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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe
Autoren: Anne Stuart
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unbeschwert lachen. Ich will küssen und geküsst werden, bis ich genug davon habe, und das alles will ich mit einem blendend aussehenden Mann tun. Du gibst doch zu, dass Christopher ein schöner Mann ist, nicht wahr?“
    „Er hat ein fliehendes Kinn“, entgegnete Jane skeptisch.
    „Finde ich nicht. Sei’s drum. Nur gut, dass du hier bist. Ohne dich könnte ich mich kaum unbemerkt aus dem Haus schleichen. Meine Schwägerin nimmt ihre Aufsichtspflicht sehr ernst, nachdem meine Eltern nach Schottland gereist sind. Ständig fragt sie mich, wohin ich gehe und was ich vorhabe. Aber du musst nicht für mich lügen, falls man bemerkt, dass ich ausgegangen bin.“
    „Das werde ich auch nicht, darauf kannst du Gift nehmen“, erklärte Jane trotzig. „Ich erzähle jedem, der mich danach fragt, wohin du gegangen bist und mit wem.“
    „Das stört mich keineswegs. Man wird nicht nach mir suchen. Im Übrigen wissen meine Eltern, dass ich keine Närrin bin. Um Mitternacht bin ich wieder wohlbehalten zu Hause, und niemand muss etwas von meinem Ausflug erfahren. Ich will doch nur ein bisschen Freiheit genießen, bevor ich einen dieser Langweiler heirate, die meine Brüder mir ständig vorstellen. Nur ein paar heimliche Küsse, während wir das Feuerwerk bewundern, und dann lasse ich mich nach Hause bringen. Was kann mir denn schon passieren, wenn meine Eltern davon erfahren? Denkst du, mein Vater sperrt mich bei Wasser und Brot in meinem Zimmer ein?“
    „Ja, ja, du verstehst es, deine Eltern um den kleinen Finger zu wickeln. Niemand kann dir lange böse sein“, erwiderte Jane mit leiser Wehmut.
    Miranda zog die Kapuze über ihr langweiliges brünettes Haar und griff nach der Halbmaske. „Tja, ich bin nun mal unwiderstehlich“, erklärte sie kokett. „Mach dir um mich keine Sorgen, Liebste. Ich bin bald wieder zurück.“
    Jane musterte sie besorgt. „Ich wünschte, du würdest nicht gehen. Ich halte Mr St. John nicht für rechtschaffen.“
    „Das sagtest du bereits. Irgendwann heirate ich einen rechtschaffenen Mann, das verspreche ich dir. Aber heute will ich einen vergnüglichen Abend mit einem schönen Mann verbringen.“ Sie drückte Jane einen Kuss auf die Wange. „Sei unbesorgt, mir passiert schon nichts.“ Und im nächsten Moment war sie verschwunden.
    Es gab Momente, in denen Lady Miranda Rohan nicht fassen konnte, wie dumm sie gewesen war, wenn sie an jene Nacht zurückdachte. Wie leichtgläubig, wie felsenfest von ihrer Unverletzlichkeit überzeugt, dass sie die Gefahr nicht erkannt hatte. Christopher St. John war charmant, weltgewandt und sah umwerfend gut aus. Zugegeben, er war auch völlig mittellos, was sie nicht im Geringsten gestört hätte. Von dem Vermögen, das sie erben würde, könnten beide ein Luxusleben führen. Und in den drei Jahren, die sie sich auf dem Heiratsmarkt getummelt hatte, war Miranda kein Herr begegnet, den sie auch nur als möglichen Kandidaten in Erwägung gezogen hätte, bis der schöne Christopher auf der Bildfläche erschienen war mit seiner schlanken sehnigen Gestalt, seinen weißen Zähnen und seinem charmanten Lächeln.
    Sie hatte gelacht, als er ihr den Vorschlag gemacht hatte, mit ihm durchzubrennen. Und erst als ihr die Heimfahrt in der geschlossenen Kutsche zum Stadthaus der Rohans in der Clarges Street allzu lang erschienen war, hatte sie Verdacht geschöpft. Sie hatte die Blende des Wagenfensters hochgezogen und in die stockfinstere Nacht gespäht, nicht in die von Gaslaternen erhellten Straßen Londons.
    Miranda hatte keinen hysterischen Anfall bekommen, obwohl nicht viel gefehlt hätte. Sie hatte wütend protestiert und ihm in aller Entschiedenheit mit Konsequenzen gedroht, ohne ihn zur Umkehr bewegen zu können. Er hatte ihre Einwände lächelnd abgetan und beteuert, sie zu lieben und nicht ohne sie leben zu können. Und zugegeben, auch nicht ohne ihr beträchtliches Vermögen.
    „Ich werde Sie nicht heiraten“, hatte sie energisch abgewehrt. „Auch wenn Sie mich vor einen Priester in Gretna Green zerren, verweigere ich Ihnen mein Jawort.“
    „Irrtum, liebste Miranda“, hatte er in seiner einschmeichelnden Stimme entgegengehalten, die sie mittlerweile nicht länger bezaubernd, sondern unerträglich fand. „In Schottland ist kein Priester nötig, um eine Trauung zu vollziehen. Jeder Mann ist dazu berechtigt. Und zweitens werden Sie mir Ihr Jawort geben, da Sie gar keine andere Wahl haben.“
    „Ich habe eine andere Wahl.“
    „Nicht wenn Ihr Ruf
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