut
gelungen ist, da die Jungs seine besten Kunden sind.
    Das lässt er nicht
raushängen, weil seine zweitbesten Kunden die Rechten sind, die, wie Barney,
Mexikaner hassen, aber bei Barney stapeln
sich die Arztrechnungen, und das Amt für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und
Sprengstoffe sitzt ihm im Nacken - wir reden hier von der Möglichkeit, dass er
seine goldenen Jahre damit verbringen muss, sich vor Niggern und anderem
Abschaum im Zuchthaus zu ducken -, deshalb hat er jetzt eine Entscheidung zu
treffen.
    Welche Regierung ruft er
an?
    Wem kann er vertrauen?
    Was wird das Beste für
ihn sein?
    Er dreht das Radio
leiser, um zu telefonieren.
    Lado freut sich, von ihm zu hören, und denkt, ja, durchaus, ein kleiner »Kuhhandel«
ist mit Sicherheit drin.
    Wichsgesichtiger
Redneck-Gringo.
    Dann hört Lado, welche Kuh der alte Barney verkaufen will und
    ... ist gar nicht
glücklich.
     
    Lado ist vielleicht nicht glücklich, aber Elena ist stinksauer.
    Außer sich vor Wut.
    Weil sie sich wie eine
Idiotin vorkommt.
    Diese Amerikaner haben
sie reingelegt, und jetzt fragt sie sich, ob sie sich von ihrer Sympathie (oder
Faszination) für das Mädchen die Sinne hat vernebeln lassen.
    Sich in dem neuen
amerikanischen Haus einzuleben -
    Na ja, Anwesen wohl eher, eine neue Festung,
abgelegen in der Wüste, mit Stacheldraht, Alarmanlagen, Geräusch- und
Bewegungsmeldern, bewaffneten Männern, die in Jeeps mit Vierradantrieb über das
Gelände patrouillieren, alle seit den letzten Attentatsversuchen in höchster
Alarmbereitschaft
    - fällt ihr
traurigerweise gar nicht schwer. Neue Kleider, neue Wäsche, neue Handtücher,
Toilettenartikel, Küchengeräte, die noch nie für die Zubereitung einer
Mahlzeit verwendet wurden, alles so steril wie ihr derzeitiges Leben. Lados Frau
ist die perfekte Gastgeberin, fast schon eine Kammerzofe, sie kam persönlich
vorbei, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Sogar die Wüste
draußen scheint sauber - vom Wind geschrubbt und von der Sonne gebleicht, eine
Umgebung, die zu Elenas karger innerer Landschaft passt.
    Durst.
    Sie denkt an ihr neues
Leben als Flüchtling.
    Eine milliardenschwere mujado, eine Bohnenfresserin mit
Dollars.
    Lado hat den (ausgetrockneten) Boden bereitet für diesen Tag, an dem das Kartell
Mexiko verlassen und sich eine neue Existenz in diesem neuen und wilden Land
aufbauen muss. Alles ist an Ort und Stelle, die Lager, die Verstecke, die Märkte
und die Männer. Die Drogenbehörde wurde großzügig geschmiert, ihre Anwesenheit
hier bleibt daher völlig unbemerkt.
    Sie hatte gehofft, das
Blutvergießen hinter sich zu lassen, und jetzt das.
    Sie hat den Krieg
hierhergetragen.
    Ihr Vertrauen wurde
enttäuscht. Und jetzt ist es notwendig, eine weitere Greueltat zu verüben.
    Sie telefoniert mit Lado.
    »Bring Magda her.«
    »Sie wird nicht kommen
wollen.«
    »Hab ich dich gefragt,
was sie will?«, faucht Elena.
    Gefügiges Schweigen. Das
ist sie von Männern gewohnt -Passivität ist deren kleine Rebellion. Damit
retten sie ihre kostbaren cojones.
    Dann fragt Lado eiskalt: »Was ist mit dem Mädchen? Dem anderen?«
    »Wir haben keine Wahl als
konsequent
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