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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn
Autoren: Don Winslow
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aus
und setzt die hübsche, saubere Pistole wieder zusammen.
     
    O fährt nach Hause.
    Wo
Paku mal wieder in einer ihrer Phasen steckt. O fällt es schwer, den Überblick
zu behalten ... Aber das geht ungefähr in dieser Reihenfolge: Yoga
    Pillen
und Alkohol Entzug
    Die
Republikaner Jesus
    Die
Republikaner und Jesus Fitness
    Fitness,
die Republikaner und Jesus
    Schönheitschirurgie
    Gourmetküche
    Jazztanz
    Buddhismus
    Immobilien
    Immobilien,
Jesus und die Republikaner Guter Wein Nochmal Entzug
    Tennis Reiten
Meditation
     
    Und
jetzt... Direktvertrieb.
     
    »Das ist ein
Pyramidensystem, Mom«, sagte O, als sie die unzähligen Kisten mit
Biopflegeprodukten entdeckte, die sie in Pakus Auftrag verkaufen sollte. Diese
hatte bereits die meisten ihrer Freundinnen verpflichtet, sich den Scheiß
gegenseitig anzudrehen.
    »Das ist kein
Pyramidensystem«, widersprach Paku. »Ein Pyramidensystem ist so was wie mit dem
Putzzeug.«
    »Und
das hier ...«
    »Ist
es nicht«, sagte Paku.
    »Hast du mal eine
Pyramide gesehen?«, fragte O. »Oder ein Bild davon?“
    »Ja.«
    »Okay«, sagte O und
fragte sich, warum sie sich überhaupt die Mühe machte. »Du verkaufst den Scheiß
und schlägst im Vergleich zu der Person, die dich angeworben hat, einen bestimmten
Prozentsatz drauf. Du wirbst andere Leute, die noch mal was drauflegen. Das ist
eine Pyramide, Mom.«
    »Nein,
ist es nicht.«
    O kommt am Nachmittag nach Hause, Paku sitzt auf der Terasse und kippt sich mit
ihren Freundinnen vom Fanclub für biologische Pflegeprodukte Mojitos hinter die
Binde. Sie haben alle schon einen sitzen und plappern über irgendein bevorstehendes
dreitägiges Motivationstraining auf einem Kreuzfahrtschiff.
    Was
einen auf somalische Piraten hoffen lässt, denkt O.
    »Soll ich euch Limonade
bringen?«, fragt O liebenswürdig in die Runde.
    Paku merkt nichts mehr.
»Danke, Schatz, aber wir haben genug zu trinken. Möchtest du dich nicht zu uns
setzen?«
    Ja, genau, möchte ich
nicht, denkt O.
    »Bin anderweitig
verplant«, sagt sie und zieht sich in das relativ sichere Refugium ihres
Zimmers zurück.
    Nummer sechs versteckt
sich in seinem Arbeitszimmer und tut so, als würde er den Aktienmarkt
beobachten, tatsächlich guckt er aber ein Spiel der Angels. Die Tür steht offen,
er sieht O, schwenkt schnell auf seinem Drehstuhl herum und glotzt auf den
Computerbildschirm.
    »Mach dir keine Sorgen«,
sagt O. »Ich verpetz dich nicht.«
    »Willst du einen
Martini?«
    »Nein, danke.«
    Sie geht in ihr Zimmer,
lässt sich aufs Bett fallen und schläft ein.
     
    Lado ist die Abkürzung für »Heiado«, was auf Spanisch »kalt wie Stein« bedeutet. Das
passt.
    Miguel Arroyo, alias Lado, ist
kalt wie Stein.
    (Ein Bild, gegen das Chon
übrigens einiges einzuwenden hätte. Er war in der Wüste und weiß, wie verdammt
heiß Steine werden können.)
    Egal...
    Schon als Kind schien Lado keine
Gefühle zu kennen und wenn doch, hat er sie nicht gezeigt. Wenn man ihn umarmte
- was seine Mutter getan hat, oft sogar -, kam nichts zurück. Bekam er den
Arsch mit dem Gürtel versohlt - von seinem Vater, und zwar ebenfalls oft -,
genauso wenig. Er sah einen nur mit seinen schwarzen Augen an, als wollte er
sagen, was wollt ihr von mir?
    Jetzt ist er kein Junge
mehr. Er ist sechsundvierzig und selbst Vater. Hat zwei Söhne und eine Tochter
im Teenageralter, die ihn loco macht. Das ist in dem
Alter natürlich ihr Job. Lado ist kein Kind mehr, er hat
eine Frau, betreibt eine Landschaftsgärtnerei und scheffelt Kohle. Niemand
traut sich mehr mit einem Gürtel an ihn ran.
    Jetzt fährt er mit seinem
Lexus durch San Juan Capistrano, sieht sich den schönen Futbol-Platz an, dann biegt er links in die
große Wohnsiedlung ab, ein Wohnblock neben dem anderen, identische Gebäude
umgeben von einer Steinmauer, hinter der eine Bahnstrecke verläuft.
    AM.
    Ausschließlich Mexikaner.
In jedem Block.
    Hört man hier Englisch,
ist es der Briefträger, der Selbstgespräche führt.
    Hier wohnen die netten
Mexikaner, die respektvollen, anständigen, hart arbeitenden Mexikaner, wenn sie
nicht gerade ihren Jobs nachgehen. Es sind alte mexikanische Familien, die
schon hier waren, bevor ihnen die Anglos das Land klauten, und auch schon,
bevor es sich die spanischen Vorväter unter die Nägel rissen. Sie haben San
Juan Capistrano wiederaufgebaut, damit die Schwalben Nester bauen können.
    Es sind mexikanische
Amerikaner, die ihre Kinder in die katholische Schule auf der anderen
Straßenseite schicken, wo
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