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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim
Autoren: Matti Rönkä
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dich aus der Modewelt raus, mein lieber Viktor. Oder sollen wir einen Schwulen engagieren, der dich stylt? Aber über dem netten Geplauder vergessen wir am Ende noch, weshalb wir hier sind. Yes, yes, back to business, sagt Eliot Ness.«
    Korhonen nahm die Füße vom Tisch und setzte sich gerade.
    »Viktor, in deiner Geschichte gibt es eine ganze Menge Lücken. Es klingt nicht unbedingt glaubhaft, dass irgendein Typ in dein Büro spaziert und sagt: ›Hallo Viki, long time no see. Hör mal, lass uns das globale Hungerproblem lösen und nebenbei ein paar unangenehme Zeitgenossen abmurksen. Und wenn du nach Hause kommst, gleichst du das Demokratiedefizit in Russland aus und stoppst den Klimawandel.‹«
    »So war es nicht«, sagte ich.
    Varis hob die Hand, stoppte Korhonens Redefluss.
    »Wie war es denn dann? Am besten erzählst du uns alles.« Varis lehnte sich vor wie ein empathischer Therapeut: Sprich dir nur alles von der Seele, das erleichtert.
    Wieder sah ich Varis ausdruckslos an, eine Spur zu lange. »Gut, ich rede, aber nur, weil ich nichts damit zu tun habe. Ich bin doch völlig unpolitisch.«
    Ich begann mit den Worten, dass ich nicht überrascht war, als Arseni Kasimirow mein Büro betrat. Ich hatte gewusst, dass er kommen würde.
    »Hattest du einen präkognitiven Traum?«, fiel mir Korhonen prompt ins Wort.
    »Geträumt hatte ich auch von ihm«, antwortete ich geduldig.
    »Du bist eine Wahrsagerin. Solltest dich mit einem Zelt auf den Markt stellen«, spöttelte Korhonen.
    Ich brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Ich war ihm schon früher begegnet. Bei der Armee, vor Jahren. Während der Spezialausbildung. Und dann sind wir uns im letzten Sommer über den Weg gelaufen, in Petrozawodsk. Inzwischen weiß ich, dass es keine zufällige Begegnung war.«
    Korhonen spitzte die Lippen. »So langsam verliere ich denFaden. Liefer mal ein bisschen Hintergrund. Und eine Chronologie wäre eine wunderbare Überraschung.«
    Ich wusste, dass »wunderbar« in seinem Wortschatz ausschließlich für Frotzeleien reserviert war, ging aber nicht darauf ein.
    »In Petrozawodsk hat er sich Wronskij genannt«, erzählte ich.

1
    Das Grundstück lag auf einer Halbinsel, die sich in den Saimaa-See schob. Es war aus jeder Richtung schwer zugänglich. Die letzten Kilometer auf der Forststraße musste ich vorsichtig fahren, damit die Ölwanne meines Mercedes nicht über die Steine schrammte, die sich in den Grasbüscheln verbargen. Die Straße endete in einer Kehre, wo die Holzlaster beladen wurden und wenden konnten.
    »Da wächst kräftiges Jungholz«, erklärte Viljo Ripatti beflissen. Der alte Landwirt fürchtete, ich würde es mir anders überlegen und das Grundstück doch noch ablehnen. Der Kahlschlag sah tatsächlich traurig aus. Weidenröschen, wilde Himbeeren und mannshohes Gras hatten das Gelände erobert. Einige Ebereschen standen noch, aber alles halbwegs wertvolle Holz war bis zum letzten Klotz gefällt worden.
    Der Anblick überraschte mich nicht. Ich hatte die Grundstücksparzellen auf der Karte studiert und Kopien des Waldbauplans bekommen. Vor Ort wollte ich mich lediglich vergewissern, dass das Uferareal weit genug von den Nachbarn entfernt lag, verborgen und friedlich. Ich kaufte keinen Nutzwald, sondern ein Grundstück für ein oder zwei Ferienhäuser, für Kunden aus St. Petersburg. Und die wollten ihre Ruhe haben.
    Doch das wusste Viljo Ripatti nicht.
    »Das Faserholz kann schon in zwanzig Jahren gelichtet werden«, pries er den nachwachsenden Wald.
    »Was ist mit dem Weg? Ist dafür eine Wegedienstbarkeit registriert?«
    »Nein. Kein Durchgangsverkehr. Er führt nur hierher auf unser Land. Beziehungsweise auf Ihres …«, erklärte Ripatti eilig. »Am nordöstlichen Rand gibt es eine Strecke für Motorschlitten. Im Winter. Da fahren die Leute aus dem Feriendorf entlang«, fügte er hinzu, wie um seine Aufrichtigkeit hervorzuheben.
    »Aha«, sagte ich. Die Leute wurde man los. Man konnte ihnen die Durchfahrt verbieten oder den Mietvertrag für die Strecke kündigen, falls es einen gab. »Und das Jagdrecht, ist das verpachtet?«
    »Sind Sie Jäger? Als Landbesitzer dürfen Sie sicher an der Elchjagd teilnehmen«, freute sich der Bauer.
    Ich verneinte und stellte keine weiteren Fragen. Die örtlichen Jäger und Sammler würden ungestört bleiben, und die zukünftigen Bewohner der Ferienhäuser würden keinen Anteil an der Beute fordern. Wer mit Erlaubnis im Wald umherstreifte, würde automatisch auch darauf
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