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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim
Autoren: Matti Rönkä
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waren gerade dabei, ihre Arbeit zu beenden. Sie machten lange Tage, von früh um sieben rund um die Uhr bis abends und auch noch länger. Sie waren zu viert, ein kleiner Trupp, der keinen Polier brauchte. Antti Kiuru, ein Ingermanländer, der schon seit Langem für mich arbeitete, verstand sich bestens darauf, die Bauzeichnungen zu lesen, gab auch den anderen Anweisungen und besorgte das Zubehör.
    Letzteres war allerdings selten nötig. Die Reihenhäuser wurden aus Bauteilen zusammengesetzt, die in Helsinki produziert worden waren. Nägel, Eisen und Beschläge, Badezimmermöbel, Elektrozubehör … alles wurde mit den Wandelementen und Dachstühlen zu dem fertig gegossenen Fundament transportiert, wo die Einzelteile zusammengebaut wurden. Die Profilbleche für die Dächer kamen maßgefertigt direkt von der Fabrik, ordentlich in Plastik verpackt.
    Antti Kiuru rollte gerade den Druckschlauch des Naglers auf, als ich eintrat. Er war hochgewachsen und bewegte sich, als müsse er sich jeden Schritt überlegen. Ein wenig mühsam richtete er sich auf. Mir ging durch den Sinn, dass auch Antti älter wurde, er musste bald sechzig sein.
    »Na, Herr Direktor«, grüßte Antti und zündete sich eine Zigarette an. Wie immer trug er eine alte Anzughose und ein Flanellhemd, an dem die obersten Knöpfe offen waren, sodass die Sonne ihm ein rotes Dreieck auf die Brust brannte.
    »Es geht voran«, stellte ich fest. Alles deutete darauf hin, dass die Männer nicht faul herumgelegen und Wettkämpfe im Präzisionsspucken ausgetragen hatten.
    Antti sagte, ohne zu prahlen, sie seien dem Zeitplan voraus. Sie hätten sich überlegt, dass sie den Freitag freinehmen und erst am Dienstag wieder an die Arbeit gehen würden. Dann könnten die Jungs ein langes Wochenende in Karelien verbringen, und auch er, Antti, hätte Gelegenheit, seiner Familie in Vantaa ein wenig länger zur Last zu fallen.
    Ich stimmte zu, obwohl Antti Kiuru nicht um Erlaubnis gebeten hatte. Ungesagt blieb, dass die Familie nur aus Anttis Frau Olga bestand, denn Eino, der eine der beiden Kiuru-Söhne, hatte sich dem Drogenhandel verschrieben und war spurlos verschwunden, und sein Bruder Matti war inzwischen auch schon erwachsen, kam allein zurecht und leistete gerade seinen Wehrdienst ab.
    Die Männer hatten als Erstes die Wohnung an der Südseite so weit fertiggestellt, dass sie dort schlafen konnten. Im Wohnwagen wurde es für vier Leute rasch ungemütlich. Es war doch etwas anderes, wenn man fließendes Wasser hatte, wenn einige Lampen brannten und die Küchenmaschinen funktionierten. In das Esszimmer hatten sie sogar einen alten rustikalen Esstisch mit zwei Bänken geschleppt. Immerhinwaren die Fußböden sorgfältig mit Baupappe abgedeckt, sodass auf dem Parkett keine Spuren zurückbleiben würden.
    »Die Sauna ist bald heiß und das Teewasser kocht auch gleich«, sagte Antti und richtete geschäftig ein Zimmer für mich ein. Ich holte meinen Schlafsack aus dem Wagen. Es war Ausschussware der schwedischen Armee, aus einem Schrottladen, der solche überzähligen Dinger verkaufte, und für die derzeitigen Temperaturen allzu mollig. Ich legte meinen Proviant auf den Tisch, Brot, Käse und Wurst sowie einige Tomaten, und forderte die Männer auf, sich meine bescheidenen Mitbringsel schmecken zu lassen. Dann schraubte ich eine Flasche Wodka auf, und nach zweimaliger Aufforderung goss Antti jedem ein Glas ein. Mehr zu trinken, erlaubten sich die Männer nicht.
    Ich ging mit Antti in die Sauna. Die jüngeren Bauarbeiter sagten, sie würden erst nach uns baden. Sie scherzten miteinander und begannen, ihr eigenes Ding zu machen, nannten Antti Opa. Wir saßen schweigend auf der Schwitzbank. Antti Mihailowitsch war kein großer Schwätzer, und auch ich war mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt.
    Ich lag bäuchlings auf dem geöffneten Schlafsack und tippte auf dem Laptop. Ich hatte eine Abneigung gegen Computer, gegen ihre seltsamen Befehle, überraschend abstürzende Programme und das leise Rattern der Festplatte. Dennoch musste ich zugeben, dass ein tragbarer Rechner und ein drahtloser Breitbandanschluss für meine Bedürfnisse genau das Richtige waren. Auch jetzt hatte ich nur den Laptop aufgeklappt und das Klötzchen mit dem kurzen Kabelstummel in seine Buchse gesteckt, und schon konnte ich Bankangelegenheiten erledigen und meine Mails lesen.
    Ich hatte es längst aufgegeben, mich über Spam zu wundern, obwohl mir nicht einleuchtete, warum man die Spermamenge vergrößern
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