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Zeit des Lavendels (German Edition)

Zeit des Lavendels (German Edition)

Titel: Zeit des Lavendels (German Edition)
Autoren: Petra Gabriel
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dachte Magdalena.
    »Und was habt Ihr mit mir zu besprechen?«
    »Nun, ich denke, selbst eine Frau wie Ihr braucht im Angesicht einer so großen Aufgabe geistlichen Beistand und Ermutigung.«
    Magdalena von Hausen senkte den Kopf und nickte. »Das ist wohl wahr. Es ist eine große Last und eine große Verantwortung, Äbtissin des Stiftes zu Seggingen zu sein. Ich flehe jeden Tag zu Gott, dass er mir die nötige Kraft und Weisheit geben möge, dieses sein Reich in seinem Sinne zu lenken. Die Zahl der Aufgaben, die auf mich warten, ist fast unübersehbar.«
    »Gott wird Euch antworten, wenn Ihr nur demütig genug betet. Und seid versichert, der Bischof und sein Domherr lassen Euch nicht allein mit dieser schweren Aufgabe.« Murgel trat etwas näher und wollte Magdalena von Hausen die Hand auf die Schulter legen. Doch sie wich zurück. In ihr keimte das Misstrauen.
    »Wohl bin ich eine schwache Frau im Angesicht des Herrn. Doch mir hilft, dass ich das Stift gut kenne. Schließlich bin ich seit meiner Kindheit hier. Und Kunigunde von Hohengeroldseck war eine gute Lehrerin.«
    »Hegtet Ihr nicht einen gewissen Groll gegen sie, meine Tochter?«
    Magdalena von Hausen zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Nun, wurde sie nicht Euch vorgezogen bei der letzten Wahl?
    Ihr wisst sehr wohl warum. Zu sehr wart Ihr den Lehren dieses Ketzers Martin Luther zugeneigt. Ich hoffe, das Tribunal damals hat seine Wirkung auf Euch nicht verfehlt und Euch über den rechten Glauben belehrt. Nun, mit Euren 29 Jahren seid Ihr wohl weiser geworden, und eine treue Tochter der Kirche. Ich würde unserem Bischof jedenfalls gerne berichten, dass er sich auf Euch verlassen kann. Gerade in so schwierigen Zeiten wie diesen muss die Kirche auf ihre Kinder zählen können ... Ach, lebt Eure Schwester Genoveva eigentlich noch in diesem Ketzernest Basel?« Die Warnung war unüberhörbar, auch wenn Murgels Stimme die Drohung in Samt verpackt hatte.
    Magdalena von Hausen straffte sich. Sie erinnerte sich noch mit Schaudern an diese Tage des Tribunals. Gut, am Ende war sie gerade noch einmal davongekommen, hatte alle von ihrer Treue zur römischen Kirche und zum Papst überzeugt. Es waren schwere Tage gewesen. Doch so leicht würde dieser Mann sie trotzdem nicht einschüchtern. »Ja, Genoveva führt dort mit ihrem Mann ein redliches, gottesfürchtiges Leben. Sie fehlt mir sehr in diesen schweren Tagen. Aber ich habe ja noch mehr Familie, wie Ihr sicherlich wisst. Wenn ich jemals fehlen sollte, wird mir auch der Domherr zu Speyer, mein Bruder Veit Sixtus, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Oder mein Vetter, Wolfgang von Hausen, der Probst des Stiftes Ellwangen. Er soll wohl der nächste Bischof von Regensburg werden. Er hat gute Beziehungen nach Rom, das ist Euch wohl bekannt. Und diese hätte er kaum, wenn sich die Kirche meiner nicht sicher sein könnte. Meint Ihr nicht?«
    »Nun, so wichtig kann Eurem Bruder diese Stühlung ja wohl nicht gewesen sein. Sonst wäre er gekommen ... Wie dem auch sei, ich bin ja nicht hier, um mich mit Euch zu streiten, sondern um Euch meinen Beistand anzubieten.«
    Magdalena biss sich auf die Lippen. Murgel hatte Recht. Ihr Bruder Veit Sixtus war trotz seiner Zusage nicht erschienen. Wenn er doch noch kam, würde sie ihm Schabzieger servieren und den sauersten Wein aus dem Stiftskeller. Dieser grüne, mit Steinklee gewürzte Käse aus dem Glarus war in diesem Jahr noch würziger als sonst geraten und würde ihm schon die Zunge zusammenziehen. Bei diesem Gedanken musste sie lächeln.
    Jakob Murgel betrachtete sie irritiert. Diese Frau schien nicht die leiseste Neigung zu haben, sich einschüchtern zu lassen. Dabei hatte sie vor der Stühlung doch einen so demütigen, lenkbaren Eindruck gemacht. Vielleicht hätten sie doch besser Ursula von Heudorf ... aber dazu war es jetzt wohl zu spät. Seine Stimme bekam einen metallenen Klang. »Ihr scheint Euch Eurer Sache sehr sicher zu sein. Wie ich hörte, gab es kürzlich Ärger mit dem Keller des Murger Dinghofes. Er widersetzte sich den Anweisungen des Stifts. Hat die Äbtissin denn jetzt keinen Einfluss mehr auf die eigenen Verwalter? Ihr wisst, wie unabdingbar es ist, dass der Zehnt in den Dinghöfen richtig gezählt und eingesammelt wird und die Hörigen unter Aufsicht bleiben. Sie sind wie die Kinder.«
    Magdalena von Hausen blickte Murgel fest in die Augen. »Ich weiß sehr wohl, wie notwendig die Kirche die Abgaben dieses reichen Stiftes braucht, gnädigster Domherr. Zumal ja
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