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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn
Autoren: Don Winslow
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nicht so war, und sie bleibt noch zehn
Minuten in der Wanne liegen, bevor sie heraussteigt, sich anzieht und erneut
das Kommando übernimmt.
    Königin Elena.
    Das ist jetzt mein Leben.
    Sie zieht einen strengen
schwarzen Pullover zu einer Jeans an und geht nach unten.
    Die Männer warten im
Esszimmer.
    »Wir denken, es war El
Azul«, sagt Salazar. Ein Colonel von der Staatspolizei, phantasielos, aber
verlässlich, solange die Kohle stimmt.
    »Natürlich war er das«,
fährt ihn Elena an. »Die Frage ist, wieso konnten uns seine Männer so nah
kommen?«
    »Das war eine
unkonventionelle Sprengladung«, sagt Beitran, ihr Sicherheitschef, schon der
zweite Nachfolger des schmerzlich vermissten Lado. Der
Mann, der den Job zwischenzeitlich inne hatte, war El Azul.
    »Kannst du das näher
ausführen?«
    »Ein selbstgebauter
Sprengsatz«, sagt Beitran. »Im Prinzip eine Bombe, die in der Nähe der Route
platziert und mit einem Sender gezündet wurde.«
    Elena schüttelt den Kopf.
»Wie viele Tote?«
    »Fünf. Drei von uns, zwei
Zivilisten.«
    Elena sagt: »Findet die
Familien, übernehmt die Kosten für die Beerdigungen.«
    »Ich habe das dringende
Gefühl«, sagt Beitran, »dass Sie sich für eine Weile auf die finca zurückziehen sollten, wo
wir auf Sie aufpassen können.«
    »Ihr sollt hier auf mich aufpassen«, sagt
Elena. Sie starrt ihn an, bis er den Blick senkt und auf die Tischplatte guckt.
Sie seufzt und sagt: »Na schön, ich fahr auf die finca. «
    Die Tür geht auf und
Hernan kommt rein.
    »Mutter, ich hab's gerade
gehört. Gott sei dank.«
    Er küsst sie auf die
Wange, dreht sich zu Beitran um und schreit: »Warum hast du deinen Job nicht
gemacht?! Ich schwör dir, wenn meiner Mutter was passiert wäre ...«
    Hernan spricht die
Drohung nicht aus. Stattdessen sagt er: »Wir müssen darauf reagieren. Wir
dürfen sie auf keinen Fall in dem Glauben lassen, dass sie so was ungestraft
tun können. Find heraus, wer das war, und ...«
    »Wir wissen, wer das
war«, sagt Beitran.
    Elena sieht ihn erstaunt
an.
    »Azul rekrutiert Soldaten
in den Staaten«, erklärt Beitran.
    »Echte Soldaten -
Mexikaner, die frisch aus der Armee der Vereinigten Staaten entlassen wurden.
Die wissen, wie man diese unkonventionellen Sprengladungen baut. Das lernen die
im Irak.«
    »Hol sie her«, sagt
Hernan.
    »Wahrscheinlich sind sie
längst über die Grenze.«
    »Dann übergib an Lado«,
sagt Elena.
     
    O und Esteban kiffen, essen Pizza und gucken The Biggest Loser, das
gefällt ihnen.
    Sich mit fetten
Kohlehydraten vollzustopfen, vor der Glotze zu kleben und Leuten zuzusehen,
die abnehmen wollen, ist pervers genug, um O die
Langeweile zu vertreiben, und wie bereits erwähnt haut das Mädchen selbst ja
für ihr Leben gern rein.
    Esteban kifft einfach bloß gerne, guckt gerne fern und verbringt gerne Zeit mit O.
    Pizza mag er auch. Heute
Abend ist es eine extra große Pepperoni mit Hack, grüner Paprika und extra
Käse. Esteban mag die grüne Paprika nicht, aber er mag es, wenn O glücklich
ist.
    O ist jedenfalls fasziniert davon, Leuten bei was zuzusehen, das man eigentlich
nicht sehen kann. Es ist Femsehen, richtig,
aber man sieht ja nicht, wie das Fett in diesen übergewichtigen Körpern
verbrennt. Man kann ihnen aber beim Schwitzen, Keuchen und Heulen zugucken, und
abgesehen davon, dass es ihr Spaß macht, sich vollzustopfen, während die
anderen hungern, hat O ein paar von ihnen auch echt ins Herz
geschlossen.
    Irgendwie wollen die was.
    Ihr Leben zum Besseren
wenden.
    Das ist bewundernswert.
    Anders als das, was du
machst, sagt sie sich eines Abends.
    »Machen wir uns nichts
vor«, sagt sie zu Esteban, »ich bin eine ganz schön
unbrauchbare Schnalle.«
    Esteban versteht »unbrauchbar« - fregado -,
aber »Schnalle« kennt er nicht.
    »Wenn ich hier
rauskomme«, sagt O, »wenn ich hier rauskomme ...«
    »Das wirst du.«
    »Dann fang ich was mit
meinem Leben an.“
    »Was?«
    Naja, das ist das
Problem, ese, Este. Ich hab keinen blassen
Schimmer.
     
    Lado kriecht ins Bett.
    Um es seiner Frau zu
besorgen.
    Die hat's mal wieder
nötig, einen guten harten Schwanz.
    Er stubst sie zwischen
die warmen Hinterbacken und reibt sich an ihr, wartet auf eine Einladung.
    Delores richtet sich auf
und steigt aus dem Bett. »Mach das mit deiner putaña. Ich will nicht.«
    Lado ist dafür nicht in Stimmung. Er hat so viel um die Ohren. Der Krieg, der
Überfall, jetzt der Anschlag auf Elena und die verschärfte
Sicherheitsüberwachung ihrer Tochter, die
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