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Zeit der Idioten

Zeit der Idioten

Titel: Zeit der Idioten
Autoren: Bernhard Moshammer
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wie Moral – wenn man’s genau nimmt, pfeifen die wirklichen Vollidioten auf die Zehn Gebote. Nicht, dass ihr jetzt glaubt, ich hab’s mit dem Herrn Jesus oder so, aber die Zehn Gebote sind nicht unbedingt falsch, wenn sie auch zu Beginn und dann gegen Ende ein bisschen übertrieben angedacht sind, wenn ich mich richtig erinnere. Ihr wollt meine Schularbeit sehen? Na gut.
    Konstruktiver Vorschlag für Präventivmaßnahmen
gegen den Austro-Terrorismus.
Von Sarah Ungar
    Wenn nichts so gefährlich ist wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist, wie wäre es mit folgender?
    Wir verlangen von der Regierung, ein Idiotenministerium einzurichten – es müsste natürlich anders heißen: Ministerium für den Kleinen Mann oder so – oder zumindest einen, irgendeinem Ministerium untergeordneten Ausschuss oder einen Staatssekretär für idiotische Fragen und Belange (oder: für den Kleinen Mann) zu bestellen. In einem von diesem Ministerium produzierten Fernsehwerbespot würden dann alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen werden, sich einen einmaligen Betrag von tausend Euro auf dem für sie zuständigen Magistratsamt abzuholen – als Belohnung für ehrliche Staatsbürgerschaft oder so. Dort müssten sie dann einen kleinen Fragebogen ausfüllen: Name? Haben Sie es auch satt, immer draufzuzahlen und ordentlich zu arbeiten, während andere sich die Rosinen aus unserem Kuchen picken? Haben Sie Angst um Ihren Arbeitsplatz? Warum? Fühlen Sie sich fremdbestimmt? Von wem? Alles wäre schöner, einfacher, leichter, besser, wenn folgende Gruppierung(en) nicht mehr Teil unserer Gesellschaft wäre(n), Zutreffende bitte ankreuzen: Christen, Moslems, Juden, Scientology, Psychotherapeuten, Ausländer, Anwälte, Künstler, Homosexuelle, Intellektuelle, Politiker, Amnesty International, Behinderte, Depressive, Verwandte, Andere? Bitte Namen in Blockbuchstaben anführen.
    Danach würde jeder seinen Tausender bekommen. Die Listen würden gesammelt und von einem Expertenteam ausgearbeitet werden. Alle Idioten wären registriert.
    Voilá!
Der vierte Anschlag
    Der vierte Anschlag in Wien ist umstritten, weil einige Experten ihn nicht als terroristischen Anschlag gelten lassen wollen. Sie meinen, er wäre rein privater Natur gewesen und hätte nur einen Unfall nach sich gezogen. Jessas, was ist denn das für eine blöde Differenzierung? Soll das eine Botschaft an alle zukünftigen Attentäter sein, sie müssen mindestens fünf Unschuldige eigenhändig erledigen, um in die Riege der Vollidioten des Jahres aufgenommen werden zu können? Findet ihr mich zynisch? Ich halte mich nicht für einen Zyniker. Ich finde diese Experten zynisch.
    Dieser Typ nämlich, ein neunzehnjähriger Wehrmann des Bundesheers namens Wolfgang Schmiedleitner, hat an einem Wochenende sein Gewehr, ein STG 77, aus der Kaserne geschleust, was nebenbei bemerkt kein Problem darstellte, obwohl der verantwortliche Unteroffizier die Verwahrung aller Schusswaffen seiner Kompanie mit seiner Unterschrift bestätigt hat. Er fuhr nach Hause in den 22. Wiener Gemeindebezirk, um seine Mutter und sich selbst zu töten, angeblich, weil sie ihm damals den Termin für sein Vorsprechen vor der Zivildienstkommission vorenthalten hat. Wie es scheint, wollte sie ihn unbedingt ein Mal in einer Soldatenuniform sehen – so jedenfalls haben die Medien sich wieder einmal selbst übertroffen.
    Zum terroristischen Anschlag wurde sein privater Amoklauf, weil der erste Schuss auf seine Mutter danebenging. Der Zufall wollte es, dass ein Fenster offen stand, durch welches die abgefeuerte Patrone sich ihren perfiden Weg mitten in den Kopf eines U-Bahn-Bauarbeiters bahnte, der wiederum eine tonnenschwere Last von seinem Kran fallen ließ, die weitere sieben Kollegen tötete. Da sind wir schon wieder bei der Kluft, die sich zwischen Intention und Wirkung auftut, aber trotzdem, mir fällt keine Entschuldigung für diese Tat ein, wie arm, allein und verzweifelt der Mann auch gewesen sein mag. Die Intention selber ist nämlich das Terroristische. Eine scheiß Waffe zu nehmen, um jemandem den Schädel wegzublasen. Da ist es doch egal, wie viele draufgehen und aus welchem noch so idiotischen Grund.
    Sicher, Wolfgang Schmiedleitner ist ein armer Hund gewesen, und er hat das sicher nicht gewollt. Ich will hier nicht einen auf Bush oder Blair machen und Auge um Auge, Zahn um Zahn auf meine Flagge schreiben, aber darum geht’s ja nicht. Es geht hier nicht um die Frage, was man mit den Schuldigen tun soll – die
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